Tennis-WM in London Goffin vermasselt Federer den perfekten Saisonabschluss

London · Belgier wirft den Schweizer Top-Favoriten bei der Tennis-WM in London überraschend aus dem Turnier.

Nach dem vorzeitigen Ende seiner Traumsaison saß Roger Federer traurig, aber gefasst bei seiner letzten Pressekonferenz 2017. „Die Niederlage ist wirklich enttäuschend, aber ich habe meine Chancen nicht nutzen können. Und das war der Unterschied heute“, sagte der Grand-Slam-Rekordgewinner nach dem überraschenden 6:2, 3:6, 4:6 im Halbfinale des ATP-Finals in London gegen den Belgier David Goffin (Nr. 7).

Nach 1:45 Stunden verwandelte der Außenseiter gleich Matchball Nummer eins, ließ danach entgeistert sein Racket fallen und feierte den ersten Sieg im siebten Duell mit dem „Maestro“. „Das ist unglaublich und ein ganz spezieller Moment für mich. Es ist ein großer Tag“, sagte Goffin mit feuchten Augen: „Ich war nervös – speziell am Ende. Letztlich war entscheidend, dass mein Aufschlag gut kam und ich aggressiv gespielt habe.“

 An der Themse wollte der amtierende Australian-Open- und Wimbledonsieger Federer seine starke Saison eigentlich mit seinem ersten Coup bei der inoffiziellen WM seit sechs Jahren krönen. „Aber David war heute der bessere Spieler. Er ist ein super Typ“, lobte Federer den Turnierdebütanten, der nun vor seinem bislang größten Erfolg steht. Der Weltranglistenachte traf gestern Abend im Endspiel auf den Bulgaren Grigor Dimitrow. Das Spiel war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet. Der Weltranglistensechste hatte Jack Sock (USA/Nr. 8) mit 4:6, 6:0, 6:3 bezwungen. Dimitrow verdrängt damit den Hamburger Alexander Zverev in der Weltrangliste vom dritten auf den vierten Platz.

Vor 17 500 Zuschauern in der ausverkauften o2-Arena startete Publikumsliebling Federer souverän und nahm Goffin gleich im ersten Spiel den Aufschlag ab. Der Schweizer dominierte die Ballwechsel und variierte clever mit seiner Rückhand. Mit einem Ass holte sich der Weltranglistenzweite nach einer guten halben Stunde den Auftaktsatz. Doch Goffin, der im ersten Gruppenmatch den angeschlagenen Branchenprimus Rafael Nadal (Spanien/Nr. 1) bezwungen hatte, kämpfte sich zurück. Der Australian-Open-Viertelfinalist nutzte im zweiten Durchgang gleich seine erste Breakchance zum 2:0 und profitierte in der Folge von der nun ungewöhnlich hohen Fehlerquote Federers. Die Führung ließ sich der 26-jährige Goffin nicht mehr nehmen und schaffte den Satz-Ausgleich.

Auch danach offenbarte Goffin, der mit seinem Heimatland im Davis-Cup-Finale gegen Gastgeber Frankreich (24. bis 26. November) steht, quasi keine Schwächen. Er nahm Federer früh das Service ab und lag kurz darauf mit 3:1 in Front. Federer stemmte sich gegen die Niederlage und hatte das lautstarke Publikum hinter sich. Letztlich waren aber 36 unerzwungene Fehler zu viel für den „FedExpress“. Federer wird nun zwei Wochen Urlaub machen und dann seine Saisonvorbereitung in Dubai beginnen. „Dieses Jahr war phänomenal. Ich werde versuchen, das in der nächsten Saison wieder zu schaffen“, meinte er.

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