Großer Verlust, aber keine Krise

Mannheim · Trainer Gudmundur Gudmundsson geht. Viel wichtiger scheint dem Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen aber, dass das Team nicht zerfällt. Der umworbene Uwe Gensheimer wird einem Medienbericht zufolge vermutlich bleiben.

Den bevorstehenden Abgang des Erfolgs-Trainers nahmen Spieler und Verantwortliche der Rhein-Neckar Löwen überraschend emotionslos zur Kenntnis. "So ist das Profigeschäft", sagte Spielmacher Andy Schmid. Er habe seinen Vertrag vor drei Wochen nicht wegen eines bestimmten Trainers bis 2016 verlängert, betonte der Schweizer. Dass Gudmundur Gudmundsson dank einer Ausstiegsklausel in seinem bis 2015 laufenden Vertrag den Handball-Bundesligisten zum Saisonende verlassen und dann als dänischer Nationaltrainer arbeiten wird, löste auch bei Manager Thorsten Storm keine Krise aus.

Wohl finde er den Abschied "sehr schade, weil Gudmundur ein sehr guter Trainer ist und hier bei uns hervorragende Arbeit leistet", sagte Storm: "Nichtsdestotrotz sind wir Profis und müssen uns auf die täglichen Aufgaben konzentrieren. Zudem wird es nun auch darum gehen, einen Coach zu finden, der ebenfalls gut zu uns passt." Gudmundsson war im September 2010 zu den Löwen gekommen und führte sie im vergangenen Mai mit dem Sieg im EHF-Pokal zum ersten Titel der Clubgeschichte.

Auch Nationalspieler Patrick Groetzki maß dem feststehenden Verlust des leitenden Angestellten keine überragende Bedeutung zu. "Es geht mehr um die Mannschaft", sagte er. Der Rechtsaußen verlängerte gestern seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag bis 2016. Das ambitionierte Team, das in der Bundesliga nur einen Punkt hinter Spitzenreiter und Titelfavorit THW Kiel liegt und die einzige Saisonniederlage beim Champions-League-Auswärtsspiel in Veszprem kassierte, bleibt - abgesehen vom Trainer - weitgehend zusammen.

Neben Schmid und Groetzki haben auch die Kreisläufer Bjarte Myrhol und Gedeon Guardiola die Vertragsverlängerungsangebote angenommen. Und die Anzeichen, dass auch der von Kiel und dem FC Barcelona umworbene Weltklasse-Linksaußen Uwe Gensheimer seinem Club die Treue hält, verdichten sich. "Er bleibt", zitierte der "Mannheimer Morgen" gestern einen namentlich nicht genannten "Insider".

Gensheimer, Kapitän der Löwen, hält sich zwar in Sachen berufliche Zukunft weiter bedeckt. "Berührt" hatte sich der gebürtige Mannheimer aber von den Sympathie-Bekundungen der Zuschauer am vergangenen Mittwoch beim Heimspiel gegen den TBV Lemgo (35:27) gezeigt. Viele Fans hielten ein Plakat in den Vereinsfarben gelb-blau mit Gensheimers Rückennummer 3 und der Aufschrift "Uns Uwe" in die Höhe. Gudmundsson, dessen Abschied sich bereits andeutete, bekam bei der Mannschaftsvorstellung immerhin noch freundlichen Applaus.

Gudmundsson soll nun als Trainer der dänischen Nationalmannschaft und Nachfolger von Ulrik Wilbek 2016 Olympia-Gold holen. Beim Dansk Håndbold Forbund unterschrieb er einen Dreijahresvertrag. "Das ist ein reizvoller Job und eine tolle Herausforderung", sagte der 52-Jährige. Wilbek hatte die dänischen Männer 2008 und 2012 zu EM-Gold geführt. Er wechselt nach der Heim-EM 2014 in das Amt des Sportdirektors.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort