Gold und Silber in letzter Sekunde

Rio de Janeiro · Die frühere Volleyball-Spielerin Franziska Liebhardt, die eine Spenderlunge und -niere hat, beendet ihre Karriere mit Gold und Silber. Nun will sie in ihr altes Leben zurück und sich um Freunde und Familie kümmern.

 Franziska Liebhardt reckt stolz die Arme nach oben: Sie gewann Paralympics-Gold mit Weltrekord-Weite von 13,96 Metern. Foto: Nietfeld/dpa

Franziska Liebhardt reckt stolz die Arme nach oben: Sie gewann Paralympics-Gold mit Weltrekord-Weite von 13,96 Metern. Foto: Nietfeld/dpa

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Der erste Dank ging an ihre Trainerin Steffi Nerius . "Ich habe mich unter Steffi so super entwickelt, die Medaille geht zu einem großen Prozentsatz an sie", sagte Franziska Liebhardt. Kurz vor dem Ende ihrer kurzen sportlichen Laufbahn hat die Leichtathletin auch dank der ehemaligen Speerwurf-Weltmeisterin den Karriere-Höhepunkt erreicht: Paralympics-Siegerin im Kugelstoßen mit Weltrekord von 13,96 Metern. "Ich bin total durch den Wind, ich kann es noch gar nicht so richtig glauben", sagte sie nach dem Erfolg von Rio de Janeiro . Dass Liebhardt nicht die magische Marke von 14 Metern übertroffen hat, störte sie nicht. "Dass es keine 14 Meter geworden sind, ist mir egal, schließlich habe ich paralympisches Gold ", erklärte die Kinder-Physiotherapeutin.

17 Stunden nach ihrem Sieg Triumph im Kugelstoßen holte Liebhardt Silber im Weitsprung. Die 34-Jährige von Bayer Leverkusen musste sich im letzten Wettkampf ihrer sportlichen Laufbahn mit 4,42 Meter nur der Chinesin Wen Xiaoyan geschlagen geben, die mit 5,14 m Welrekord sprang.

Liebhardt ist sterbenskrank. Eine Autoimmunerkrankung zerstört ihre Organe. Lunge und Niere wurden ihr bereits transplantiert. Die frühere Volleyball-Spielerin kämpfte sich dank des Sports ins Leben zurück, nachdem sie sich 2009 wegen eines Lungenversagens davon verabschiedet hatte: "Ich war vor der Lungentransplantation so gut wie tot, es war in letzter Minute."

Nach ersten Erfolgen bei EM und WM der Organtransplantierten folgten EM-Titel, Vize-Weltmeisterschaft und Weltrekord in der paralympischen Leichtathletik. "Als ich vor zwei Jahren nach Leverkusen gezogen bin, gab es für mich nur volle Pulle. Ich habe mich entschlossen, alles zu investieren. Dass das so belohnt wird, hätte ich nie gedacht", sagte sie.

Doch nach Rio ist Schluss. "Ich werde in mein altes Leben in Würzburg zurückkehren und mich um Freunde und Familie kümmern, die in den letzten zwei Jahren viel zurückstecken mussten", sagte Liebhardt. Ihre Krankheit, dessen ist sie sich bewusst, ist unheilbar. Als Folge der Organspenden muss sie lebenslang Medikamente nehmen, damit der Körper die fremden Organe nicht abstößt. Sie schluckt 42 Tabletten - jeden Tag. Liebhardt saugt das Leben trotzdem auf. Sie will die begrenzte Zeit mit allem füllen, was möglich ist. Ein Thema liegt ihr besonders am Herzen: Organspende. Die Bühne Rio will sie nutzen, um darauf aufmerksam zu machen. Sie sagt: "In Deutschland ist dieses Thema eher negativ behaftet. Das muss sich ändern!" Die deutschen Radfahrer haben gestern bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro gleich dreimal Gold gewonnen. Michael Teuber siegte im Einzelzeitfahren auf der Straße über 20 Kilometer (27:53,98 Minuten). Die Handbikerinnen Dorothee Vieth (31:35,46) und Andrea Eskau (32:15,42) sorgten im Zeitfahren für den ersten deutschen Doppelsieg. Zudem siegte Hans-Peter Durst (22:57,34) im Zeitfahren über 20 Kilometer mit dreirädrigem Fahrrad.

Der frühere Formel-1-Fahrer Alessandro Zanardi hat seines drittes Gold bei Paralympischen Spielen gewonnen. Er dominierte das Zeitfahren mit dem Handbike über 20 Kilometer (28:36,81).

Maike Hausberger, die am Olympiastützpunkt Saarbrücken trainiert, wurde im Weitsprung der Klasse T 37 mit 4,06 Metern Vierte.

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