Geschke am Gipfel seiner Träume

Pra Loup · Welch ein Soloritt von Simon Geschke! Der Berliner Radprofi gewinnt im Alleingang die Alpen etappe nach Pra Loup und sorgt für den fünften deutschen Tour-Etappensieg. Dabei war Geschke gar nicht für die Tour vorgesehen.

 Geschke im Ziel nach Pra Loup: Irgendwo zwischen Schmerz und Freude. Foto: yoan valat/epa

Geschke im Ziel nach Pra Loup: Irgendwo zwischen Schmerz und Freude. Foto: yoan valat/epa

Foto: yoan valat/epa

Erst schrie Simon Geschke auf dem Alpengipfel seine ganze Freude heraus, dann flossen vor lauter Freude die Tränen. Nach einem bravourösen 49-Kilometer-Soloritt durch die Alpen ist der Berliner mit dem großen Kämpferherz am Ziel seiner Träume angelangt. Geschke gewann fast sensationell die 17. Etappe in Pra Loup fügte der deutschen Erfolgsstory bei der 102. Tour de France ein weiteres Kapitel hinzu.

Geschke erreichte nach 161 Kilometern mit einem Vorsprung von 32 Sekunden auf den Amerikaner Andrew Talansky als Erster den Skiort. Dritter wurde der Kolumbianer Rigoberto Uran 1:01 Minuten zurück. "Das ist der schönste Tag in meinem Leben. Jeder träumt als Kind von so einem Sieg. Ich wusste, dass ich durch die Schmerzgrenze durch muss. Ich hatte noch Krämpfe am letzten Anstieg, aber heute hat alles gepasst", sagte Geschke, der sich immer wieder die Tränen aus den Augen wischte. "Ich habe es heute mit der Brechstange probiert, soviel habe ich ja in meiner Karriere noch nicht gewonnen."

Der 29-Jährige, der erst durch die Formschwäche von Sprintstar Marcel Kittel ins Tour-Team gerutscht war, sorgte mit seinem Coup für den fünften Etappensieg eines deutschen Radprofis bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Zugleich erlöste er sein Team, das nach vielen Enttäuschungen erstmals jubeln durfte.

Spitzenreiter Christopher Froome erreichte 7:16 Minuten hinter Geschke das Ziel, hatte aber seine Konkurenten um den Kolumbianer Nairo Quintana fest im Griff. Dazu verabschiedete sich der Amerikaner Tejay van Garderen unfreiwillig aus dem Kreis der Rivalen. 72 Kilometer vor dem Ziel stieg er krankheitsbedingt und mit Tränen in den Augen vom Rad. Auch Girosieger Alberto Contador verlor nach einem Sturz weitere Zeit.

Im Mittelpunkt der Etappe stand aber Geschke. Als Mitglied einer 28-köpfigen Spitzengruppe hatte der Mann mit dem markanten Bart den Grundstein zu seinem Erfolg gelegt. 49 Kilometer vor dem Ziel setzte er schließlich eine weitere Attacke und fuhr alleine über den Col d'Allons. Eine Minute Vorsprung hatte er auf dem mit 2250 Metern höchsten Berg dieser Tour vor dem Franzosen Thibaut Pinot .

Mit einem Polster von gut zwei Minuten auf fünf Verfolgern startete der Deutsche den 6,2 Kilometer langen Schlussanstieg nach Pra Loup . Doch von Meter zu Meter schmolz der Vorsprung dahin. Gut drei Kilometer vor dem Ziel war es nur noch eine Minute. Geschke kämpfte aber weiter verbissen, ging immer wieder aus dem Sattel. Dann war es klar, Geschke ballte die Fäuste und schrie seine Freude hinaus, über seinen ersten Etappensieg bei der Tour de France .

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