Boxen „Big George“ wird 70 – Puncher, Prediger und Grillverkäufer

Berlin · George Foreman genießt im Boxen knapp 45 Jahre nach seiner spektakulären Niederlage im „Rumble in the Jungle“ immer noch hohes Ansehen.

 Der frühere Box-Weltmeister George Foreman verkauft heute sehr erfolgreich Grills.

Der frühere Box-Weltmeister George Foreman verkauft heute sehr erfolgreich Grills.

Foto: dpa/Heiner Harnack

Für Axel Schulz zählt „Big George“ bis heute zu den großen Drei der Box-Geschichte. „Muhammad Ali ist die klare Nummer eins. Dann kommen Mike Tyson und George Foreman“, sagt der frühere Schwergewichtsboxer. 1995 stand Schulz selbst gegen Foreman im Ring und verlor den Kampf seines Lebens gegen die lebende Legende äußerst umstritten.

Foreman feiert an diesem Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Der frühere Champion ist nach wie vor viel unterwegs und hat dem Boxen seinen Stempel aufgedrückt. 1994 krönte sich der gebürtige Texaner mit 45 Jahren nach einem überragenden K.o. gegen Landsmann Michael Moorer zum ältesten Schwergewichts-Weltmeister der Geschichte. 20 Jahre zuvor war er die tragische Figur im spektakulären „Rumble in the Jungle“ gewesen.

An diesem 30. Oktober 1974 sollte der haushohe Favorit Foreman eine schmerzhafte Lehrstunde erteilt bekommen. In der Hitze von Kinshasa im heutigen Kongo prügelte der Bulle von einem Kerl sieben Runden auf seinen Gegner Muhammad Ali ein, ehe seine Kräfte schwanden. Foreman, der seit dreieinhalb Jahren in keinem seiner Kämpfe länger als fünf Runden im Ring gestanden und seine letzten acht Gegner alle in den ersten zwei Runden K. o. geschlagen hatte, war mit dieser ungewohnten Situation anscheinend überfordert. Ende der achten Runde holte Ali überraschend zu einer Kombination von fünf Schlägen aus, die Foreman auf die Bretter warf.

Der als unbesiegbar geltende Koloss lag am Boden und kam nicht rechtzeitig wieder hoch. Von diesem Niederschlag sollte sich der frustrierte Puncher Foreman lange nicht erholen. Einige Kämpfe folgten noch, dann machte der Olympiasieger von 1968 mit dem Boxen Schluss. „Es war furchtbar, grausam, schrecklich. Die Niederlage gegen Ali trieb mich in schwere Depressionen“, sagte Foreman später der Tageszeitung Die Welt.

Ende der Siebziger Jahre entdeckte Foreman eine neue Passion. Als Prediger der Apostolic Church of the Lord Jesus Christ wandte er sich einer neuen Welt zu und fand nach der Ali-Niederlage aus der Krise heraus. Aus dem wilden überheblichen Kämpfer mit Afro-Mähne und Bart wurde ein freundlicher Glatzkopf, der sich um benachteiligte Kinder kümmerte. Doch so ganz konnte der am 10. Januar 1949 im texanischen Marshall geborene Foreman vom Preisboxen nicht lassen.

1987 startet er ein Comeback, das sieben Jahre später mit dem WM-Sieg gegen Moorer seinen Höhepunkt erlebte. Ein Jahr später verteidigte Foreman in Las Vegas seinen Titel gegen Schulz äußerst glücklich nach Punkten. „Er hat später öffentlich zugegeben, dass ich den Kampf eigentlich gewonnen habe“, sagt Schulz heute. Er hat dem Gegner von damals längst verziehen und spricht voller Hochachtung von ihm. „Er war technisch nicht so stark wie Ali, dafür hatte er eine enorme Schlaghärte. Das zeigte seine K.o.-Quote von über 70 Prozent“, sagt Schulz.

Ein im Jahre 1999 angesetzter Kampf gegen Larry Holmes wurde von dem damals 50-Jährigen abgesagt. Auch ein für seinen 56. Geburtstag angekündigtes Comeback im Jahre 2005 scheiterte am Veto seiner Frau.

Schon im Oktober wollten sich die früheren Kontrahenten treffen, doch der Termin platzte. Beide Ex-Boxer sind mittlerweile als Geschäftsleute im gleichen Metier unterwegs. Schulz verkauft Grillsoßen, Foreman äußerst erfolgreich Grills. Jahrelang pries Foreman seine Produkte im Teleshopping an, knapp 150 Millionen US-Dollar soll er so verdient haben. Genug Geld jedenfalls, um seinen familiären Verpflichtungen nachzukommen und sämtliche seiner elf Kinder zu versorgen. Seine fünf Söhne tragen übrigens alle denselben Vornamen: George.

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