Hamburg träumt schon wieder von Europa

Hamburg · Der Bundesligist hat souverän das Pokal-Viertelfinale erreicht, dennoch geht der Abstiegskampf weiter.

 Die Hamburger Spieler lassen sich feiern. Foto: Charisius/dpa

Die Hamburger Spieler lassen sich feiern. Foto: Charisius/dpa

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Es war ein bisschen wie früher. "Noch drei Siege bis Europa", titelte das Hamburger Abendblatt. Die Bild-Zeitung schrieb in großen Lettern von der "Pokal-Party" des Hamburger SV, und die Morgenpost stellte fest: "Der HSV träumt von Berlin."

Die Stimmung an der Elbe erinnerte gestern schon fast an alte Zeiten, als der HSV noch eine große Nummer war und regelmäßig um Titel und Triumphe spielte. So waren die Spieler selbst, die den Blick nach dem 2:0 (1:0) im Achtelfinale des DFB-Pokals im Erstliga-Duell mit dem 1. FC Köln schnell wieder auf das Wesentliche richteten: den Kampf um den Klassenverbleib in der Bundesliga.

"Es ist ein schönes Gefühl, dass wir das geschafft haben, aber wir müssen jetzt weiter kleine Brötchen backen", sagte Torhüter René Adler. Schon am Samstag warte mit RB Leipzig der nächste schwere Gegner: "Aber wir fahren mit zwei Siegen im Rücken hin und wollen etwas mitnehmen."

Gründe für das neue Hamburger Selbstvertrauen lieferte die Vorstellung gegen die ambitionierten Kölner allemal. Trotz ausgiebiger Rotation - Trainer Markus Gisdol brachte im Vergleich zum Erfolg gegen Bayer Leverkusen (1:0) sechs Neue - beherrschte der Drittletzte der Bundesliga die Partie, gab Spieltempo und Rhythmus vor und erarbeitete sich Chancen am Fließband.

Nach den Treffern von Gideon Jung (5. Minute) und Bobby Wood (75.) schallten "Oh, wie ist das schön"-Gesänge durch das Volksparkstadion. 30 Jahre nach dem letzten von insgesamt drei Pokal-Triumphen träumen zumindest die euphorisierten Fans schon vom Finale am 27. Mai in Berlin.

Besonders Neun-Millionen-Mann Walace unterstrich am Dienstagabend sein großes Potenzial. Der Brasilianer forderte im Spielaufbau die Bälle, strahlte im Mittelfeldzentrum viel Ruhe aus und riss das Spiel an der Seite von Jung förmlich an sich. "Er hat das sehr ordentlich und couragiert gemacht", lobte Gisdol.

Zum großen Trumpf im Kampf um die Bundesliga-Klasse könnte am Ende aber vor allem die neue Heimstärke werden. Nach drei Siegen in der Liga gelang gegen Köln der vierte Pflichtspielerfolg in der heimischen Arena in Folge. Angesichts von noch acht ausstehenden Partien (von 15) vor eigenem Publikum gibt es also Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

Doch Vorsicht ist geboten: Auch 2014 stand der HSV nach einem Sieg gegen Köln im Viertelfinale. In der Runde der letzten Acht folgte das jähe Ende aller Pokalträume (0:5 gegen Bayern München) - und in der Liga rettete sich der Club mit Ach und Krach erst im Nachsitzen in der Relegation.

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