Gorbatschov lässt grüßen

Saarbrücken. Zusammen hat das Altherren-Duo knapp 150 Jahre auf dem Buckel. Max Mosley, 69, Präsident des Automobil-Weltverbandes Fia, und Bernie Ecclestone, 78, Zampano des rasenden Zirkus', haben schon so manche Streiche ausgeheckt. Max und Moritz lassen grüßen. Nicht selten aber zogen sich Max und Bernie den Unmut der Betroffenen zu

Saarbrücken. Zusammen hat das Altherren-Duo knapp 150 Jahre auf dem Buckel. Max Mosley, 69, Präsident des Automobil-Weltverbandes Fia, und Bernie Ecclestone, 78, Zampano des rasenden Zirkus', haben schon so manche Streiche ausgeheckt. Max und Moritz lassen grüßen. Nicht selten aber zogen sich Max und Bernie den Unmut der Betroffenen zu. Ihr jüngster Aufreger in der Formel-1-Szene und bei Fans: Die vom Fia-Weltrat ausgeheckte und bereits einstimmig verabschiedete Regel, wie ein Formel-1-Pilot ab sofort zu einem WM-Titel zu steuern hat. Demnach sollte Weltmeister werden, wer nach dem Saisonfinale die meisten Siege nach Hause gefahren hat. Übertragen auf den Fußballsport würde das bedeuten: Meister wird ab sofort nicht mehr die Mannschaft mit den meisten Punkten, sondern jene, die die meisten Tore geschossen hat. Schon irre.Mit ihrer revolutionären Idee hatte die Fia die Team-Vereinigung (Fota) im Rekordtempo ausgebremst, ihr noch vor Ostern ein dickes, faules Ei ins Nest gelegt. Und die Fota auf die Barrikaden gebracht. Der Sturm der Entrüstung, der durch den gesamten Formel-1-Zirkus fegte, braute sich zum Orkan auf. Teams, Fahrer und Fans rebellierten, die Fia-Revoluzzer bekamen kalte Füße - und lenkten ein. Kurz, es bleibt in dieser Saison noch beim alten Punktsystem (10-8-6-5-4-3-2-1 für die ersten Acht). Dass diese seit 2003 eingeführte Punktevergabe aber geändert werden sollte, daran ließen die Teamchefs keinen Zweifel. Um den Sieger mit einem größeren Punktevorsprung zu belohnen, tüftelten sie ein neues System aus. Dieses sah vor, Platz eins, zwei und drei aufzuwerten (12-9-7-5-4-3-2-1). Doch Pustekuchen. Über diesen Vorschlag setze sich die Fia einstimmig hinweg. Und kochte ihr eigenes Süppchen.Es ist halt nur töricht und blamabel, wenn die Regelhüter ihre eigenen Paragrafen nicht kennen. Die Regeln für den sportlichen Ablauf der WM müssen 20 Tage vor dem Beginn der Einschreibefrist für die Folgesaison, spätestens jedoch am 30. November vor Beginn der neuen Saison, fixiert sein. Es war also zu spät für eine Regeländerung, stellten die Teams fest. Gorbatschov lässt grüßen: Wer zu spät kommt . . . Die Fia hatte zwölf Tage vor Saisonstart - an diesem Sonntag in Melbourne (Australien) - mit ihrem Coup für ein peinlich misslungenes Ausbremsmanöver gesorgt und nach 72 Stunden eine Regelrolle rückwärts gemacht. Die Retourkutsche gegenüber den Teams ist aber schon angekündigt. Die Fia hat ihr Wertungssystem nur bis 2010 geparkt. Max und Bernie wollen auf ihre alten Tage nicht wie Max und Moritz besudelt und als Verlierer dastehen. Das Duo lechzt nach mehr Action, Kampf und Risikobereitschaft der Piloten, die dann für den WM-Titel auf Sieg fahren müssen. Das ist schließlich Hintergrund der Regel-Revolution.