Große Zuversicht für den Abstiegskampf

Merzig. Mit erstaunlicher Gelassenheit verfolgt Berthold Kreuser, Trainer der Handballfreunde Untere Saar, das Wettrüsten in der Handball-Regionalliga Südwest, der neuen Spielklasse des Aufsteigers

 Steffen Kellendonk, der vom RPS-Ligisten Fortuna Saarburg kommt, wird die Handballfreunde Untere Saar im rechten Rückraum verstärken und dort Andreas Dörr entlasten. Fotos: funkbild/Krämer

Steffen Kellendonk, der vom RPS-Ligisten Fortuna Saarburg kommt, wird die Handballfreunde Untere Saar im rechten Rückraum verstärken und dort Andreas Dörr entlasten. Fotos: funkbild/Krämer

Merzig. Mit erstaunlicher Gelassenheit verfolgt Berthold Kreuser, Trainer der Handballfreunde Untere Saar, das Wettrüsten in der Handball-Regionalliga Südwest, der neuen Spielklasse des Aufsteigers. "Hochdorf, Gensungen, Saarlouis, Kassel - das ist nicht unser Kaliber", sagt Kreuser und muss schmunzeln, wenn er sich einen Überblick über den Kader des Mitaufsteiger SVH Kassel oder des Saar-Rivalen HG Saarlouis verschafft. "Bundesliga-Erfahrung, Nationalspieler, auch aktuelle - es wird eine interessante Erfahrung für meine Jungs, sich mit diesen Spielern zu messen. Zu sehen, wie weit sie von ihnen weg sind."

Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft hat Kreuser schon drei Monate vor dem Saisonstart ausgemacht: Auf der einen Seite stehen die Vereine, die gewaltige finanzielle Anstrengungen unternehmen, um den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu realisieren, auf der anderen Seite die, die kämpfen müssen, um in der Liga zu bleiben. Dass die Handballfreunde Untere Saar zur zweiten Gruppe gehören, ist kein Geheimnis. Kreuser stört das nicht. Ihn stört es auch nicht, dass die Konkurrenz die HF Untere Saar offenbar als Abstiegskandidaten Nummer eins auserkoren hat. "Wunderbar", sagt Kreuser, "von mir aus könnte das so bleiben."

Die Formel ist einfach: Je geringer die Erwartung, desto größer ist der Überraschungs-Faktor - und die Freude über Erfolg. Dass er mit den HF Untere Saar in der Regionalliga Südwest Erfolg haben wird, daran zweifelt Kreuser nicht: "Ich kenne meine Mannschaft. Ich weiß genau, was ich habe. Und wenn ich unsere Verstärkungen hinzu rechne, bin ich mir sicher, dass wir im Kampf gegen den Abstieg vier oder fünf Teams hinter uns lassen können."

Vier Spieler werden laut Kreuser den Verein verlassen. Marius Friedrich und Christian Weber meiden aus familiären und beruflichen Gründen den größeren Aufwand in der Regionalliga, Leo Winters zieht es studienbedingt nach Münster, und mit dem Polen Marcin Basiak plant Kreuser nicht mehr: "Er hat seine Arbeitsstelle in Merzig gekündigt und ist jetzt in Polen. Mehr weiß ich nicht. Das Thema ist für uns erledigt."

Traurig ist Kreuser darüber nicht wirklich, was auch mit der Qualität der Neuzugänge zusammenhängt. Zu dem schon länger feststehenden Kreisläufer Dennis Koppenburg (24, kommt von der HG Saarlouis) gesellen sich zwei Rückraumspieler hinzu: Rechtshänder Thomas Kochann (23, HSG Biewer-Pfalzel) und Linkshänder Steffen Kellendonk (19, Fortuna Saarburg). "Sie passen perfekt zu uns", glaubt Trainer Kreuser.

Kellendonk, zwei Meter groß, sei ein Talent, das alle Voraussetzungen mitbringe, den "Riesenschritt" (Kreuser) in die Regionalliga zu bewältigen. Er soll im rechten Rückraum insbesondere Andreas Dörr entlasten. Und Kochann - von ihm schwärmt Kreuser. Nicht nur, weil der 23-Jährige mit der Statur eines "perfekten Basketballers" (Kreuser) in der abgelaufenen Saison zweitbester Torjäger der gesamten RPS-Oberliga (229 Treffer, 63 Siebenmeter) war. "Er hat ein Riesenauge für seine Mitspieler", versichert Kreuser. Kochann ist zwar kein Nationalspieler und hat keine Bundesliga-Erfahrung, aber "das ist auch nicht unser Anspruch", sagt Kreuser mit nach wie vor großer Gelassenheit. "Ich bin mir sicher, dass wir vier oder fünf Teams hinter uns lassen können."

Berthold Kreuser, Trainer der

HF Untere Saar

Meinung

Zusammenhalt ist entscheidend

Von SZ-Redakteur

Kai Klankert

Berthold Kreuser hat Recht: Die Ausgangslage könnte für die Handballfreunde Untere Saar nicht besser sein. Als Absteiger Nummer eins gehandelt, kann sie in der Regionalliga-Runde 2008/2009 eigentlich nur für Überraschungen sorgen, vielleicht auch für faustdicke.

Dass Trainer Kreuser in der Lage ist, die Euphorie innerhalb einer Mannschaft nach einem Aufstieg auch in der neuen Liga am Leben zu halten, hat er bereits bewiesen. Unter seiner Führung hatte der TBS Saarbrücken in der Saison 2004/2005 als Aufsteiger eine respektable Runde gespielt, mit einer Bilanz von 27:33 Punkten Rang zehn belegt. Gelingt ihm das auch mit den HF Untere Saar, wäre es ein traumhaftes Ergebnis.

Die Voraussetzungen hierfür sind zum jetzigen Zeitpunkt geschaffen. Der Kader ist ausreichend groß und ausgeglichen besetzt. Nur ein Fragezeichen bleibt, und das könnte für den Verlauf der Saison entscheidend sein: Wie verkraften die in der Oberliga so erfolgsverwöhnten Handballfreunde eine Niederlagenserie - drei, vier, fünf oder mehr Pleiten in Folge? Sind die Spieler mental darauf vorbereitet, der Trainer, das Umfeld, die Fans?

Als Außenseiter können die Handballfreunde in dieser starken Liga, deren Spitze sich Richtung Profitum entwickelt, nur bestehen, wenn sie zusammenhalten - in guten wie in schlechten Zeiten.

 Thomas Kochann von der HSG Biewer-Pfalzel (beim Wurf, hier im Spiel gegen sein neuen Verein) war in der abgelaufenen Saison der zweitbeste Torjäger der RPS-Oberliga. Er könnte ein Schlüsselspieler in der neuen Regionalliga-Runde werden.

Thomas Kochann von der HSG Biewer-Pfalzel (beim Wurf, hier im Spiel gegen sein neuen Verein) war in der abgelaufenen Saison der zweitbeste Torjäger der RPS-Oberliga. Er könnte ein Schlüsselspieler in der neuen Regionalliga-Runde werden.

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