Gipfeltreffen kann Vorentscheidung bringen

Paris · Heute trifft sich die neue Spitze des Deutschen Fußball-Bundes am Rande des Länderspiels in Paris gegen Frankreich. Dabei wird es auch um den künftigen Chef des Verbands gehen. Favorit ist CDU-Politiker Reinhard Grindel.

In der Stadt der Liebe soll die "Ehe" arrangiert werden: Wenn sich die neue Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) heute in Paris trifft, fällt wohl die Vorentscheidung über den künftigen DFB-Chef. Ihren Segen sollen dann am Dienstag die Präsidiumsmitglieder und die Chefs der Landesverbände geben. Die Favoriten Reinhard Grindel (54) und Rainer Koch (56) wollen nicht verraten, ob sie den Bund mit dem Verband eingehen wollen.

Grindel möchte angeblich zunächst den Skandal um die Vergabe der WM 2006, der Präsident Wolfgang Niersbach zu Fall gebracht hat, aufarbeiten. "Ich konzentriere mich ganz auf die Aufklärungsarbeit", sagte der DFB-Schatzmeister. Der CDU-Bundestagsabgeordnete, der angeblich der Favorit zahlreicher Landesverbände ist, will aber auf jeden Fall eine Kampfkandidatur verhindern. "Eine einvernehmliche Lösung ist der richtige Weg", sagte Grindel: "Es geht um eine Lösung, die breite Akzeptanz innerhalb von Ligaverband und Landesverbänden hat."

Wie Grindel hielt sich Interimspräsident Koch vor dem Gipfeltreffen in Paris , bei dem er mit dem anderen Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Generalsekretär Helmut Sandrock zusammenkommen wird, bedeckt. Dass er zugunsten von Grindel auf das Amt verzichte, wollte Koch nicht bestätigen. "Wir sprechen zuerst untereinander und miteinander - und zwar intern", sagte Koch: "In dieser Woche hat für mich die lückenlose Aufklärung aller Fragen rund um die Vergabe der WM 2006 oberste Priorität."

Was die DFB-Spitze zudem braucht, ist eine einheitliche Sprachregelung. Denn während Koch und Grindel die Frage nach dem neuen Präsidenten vor der EM im kommenden Sommer beantworten möchten, sieht Rauball auch den regulären Bundestag in einem Jahr als möglichen Wahltermin. Die Termin-Frage steht auch bei der Zusammenkunft des Präsidiums mit den Landesverbänden am Rande des Länderspiels am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF ) gegen die Niederlande auf der Agenda. Die Cheftage des Rekordmeisters Bayern München hat ihre Wünsche bereits hinterlegt. "Ich bin kein Freund von Doppelspitzen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der Koch zugleich einen Knüppel zwischen die Beine warf: "Ich würde dringend empfehlen, dass Rauball, der nachweislich keine Interessen hat, als nächster Präsident des DFB zu wirken, die Geschäfte führt, bis ein Nachfolger gefunden ist."

Derweil hat Niersbach den stellvertretenden Generalsekretär Stefan Hans - der Saarländer soll ihm angeblich entscheidende Dokumente vorenthalten haben -, in Schutz und aus der Schusslinie genommen. "Ich habe gehört, dass die Meldung kursiert, Stefan Hans sei schuld an meinem Rücktritt", sagte Niersbach: "Das ist natürlich überhaupt nicht richtig. Gerade er war zehn Jahre lang einer meiner wichtigsten Mitarbeiter, er hat mich konkret ausführlich informiert. Das ist mir wichtig herauszustellen." Laut "Süddeutscher Zeitung" soll Niersbach bereits seit Wochen von dem ominösen Vertragsentwurf zwischen Franz Beckenbauer und Jack Warner gewusst haben. Neben Niersbach soll auch Generalsekretär Sandrock von dem Saarländer über das Schreiben, das einen versuchten Stimmenkauf unmittelbar vor der Vergabe der WM 2006 nahe legt, informiert worden sein.

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