Handball „Die HG braucht einen Typ, der Eier bis zum Boden hat“

Saarlouis · Der frühere Leitwolf Danijel Grgic glaubt an den Saarlouiser Ligaverbleib. Im SZ-Interview erklärt er, wie er funktioniert hat in solchen Situationen.

 Danijel Grgic tat zu seiner Zeit bei der HG nichts lieber, als die Fans mitzunehmen.

Danijel Grgic tat zu seiner Zeit bei der HG nichts lieber, als die Fans mitzunehmen.

Foto: rup

Danijel Grgic war zu seiner Zeit als Handballprofi bei der HG Saarlouis jahrelang der Mann für die entscheidenden Momente. Wenn es um alles ging, ging der Kroate mit unbändigem Willen und Selbstbewusstsein voran und glänzte mit unvorhersehbaren Anspielen oder Toren in letzter Sekunde. Mittlerweile ist der 40-Jährige Trainer des RPS-Oberligisten VTZ Saarpfalz – aber er fiebert am Samstagabend mit seinen früheren Mannschaftskameraden mit.

Herr Grgic, Sie spielen seit 2014 nicht mehr für die HG. Sind Sie dennoch am Geschehen dran?

Grgic Natürlich verfolge ich alles. Wie es mir die Zeit erlaubt, bin ich auch bei den Heimspielen in der Halle. Deshalb wundere ich mich auch, dass die Mannschaft überhaupt noch einmal in eine solche Situation geraten ist. Die HG hat ein super Team. Manchmal hat ein Quäntchen Glück gefehlt. Und manchmal hat man einfach gesehen, dass 80 Prozent Leistung in dieser Liga nicht reichen.

Die HG steht nun vor einer Partie, die eigentlich wie für Sie gemacht ist. Wie haben Sie sich früher auf solche Endspiele vorbereitet?

Grgic Man kann nicht sagen, dass man sich auf solche Spiele gefreut hat. Es sind spezielle Momente, in denen man nicht zu viel überlegen darf. Das ist die Hauptsache. Dann gilt es, alles, was man hat, in die Waagschale zu werfen.

Was verstehen Sie darunter?

Grgic Bei uns gab es damals keinen, der sich wegen irgendwelcher Wehwehchen beklagt hat. Wir waren einfach so mit Adrenalin vollgepumpt, dass man gar nichts gespürt hat. Und das schon in der Trainingswoche vor dem Spiel. Das Ausschlaggebende ist, dass man an sich glaubt und dass man an die Jungs glaubt, mit denen man zusammenspielt. Die Qualität bei der HG Saarlouis ist da. Man darf nur nicht ängstlich agieren sein, sondern muss einen kühlen Kopf bewahren.

Wie haben Sie persönlich in solchen Drucksituationen funktioniert?

Grgic Ich habe immer versucht, alles an mich zu reißen, vorneweg zu marschieren und Zeichen zu setzen. Ich hoffe, dass am Samstag einer dabei sein wird, der genau das macht. Er muss die Jungs mitnehmen und damit automatisch auch die Zuschauer. Mir fehlen bei der HG manchmal ein bisschen die Emotionen. Nicht innerlich, aber äußerlich. Man braucht einfach einen Typ, der Eier bis zum Boden hat, der mal etwas rausschreit. Das steckt an. Es braucht einen, dem die anderen schon beim Einlaufen in die Halle ansehen, dass heute nichts schieflaufen kann. Solche Spiele gewinnen Krieger, die sich nicht schonen und mit blutigen Knien vom Feld gehen.

Wer könnte diese Rolle Ihrer Meinung nach einnehmen?

Grgic Ich hoffe, dass Jonas Faulenbach seine unglaublichen Qualitäten über 60 Minuten auf die Platte bringen kann. Er ist ein unfassbar guter Spieler. Aber es gibt noch Peter Walz, Marcel Engels oder Darius Jonczyk mit ihren Emotionen. Im Endeffekt müssen am Samstag 14 Mann füreinander da sein und über ihre Leistungs- und Schmerzgrenze hinausgehen. Wenn das nicht geschieht, kann gegen einen schwierigen Gegner wie Essen ganz schnell das passieren, was sich keiner vorstellen will.

Sie sind mittlerweile Trainer. Wie würden Sie Ihr Team auf ein solches Endspiel einschwören?

Grgic Die Mannschaft weiß ja, worum es geht. Man muss den Jungs einfach noch einmal klar machen, wie gut sie sind, die starken Spiele ins Gedächtnis rufen. Ich als Trainer würde sie einfach nur heiß machen, sodass sie schon schwitzen, bevor sie in die Halle gehen. Sie müssen heiß darauf sein, dass es endlich losgeht, und den Willen haben, den Gegner aus der Halle zu schießen. Ich glaube an die Jungs. Die werden das Ding schon rocken.

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