Gerangel um Olympia-Millionen

Hamburg. Erhitzte Gemüter gibt es in der olympischen Gemeinschaft: Auslöser ist eine ungleichmäßige Verteilung von Marketing-Einnahmen aus den Olympischen Spielen

Hamburg. Erhitzte Gemüter gibt es in der olympischen Gemeinschaft: Auslöser ist eine ungleichmäßige Verteilung von Marketing-Einnahmen aus den Olympischen Spielen. Nach einem vor 20 Jahren abgeschlossenen Vertrag muss das Internationale Olympischen Komitee (IOC) 12,75 Prozent der Zahlungen des amerikanischen Inhabers der Fernsehrechte und 20 Prozent der Sponsoren-Einkünfte aus dem globalen "Top-Programm" an das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) abtreten. Für die Spiele in Turin 2006 und Peking 2008 bedeutet das: Von 1,5 Milliarden Dollar des Senders NBC verbleiben 191 Millionen in den USA, von 866 "Top-Millionen" 173 Millionen Dollar. Falls es keine Korrekturen gibt, könnte das USOC für die Periode 2009 bis 2012 mindestens 450 Millionen Dollar erwarten. Gegen diese krasse Bevorteilung der USA laufen die übrigen Partner des IOC Sturm. Laut Verteilerschlüssel des IOC soll etwa die Hälfte der Marketing-Einnahmen an die Olympia-Städte, der Rest zu je einem Drittel an das IOC selbst, die Nationalen Olympischen Komitees und die internationalen Sportverbände gehen.Tatsächlich jedoch kommt es zwischen USOC, 204 Nationalen Olympischen Komitees, 35 Sportverbänden und IOC zu einer Vierteilung. Der Deutsche Olympische Sport-Bund, der einen der größten Märkte repräsentiert, hat vom IOC in den abgelaufenen vier Jahren nicht viel mehr als fünf Millionen Dollar überwiesen bekommen. Die starke finanzielle Bevorzugung des amerikanischen Sports findet eine Begründung in einem US-Gesetz, womit dem USOC das alleinige Recht an der nationalen Nutzung der Olympischen Ringe zugesprochen wurde. Somit muss sich das USOC ausschließlich aus privaten Mitteln finanzieren. In allen anderen Ländern sieht sich das IOC als Rechteinhaber zur Vermarktung jenes Symbols, das mit 78 Prozent weltweit den größten Bekanntheitsgrad erreicht. Einst fand das Privileg eine Begründung dadurch, dass das IOC den größten Teil seiner Einnahmen auf dem US-Markt erzielte. Im Zuge der Globalisierung zählen zu den Hauptsponsoren nun aber auch Unternehmen aus Asien und Europa, die nun mit ihren Zahlungen das US-NOK quasi mitsubventionieren. dpa

Am RandeÄrger hat das IOC auch bei der Vergabe der Olympischen Spiele 2016. US-Fernsehsender drohen mit einem Preisverfall, sollte sich Chicago nicht gegen die Konkurrenten Tokio, Madrid oder Rio de Janeiro durchsetzen. Drohgebärden gab es auch von Großsponsoren aus den USA. McDonald's etwa ließ wissen, nur wenn Chicago die Spiele bekäme, sei die Fortsetzung des Engagements über 2012 hinaus sicher. dpa

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