Hamburger Auferstehung

Dortmund · Der Hamburger SV hat sich mit einem Überraschungs-Erfolg bei Borussia Dortmund zurückgemeldet. Der Vizemeister dagegen hat bereits vier Mal in Folge in der Bundesliga nicht gewonnen.

Die Sieger sanken nach dem Befreiungsschlag überglücklich und erschöpft auf den Rasen. An der Außenlinie feierte Trainer Joe Zinnbauer im vierten Spiel auf der Bank des Hamburger SV den ersten Saisonsieg. Wenige Meter entfernt standen die frustrierten Profis des deutschen Vizemeisters Borussia Dortmund nach einer bitteren 0:1 (0:1)-Heimpleite, die Hände in die Hüften gestemmt und wohlwissend um die prekäre Situation in der Bundesliga, fernab von den eigenen Ansprüchen.

Lasogga schlägt zurück

Der Hamburger Matchwinner Pierre-Michel Lasogga nutzte die Gunst der Stunde zu einem verbalen Gegenangriff und nahm sich seinen Kritiker Uli Stein zur Brust. Auf die jüngste Häme des einstigen HSV-Torwarts, wonach ein Spieler wie Lasogga "früher wahrscheinlich nur das Ballnetz getragen hätte", reagierte er deutlich: "Ich kenne diese Person nicht. Dass Leute meinen Namen in den Mund nehmen, um sich in der Öffentlichkeit wichtig zu machen, juckt mich gar nicht."

Der Coup in Dortmund verhalf nicht nur Lasogga zu mehr Selbstvertrauen. Mit dem ersten Bundesliga-Auswärtssieg seit dem 27. Oktober 2013 und dem Sprung vom letzten Tabellenplatz wuchs bei allen Beteiligten der Glaube an bessere Tage. "Ich wusste schon gar nicht mehr, wie sich ein Sieg anfühlt", bekannte Abwehrspieler Dennis Diekmeier.

Das scheint so langsam auch für den BVB in der Bundesliga zu gelten. Zum vierten Mal in Folge blieb er sieglos. Ungewöhnlich kleinlaut suchte Trainer Jürgen Klopp nach Erklärungen. Auf die Tabelle habe er nicht geschaut. "Ich bin nicht sadistisch unterwegs. Ich weiß ungefähr, wo wir stehen - und zwar weit entfernt von dem, wo wir hinwollen", sagte er.

Rang 13, 9:12 Tore, und nach sieben Spieltagen schon zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayern München - ernüchternde Fakten. Am Ende der vergeblichen Bemühungen gegen den HSV zeigten sogar die Fans Mitleid. Noch Minuten nach dem Abpfiff machten sie ihren Idolen mit lauten Sprechchören Mut. Die Verlierer standen, sichtlich überrascht von der Reaktion der treuesten Anhänger, minutenlang fassungslos vor der Südtribüne. "Wenn man sieht, was für geile Fans wir haben, das müssen wir zurückzahlen", appellierte Weltmeister Kevin Großkreutz . "Das ist ungewöhnlich, aber es ist eine Reaktion, die uns helfen wird", sagte Klopp.

BVB-Trio kehrt zurück

Und so bleibt nur die Hoffnung auf einen "Neustart" nach der nun anstehenden Länderspielpause. Schließlich sollen beim Spiel am 18. Oktober in Köln die von langwierigen Verletzungen genesenen Marco Reus , Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan wieder im Aufgebot stehen. Zudem dürfte Sven Bender seine im HSV-Spiel erlittene Leistenverletzung auskuriert haben. Dafür fällt Marcel Schmelzer mit einem Mittelhandbruch vier Wochen aus.

Jürgen Klopp setzt auf die Lernfähigkeit seiner Mannschaft: "Kritik kann ja auch hilfreich sein und nicht ausschließlich dazu führen, dass sich jemand schlechter fühlt. Im Idealfall machen wir was aus dieser Situation, dass es danach anders läuft."

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