Fußball Gressel lebt den amerikanischen Traum

Atlanta · Der 24-Jährige aus Franken kämpft mit Atlanta United in der Nacht zu Sonntag um den Titel in der Major League Soccer.

 Julian Gressel ist in den USA durchgestartet.

Julian Gressel ist in den USA durchgestartet.

Foto: dpa/Danny Karnik

Erst ausgemustert, dann ausgezeichnet: Julian Gressel lebt seinen ganz persönlichen amerikanischen Traum. Der 24-jährige Fußballprofi aus Franken steht mit Atlanta United im Finale der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS). Als erster Deutscher könnte er mit einem Sieg in der Nacht zu Sonntag (2 Uhr/Eurosport) gegen die Portland Timbers den MLS-Titel gewinnen. Die Bundesliga hat er trotz seines steilen Aufstiegs in den USA weiterhin auf dem Radar.

Für Gressel war der Schritt über den Großen Teich im Grunde nur ein Mittel zum Zweck. Schließlich war seine Fußball-Karriere in Deutschland schon früh ins Stocken geraten. „Greuther Fürth hat mich im Alter von 15 Jahren nicht mehr übernommen“, erinnert sich Gressel: „Dann habe ich bis zum Abi bei unterklassigen Vereinen gespielt und bin anschließend auf ein College in den USA gegangen. Das war die einzige Chance, ein Studium mit professionellem Fußball zu verbinden.“

Vor seinem Wechsel in die USA hatte Gressel für Eintracht Bamberg in der Regionalliga Bayern gespielt. Am Providence College im US-Bundesstaat Rhode Island hingegen entwickelte er sich in vier Spielzeiten (2013 bis 2016) zu einem Erstrunden-Draftpick. Der Club Atlanta United, der erst in der vergangenen Saison sein Debüt in der MLS gegeben hatte, sicherte sich schließlich im Jahr 2017 die Dienste des Deutschen in der jährlichen Talente-Vergabe.

Und der Mittelfeldakteur überzeugte gleich in seiner ersten Profi-Saison mit fünf Toren und neun Vorlagen in 32 Einsätzen. Das Resultat war die Auszeichnung als „Rookie of the Year“ – als bester Nachwuchsspieler der MLS. In der laufenden Saison verbuchte Gressel vier Tore und 14 Assists.

Mit einem Sieg gegen Portland würde der Profi auch in die Fußstapfen von Franz Beckenbauer treten. Als bislang letzter deutscher Fußballer hatte der einen Meistertitel in den USA gewinnen können. Noch in der damaligen North American Soccer League (NASL) holte Beckenbauer mit Cosmos New York drei Titel (1977, 1978, 1980).

Für das nun anstehende Finale sieht Atlantas Trainer Gerardo Martino sein Team gut vorbereitet. „In dieser Woche haben wir uns vor allem angeschaut, was Portland in den Playoffs gemacht hat und was zu ihrem Erfolg geführt hat“, sagt Martino, der in dem früheren Bundesliga-Profi Kevin Kratz einen weiteren deutschen Akteur im Kader hat. Der 31-Jährige stand in dieser Saison allerdings nur zweimal in der Anfangsformation. Für Trainer Martino, der zum Ende der Spielzeit seinen Posten aus persönlichen Gründen abgeben wird, ist der Saisonabschluss etwas ganz Besonderes: „Ich möchte Atlanta einfach dafür danken, dass ich an der Geburt dieses neuen Clubs von Anfang an teilhaben konnte“.

Ob es Julian Gressel aus Atlanta irgendwann wieder in die alte Heimat zieht? Ein konkretes Angebot aus der Bundesliga habe er bislang nicht erhalten, sagt er. Er könne sich aber vorstellen, in Zukunft wieder in Deutschland zu spielen: „Auf der einen Seite gefällt es mir super in Atlanta. Andererseits ist es auch der sportliche Ansporn, der mich antreibt.“ Auf leidenschaftliche Unterstützung aus der Heimat kann Gressel zum Finale auf jeden Fall schon einmal zählen: „Neun Familienmitglieder kommen.“ Sogar sein Opa reist extra aus unserer bayerischen Heimat Neustadt an der Aisch für das Spiel an.

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