Hahnenkämpfe unter der LatteLöw muss Mannschaft nach vielen Ausfällen notgedrungen umbauen

Bremen. Es hat sich herumgesprochen, dass Tim Wiese ein forscher Autofahrer ist. Mit einem Faible für mächtige Geländewagen. Also hat es kaum verwundert, dass der kapriziöse Torwart zu jener sechsköpfigen Abordnung der deutschen Nationalmannschaft gehörte, die sich am Montag auf dem Geländewagen-Parcours im Autowerk des größten Arbeitgebers der Region vergnügen durften

Bremen. Es hat sich herumgesprochen, dass Tim Wiese ein forscher Autofahrer ist. Mit einem Faible für mächtige Geländewagen. Also hat es kaum verwundert, dass der kapriziöse Torwart zu jener sechsköpfigen Abordnung der deutschen Nationalmannschaft gehörte, die sich am Montag auf dem Geländewagen-Parcours im Autowerk des größten Arbeitgebers der Region vergnügen durften.Während Simon Rolfes, Dennis Aogo, Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Benedikt Höwedes bei Steigungen und Gefälle bis zu 80 Prozent durch Wasser, Matsch und Felsen hinterher bekannten, "ein bisschen Muffe" gehabt zu haben, machten Wiese die extremen Bedingungen nicht viel aus. Und als es von der Strecke direkt vor 1000 Mitarbeiter zu einer längeren Fragestunde in die Werkshallen ging, stand der stets gut gebräunte Torhüter im Mittelpunkt. Dort taugt so ein offener Typ und hemdsärmeliger Charakter zur Kultfigur.

Wieses Wertschätzung innerhalb der DFB-Elf ist immerhin so groß, dass der Torwart von Werder Bremen heute gegen Frankreich (20.45 Uhr/live im ZDF) sein sechstes Länderspiel bestreiten darf. "Die Planung ist, dass Tim 90 Minuten spielt. Für ihn ist es wichtig, sich hier zu zeigen", teilte Assistenztrainer Hans-Dieter Flick mit.

Bundestrainer Joachim Löw hatte die Entwicklung des lebensfrohen Lokalmatadors bereits am Vortag artig belobigt: "Er bringt eine große Zuverlässigkeit mit und ist sehr stark auf der Linie." In der Bewertung, die Torwarttrainer Andreas Köpke von allen Kandidaten Woche für Woche anfertige, käme Wiese "sehr gut weg".

Manuel Neuer ist die unumstrittene Nummer eins - auch für Wiese, der aber verspricht: "In Ruhe lassen werde ich ihn deshalb nicht." Und der 250-fache Bundesligaspieler glaubt: "Ich sehe mich als klare Nummer zwei. Mir ist nichts anderes gesagt worden." Köpke mag sich nicht festlegen. In Richtung von Neuer, Wiese und Ron-Robert Zieler sagte er unlängst: "Die drei Torhüter dürfen nicht lockerlassen, denn die Konkurrenten machen mächtig Druck." Löw nennt Gladbachs Marc-André ter Stegen und den Leverkusener Bernd Leno, beide erst 19 Jahre jung (siehe auch Text unten links auf dieser Seite), und sagt: "Sie haben eine andere Spielweise, sie spielen höher, sie gehen mehr Risiko."

Wiese erscheint die Debatte über die nachrückende Generation lästig. Seine Ansage geht so: "Mit dem Begriff moderner Torwart kann ich nicht viel anfangen. Modern ist für mich der, der die meisten Bälle hält." Für ihn sind 55 Europapokaleinsätze für Werder gelistet, doch ob noch mehr hinzukommen, ist fraglich. Sein angeblich mit 2,7 Millionen Euro Jahresgehalt dotierter Vertrag läuft aus, und der Großverdiener will offenbar an der Weser noch ein bisschen größer werden. Werders Vorstandschef Klaus Allofs spielt auf Zeit, weshalb der ungeduldige Wiese die Sache kürzlich so beurteilt hat. "Wenn Werder mich nicht will, dann gehe ich eben. Ich werde bestimmt nicht arbeitslos." Ein starkes Länderspiel wäre sozusagen eine erstklassige Bewerbung. Bremen. Fußball-Bundestrainer Joachim Löw setzt beim Test-Länderspiel heute in Bremen (20.45 Uhr/ZDF) gegen Frankreich besonders auf eine Achse aus aktuellen und ehemaligen Werder-Profis. Im heimischen Weserstadion darf Ersatztorwart Tim Wiese spielen. Miroslav Klose meldete sich fit und soll die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in seinem 114. Länderspiel als Kapitän zum ersten Sieg gegen Frankreich seit fast 25 Jahren führen.

Auch für Mittelfeld-Zauberer Mesut Özil beginnt die heiße EM-Testzeit mit einer emotionalen Rückkehr in die Hansestadt. "Unser Ziel muss es sein, auf uns zu schauen, dann können wir gegen jede Mannschaft bestehen", sagte der Spanien-Legionär. Trotz des Ausfalls von sechs Spielern fordert Löw das nächste Fußball-Fest. "Wir wollen unsere Leichtigkeit behalten", sagte er. Und das, obwohl Kapitän Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Per Mertesacker, Mario Götze und Sven Bender in Bremen verletzt fehlen werden. dpa

Foto: Jaspersen/dpa

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