Major League Soccer Gressel mischt die USA auf

Atlanta · Der 26-jährige Deutsche ist mit Atlanta United FC Spitzenreiter in der MLS.

Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger, der schwedische Superstar Zlatan Ibrahimovic und der Engländer Wayne Rooney haben etwas gemeinsam: Sie wurden alle schon von Julian Gressel besiegt. Der Mittelfranke mischt mit Tabellenführer Atlanta United FC die nordamerikanische Profiliga MLS (Major League Soccer) auf, doch dabei soll es nicht bleiben. „Ich würde es bereuen, wenn ich nicht versuchen würde, nach Europa zu gehen“, sagt Gressel.

Der 24-Jährige entschied sich für den eher ungewöhnlichen Karriereweg: Mit 19 Jahren verließ er seine Heimatstadt Neustadt an der Aisch, um in den USA „zweigleisig zu fahren“. Am Providence College in Rhode Island schloss er sein Management-Studium ab, nebenbei überzeugte er auf dem Fußballplatz. Mit Erfolg: Der damalige Liga-Neuling Atlanta wählte den talentierten Mittelfeldspieler bei der jährlichen Talentevergabe 2017 an achter Stelle.

Seitdem glänzt der Flügelspieler auf höchster Ebene. Speziell die Duelle gegen Schweinsteiger und Chicago Fire sind für ihn etwas Besonderes. „Er war und ist immer noch mein Vorbild. Er ist mein Lieblingsspieler“, sagt Gressel und fügt lächelnd hinzu: „Ich kann jetzt sagen, dass ich gegen Schweinsteiger gewonnen habe.“ Bei den Spielen gegen Weltstars wie Ibrahimovic, Rooney, David Villa oder eben Schweinsteiger sei es ihm vor allem wichtig zu zeigen, „was mich mit diesen Stars aufs Feld gebracht hat“.

Seine Qualitäten sind unbestritten, das beweist auch die Auszeichnung zum „Rookie of the Year“, dem besten Neuling des Jahres. „Es hat mir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gegeben, auch in Europa“, sagt Gressel: „Auf der Straße in Atlanta erkennen mich die Leute, das sind schon viele.“ Gressel spielt im Stadion von Atlanta vor regelmäßig mehr als 45 000 frenetischen Fans. „Sie sorgen immer für eine fantastische Stimmung, es macht richtig Spaß“, sagt er.

Atlanta United teilt sich die im vergangenen Jahr neu errichtete Arena mit dem American-Football-Team der Atlanta Falcons, im Februar 2019 findet der Superbowl in der Hauptstadt von Georgia statt. Beide Clubs gehören dem Milliardär Arthur Blank, der in Atlanta einen Fußball-Hype entfachte.

Die vergangene Spielzeit war nicht nur für Gressel die erste in der MLS, sondern auch für United: „Es ist eine coole Geschichte. Und ich bin froh, Teil dieser Geschichte zu sein“, sagt Gressel. In der Debütsaison scheiterte United zum Auftakt der Playoffs im Elfmeterschießen, aktuell führt das Team von Trainer Gerardo Martino, der bereits für den FC Barcelona und Argentinien gearbeitet hat, die Eastern Conference an.

Was nun der Anspruch ist? „Wir wollen ganz klar Titel gewinnen“, sagt Gressel: „Das ist nicht nur ein Traum, sondern absolut realistisch.“ United setzt auf viele junge Spieler. Große Stars, die in der MLS ihre Karriere ausklingen lassen, finden sich nicht im Kader. Das Niveau der Liga würde er „zwischen der 1. und 2. Bundesliga ansiedeln“, sagt Gressel. Die langen Flugreisen seien jedoch anstrengend und teilweise ein „Wahnsinn“: „Wir trainieren deshalb nicht so viel wie in Deutschland, nur einmal am Tag.“

In Atlanta fühlt er sich „richtig wohl“, im Dezember steht zudem die Hochzeit mit seiner Verlobten an. „Dass es jetzt so gekommen ist, wie es gekommen ist, hätte ich mir nicht erträumen können“, sagt Gressel, dessen Vertrag noch bis Ende 2020 läuft. Durchaus denkbar, dass der Akademiker anschließend ein Arbeitspapier in seiner Heimat Deutschland unterschreiben wird.

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