Gemischte Gefühle

Rio de Janeiro · Generalprobe mit Hindernissen: Der Confederations Cup in Brasilien offenbarte zwar viele Probleme, doch er weckte auch die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft 2014.

Gewaltsame Proteste, unmenschliche Hitze und chaotische Transportverhältnisse - aber auch klasse Fußball und ein Traumfinale: Der Confederations Cup in Brasilien hat einen bitter-süßen Vorgeschmack auf die WM 2014 gegeben. Für Weltverbands-Präsident Joseph Blatter war die neunte Mini-WM schon vor dem Endspiel gestern Nacht zwischen Brasilien und Spanien im Maracanã-Stadion die "beste aller Zeiten". Doch der fußballerische Glanz, den Stars wie Neymar oder Andrés Iniesta versprühten, wurde überschattet von gewaltigen Problemen. Manche dürften der deutschen Mannschaft in einem Jahr ihr Unternehmen vierter WM-Titel erheblich erschweren.

Bundestrainer Joachim Löw hat bei seiner Stippvisite in der ersten Turnierwoche erlebt, dass der Gegner nicht nur auf dem Platz lauert: Überlange Reisen durch ein Land, das 24-Mal so groß ist wie Deutschland. Transportprobleme in den Spielorten. Dazu klimatische Unterschiede mit einer Hitze in manchen Städten, die Fußball zur Qual macht. Kein Wunder, dass laut Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff der Titel 2014 "eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit" ist.

"Was wir hier sehen, nutzt uns mit Blick auf die WM - wie 2009", sagte Trainer Vicente del Bosque von Titelverteidiger Spanien. Eine herausragende Fitness und spielerische Klasse sind aus Sicht der Trainer die Zutaten, aus denen 2014 der Weltmeister geformt wird. Löw meinte dennoch, seine Vorfreude sei "noch einmal gestiegen."

Während andere Trainer mit Sorgenfalten auf die Herausforderung Brasilien blicken dürften, hat der Gastgeber noch Arbeit vor sich. In den und um die sechs Stadien, die beim Confed Cup erprobt wurden, lief längst nicht alles reibungslos. Vor allem die Versorgung der Fans hakte. Deren Nonchalance, gekaufte Tickets oft auf den letzten Drücker abzuholen, stellten das Organisations-Komitee (OK) und die Fifa auf eine harte Probe. Von den Problemen im öffentlichen Nahverkehr gar nicht zu reden. Die Schwierigkeiten könnten 2014 noch zunehmen, weitere sechs Arenen erleben erst dann ihre Feuertaufe. Und diesmal kamen nur drei Prozent der Fans aus dem Ausland. Die Fifa macht Druck. "Wir müssen im Dezember fertig und bereit sein", sagte Generalsekretär Jérôme Valcke.

Sepp Blatter betonte: "Es gibt keinen Plan B." Den habe auch das Sicherheitskonzept nicht nötig, hieß es von OK und Fifa. Tränengas, Gummigeschosse, Blendgranaten - mitunter ging es im Stadion-Umfeld zu wie im Bürgerkrieg. "Ich kann die sozialen Unruhen verstehen. Aber wir können keine Lösungen anbieten, das ist Aufgabe der Regierung", sagte Blatter. Er wird sich auf weitere Demonstrationen gegen seine Fifa einrichten müssen. Viele Brasilianer sehen in ihr eine "Besatzungsmacht" und sprechen von der "Copa da Corrupção", der "Meisterschaft der Korruption."

Die breite Masse wolle die WM, das zeige eine unabhängige Studie. Doch die Kritik ist durch den Confed Cup lauter geworden. So laut, dass Blatter einen geplanten Auftritt in der Öffentlichkeit in der zweiten Woche absagte. So laut, dass Staatspräsidentin Dilma Rousseff dem Endspiel aus Angst vor Pfiffen fernbleiben wollte.

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Auf einen BlickItalien hat sich beim Confed Cup Platz drei gesichert. Der verletzungsbedingt dezimierte Vize-Europameister bezwang Uruguay im kleinen Finale bei äußerst schwierigen Bedingungen in Salvador da Bahia nach einer letzten Kraftanstrengung mit 3:2 im Elfmeterschießen. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 2:2 (1:0) gestanden. Drei Tage nach der Halbfinal-Niederlage gegen Weltmeister Spanien brachten Davide Astori (24. Minute) und Alessandro Diamanti (73.) die Azzurri zweimal in Führung. Doch Edinson Cavani glich jeweils aus (58., 78.). Im Krimi vom Punkt sicherte Torwart Gianluigi Buffon den Italienern mit gleich drei Paraden gegen Diego Forlan, Martin Caceres und Walter Gargano den Sieg. sid

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