Gold im Visier

London. Im großen Garten von Königin Elizabeth II. herrschte bei Sonnenschein und 15 000 begeisterten Zuschauern eine wundervolle Atmosphäre, aber die Auslese im Vielseitigkeitsreiten vollzog sich auf die harte Art

London. Im großen Garten von Königin Elizabeth II. herrschte bei Sonnenschein und 15 000 begeisterten Zuschauern eine wundervolle Atmosphäre, aber die Auslese im Vielseitigkeitsreiten vollzog sich auf die harte Art. Bei einem Sturzfestival im Königlichen Park in Greenwich - 15 Reiter stürzten oder ihre Pferde verweigerten - hielt die deutsche Mannschaft in einem spannenden Duell mit den britischen Gastgebern im Geländereiten mit Mühe Kurs auf den Olympiasieg. Doch ob Welt- und Europameister Michael Jung (Horb) auf Sam, Ingrid Klimke (Münster) auf Butts Abraxxas, Vize-Europameisterin Sandra Auffarth (Ganderkesee) auf Opgun Louvo, Dirk Schrade (Sprockhövel) auf King Artus und Peter Thomsen (Lindewitt) auf Barny wie vor vier Jahren in Hongkong die Goldmedaille erobern können, wird sich erst heute in der Springprüfung zeigen."Das war eine ausgezeichnete Mannschaftsleistung gegen wie erwartet sehr starke Gegner", sagte Bundestrainer Hans Menzel, nachdem sein Team (124,70 Strafpunkte) den Spitzenplatz aus der Dressur nach der Gelände-Prüfung vor Großbritannien (130,20), Schweden (131,40), Neuseeland (133,40) und den USA (155,20) verteidigt hatte. Ständig wechselte die Führung in einem der spannendsten Reit-Wettbewerbe der letzten Jahre. Aber die deutsche Mannschaft hielt dem Druck gegen die Briten stand.

Auch für die Einzelwertung, in der über den Olympiasieg mit einem Extraspringen entschieden wird, bot Klimke eine herausragende Leistung. Die 44-Jährige teilt sich mit der Schwedin Sara Algotsson Ostholt auf Wega mit 39,30 Strafpunkten vor dem Finale Platz eins vor Mark Todd auf Campino (39,50), dem Olympiasieger von 1984 und 1988 aus Neuseeland. Jung (40,60) nimmt Platz vier ein. Die 25-jährige Auffarth ist als Olympia-Debütantin Achte (44,80). Schrade (50,60) folgt auf Rang 17, Thomsen (63,70) auf Platz 33.

Klimke ritt wie der Teufel und stürmte unter jene neun von 74 Reitern, die das Zeitlimit von 10:03 Minuten für den 5728 Meter langen Kurs mit 28 Hindernissen nicht überschritten. "Das war wie eine Schussfahrt beim Abfahrtslauf", sagte die Tochter des sechsmaligen, 1999 verstorbenen Dressur-Olympiasiegers Reiner Klimke.

"Braxxi ist ein wunderbares Pferd. Er hat es mir leicht gemacht. Es ist herrlich, ihn zu reiten", sagte Klimke. Ob es bei ihrer vierten Olympia-Teilnahme zu Gold reicht, ist jedoch fraglich. Auch bei Olympia 2008 und bei der WM 2010 lag die Westfälin vor dem Springen in den Medaillenrängen, verfehlte aber schließlich Edelmetall. Jung gilt mit Sam als der bessere Springreiter. dapd