Haile ist der König von Trier

Trier. Selbst als er nach einem Schnitt von 2:47 Minuten pro Kilometer ins Ziel rennt, setzt er sein Strahlen auf. Dieses Lachen zieht die mehr als 20 000 Zuschauer in Trier an der Silvesterlauf-Strecke geradezu magisch in seinen Bann

Trier. Selbst als er nach einem Schnitt von 2:47 Minuten pro Kilometer ins Ziel rennt, setzt er sein Strahlen auf. Dieses Lachen zieht die mehr als 20 000 Zuschauer in Trier an der Silvesterlauf-Strecke geradezu magisch in seinen Bann. Bereits Hunderte von Metern, bevor Haile Gebrselassie, der überlegene Sieger des Laufes der Asse, Richtung Hauptmarkt rast, kündigt ein ohrenbetäubender Lärm den Weltstar an.

Schon vor dem Start hatte sich eine Fotografenmeute um den Marathon-Weltrekordler geschart. Als er den Zielstrich passiert, stürzen alle erneut auf Haile. Die übrigen insgesamt 2227 Läufer beim 20. Bitburger-Silvesterlauf (Rekord-Teilnahme) sind so etwas wie Beiwerk. Aber mit dieser Rolle können alle gut leben. Vor dem Start ließen sich die Läufer mit Gebrselassie fotografieren, die meisten von ihnen sahen später nur die Hacken des Äthiopiers, als sie überrundet wurden.

Alles war bereitet für den großen Tag, für Hailes Rekordjagd. Doch eine Minute vor Gebrselassies Start begann es zu regnen. Aber die Wassertropfen machten dem Wunderläufer nichts aus. Wie ein Uhrwerk spulte er seine acht Runden ab. In 2:46 Minuten lief er den ersten Kilometer, nach drei Runden standen 8:21 Minuten zu Buche - und zu diesem Zeitpunkt hatte Gebrselassie schon die letzten Verfolger abgeschüttelt. Am Ende liegt der Zweite, der Kenianer Shabrack Lagat, 25 Sekunden zurück.

Noch eine Runde, immer noch ist Gebrselassie in 19:31 Minuten klar auf Rekordkurs (22:21 Minuten aus dem Jahr 1997). Läuft er diese Zeit, wäre es auch eine Weltjahresbestzeit über die Acht-Kilometer-Distanz. Noch hundert Meter, ein letzter Spurt durchs Ziel - und die Uhr zeigt 22:23 Minuten. Es ist die zweitschnellste Zeit, die jemals beim Silvesterlauf gemessen wurde, aber eben kein Streckenrekord.

Gebrselassie ist gezeichnet vom Lauf, weniger von der Anstrengungen als von Dutzenden Konfetti-Schnipseln, die in seinem Gesicht kleben. Im Getümmel nach dem Zieleinlauf hat ihm jemand eine Königskrone aufgesetzt. Haile ist der König von Trier - und der tosende Applaus der Zuschauer bei der Siegerehrung zeigt, dass die Fans es dem Äthiopier nicht übel nehmen, dass er "nur" gewonnen hat.

Der stets strahlende Gebrselassie bedankt sich artig beim Publikum - und entschuldigt sich, dass es mit dem Rekord nicht geklappt hat: "Ich habe mich verrechnet. Ich hatte für die letzte Runde noch 2:50 Minuten Zeit und dachte, das reicht. Aber ich habe vergessen, die lange Zielgerade einzukalkulieren. Das darf nicht passieren." Der großen Haile-Gala tat das aber keinen Abbruch.

Auf einen Blick

Silvesterlauf in Trier:

Männer, 8 km: 1. Haile Gebrselassie (Äthiopien) 22:23 Minuten; 2. Shabrack Lagat (Kenia) 22:48; 3. Paul Kipkorir (Kenia) 23:19; 4. Arne Gabius (Tübingen) 23:19; …6. Carsten Schlangen (Berlin) 23:53.

Frauen, 5 km: 1. Jelena Zadoroschnaja (Russland) 15:49 Minuten; 2. Emebeth Anteneh (Äthiopien) 15:51; 3. Caroline Chepkwony (Kenia) 15:54; …6. Sabrina Mockenhaupt (Köln) 15:59; 7. Irina Mikitenko (Wattenscheid) 16:16. dpa

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