Gold und Silber zum AuftaktMit "nur" 10 000 Sprüngen im Jahr will Patrick Hausding zwei Medaillen gewinnen

Budapest. Nicht Weltmeister Paul Biedermann, sondern die 4x100-Meter-Freistil-Staffel der Frauen siegte am ersten Tag der Becken-Wettbewerbe bei der Schwimm-EM in Budapest. Daniela Samulski, die erst 16-jährige Silke Lippok, Lisa Vitting und Daniela Schreiber wiederholten auch ohne Weltrekordlerin Britta Steffen den EM-Triumph von 2006 an gleicher Stätte

Budapest. Nicht Weltmeister Paul Biedermann, sondern die 4x100-Meter-Freistil-Staffel der Frauen siegte am ersten Tag der Becken-Wettbewerbe bei der Schwimm-EM in Budapest. Daniela Samulski, die erst 16-jährige Silke Lippok, Lisa Vitting und Daniela Schreiber wiederholten auch ohne Weltrekordlerin Britta Steffen den EM-Triumph von 2006 an gleicher Stätte. Biedermann konnte sich über 400 Meter Freistil immerhin über EM-Silber und einen Trost-Kuss von Freundin Britta freuen.

Mit einer fantastischen Leistung brachte Schlussschwimmerin Schreiber Deutschland von Platz vier auf eins und sicherte in 3:37,72 Minuten vor Großbritannien (3:38,57) und Schweden das zweite EM-Gold insgesamt nach dem Triumph von Langstreckenschwimmer Thomas Lurz über zehn Kilometer. "Zuerst kam nur eine Wand aus Schwimmerinnen auf mich zu, dann hab ich alles rausgeballert", sagte sie. "Ich wäre sehr gerne dabei, ich bin sehr traurig", sagte Steffen. "Aber die Mädels haben das auch ohne mich super gemeistert." Samulski bekannte: "Ohne Britta hatten wir Sorgen."

Biedermann musste Europas Schwimm-Krone über 400 Meter Frankreichs Supertalent Yannick Agnel überlassen. Trotz der Unterstützung von Freundin Britta und seiner Familie zog der 24 Jahre alte Weltmeister im ersten direkten Duell gegen den sechs Jahre jüngeren Kontrahenten um 13 Hundertstelsekunden den Kürzeren. "Er hat verdient gewonnen", sagte der faire Verlierer Biedermann über Agnel.

"Die 400 Meter sind in diesem Jahr nicht so mein Ding. Trotzdem habe ich es gut gemeistert und freue mich sehr über Silber. Ich bin vielleicht zu langsam angegangen und habe den Schlussspurt zu spät angesetzt", sagte er. Für Biedermann platzte damit das Double, das er bei der WM 2009 in Rom noch erreicht hatte.

An den Medaillen vorbei schwamm die 4x100-Meter-Freistilstaffel der Männer. Steffen Deibler, Markus Deibler, Stefan Herbst und Biedermann mussten sich in 3:15,97 Minuten mit Platz fünf zufriedengeben. Europameister wurde in 3:12,46 Minuten Russland.

Kurz zuvor hatte Steffen Deibler eine starke Vorstellung geboten. In 23,56 zog der Kurzbahn-Weltrekordler als Dritter ins heutigen Finale ein. In Weltjahresbestzeit von 23,15 Sekunden siegte der Spanier Rafael Munoz. Der Weltrekordler hatte drei Doping-Tests verpasst und kam nur knapp um eine Sperre herum. Hendrik Feldwehr qualifizierte sich als Achter für das Finale über 100 Meter Brust. Jenny Mensing zog als Fünfte über 200 Meter Rücken in den Endlauf ein.

Am ersten EM-Tag der Beckenschwimmer holte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) damit die ersten beiden von elf angepeilten Europameisterschafts-Medaillen und hat nun insgesamt fünfmal Edelmetall auf dem Konto. dpa

Budapest. In diesem Jahr lässt es Wassersprung-Medaillenhoffnung Patrick Hausding (Foto: dpa) ein wenig ruhiger angehen. 10 000 statt wie sonst bis zu 14 000 Sprünge müssen reichen. Schließlich fordert die Bundeswehr-Grundausbildung ihren Tribut. Doch auch mit reduziertem Training hat Hausding bei EM in Budapest Großes vor. Als erster Springer überhaupt startet er von heute bis Sonntag bei allen fünf EM-Entscheidungen. "Ich will mindestens zwei Medaillen, alles andere wäre eine Enttäuschung", sagt der Berliner selbstbewusst.

Bei der WM 2010 in Rom gingen die deutschen Wasserspringer baden und fuhren erstmals seit der Wiedervereinigung ohne Medaille von einem Großereignis nach Hause. "Diese Schmach wollen wir schon tilgen", sagen Hausding und sein Synchron-Kollege Sascha Klein (Aachen). Das Duo ist Olympia-Zweiter und Titelverteidiger im Synchron-Springen vom Turm.

In China ist Wasserspringen Volkssport. Talentsucher sieben pro 1000 Springer im ganzen Land einen Topmann raus. "In Deutschland haben wir nur 1000 Springer insgesamt", erklärt Hausding, der eine klassische deutsche Karriere hinlegte. Mit sieben Jahren wurde er in einer Berliner Grundschule entdeckt. In China springen schon dreijährige Knirpse. Mit zehn Jahren wechselte Hausding auf eine sportorientierte Schule und begann mit dem Leistungstraining. Alles Training der Welt aber kann anatomische Vorteile der Asiaten nicht kompensieren. Mit ihrer Physiognomie tun sich die Chinesen bei den turnerischen Elementen leichter. dpa

 Daniela Samulski, Silke Lippok, Lisa Vitting und Daniela Schreiber (von links) feiern ihre Staffel-Goldmedaille. Foto: dpa

Daniela Samulski, Silke Lippok, Lisa Vitting und Daniela Schreiber (von links) feiern ihre Staffel-Goldmedaille. Foto: dpa

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