Gelbes Trikot mit hässlichem Fleck

Düsseldorf · In Düsseldorf hat der Stadtrat für eine Bewerbung um den Start der Tour de France 2017 gestimmt. Die hauchdünne Mehrheit kam allerdings nur dank der Stimmen aus dem rechten Lager zustande.

Das siegbringende Überholmanöver über rechts war Radsport-Fan Thomas Geisel hochpeinlich. "Das ist kein Ergebnis, mit dem wir die Tour de France veranstalten können", sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister, nachdem der Stadtrat denkbar knapp der Bewerbung für den Tour-Auftakt 2017 zugestimmt hatte. Weil die Mehrheit aber nur mit den Stimmen der beiden Republikaner- und AfD-Abgeordneten zustande kam, droht der Tour-de-France-Traum zum Possenspiel zu werden.

Dabei hatte sich SPD-Mann Geisel alles so schön vorgestellt: Anfang Juli 2017 sollte der Tour-Tross tagelang am Rhein campieren, der "Grand Depart" mit Team-Präsentation, Prolog und erster Etappe prächtige Bilder von Kö und Co. in die ganze Welt schicken. "Wir können Düsseldorf als weltoffene, sympathische Stadt für Touristen, Sportler und Radfahrer präsentieren", schwärmte Geisel. Nach dem Sitzungs-Marathon am Donnerstagabend, einer wahren Tour de Farce, war von dieser Begeisterung nicht viel übrig.

Die Ratssitzung brachte zwar Grünes Licht für eine Bewerbung, die auch aussichtsreich wäre - aber dennoch auf tönernen Füßen steht. Von 79 anwesenden Ratsmitgliedern stimmten in geheimer Wahl 40 für die Tour. Da sich aus der regierenden Ampel-Koalition aber die FDP gegen die Bewerbung entschieden hatte und CDU und Linke ebenfalls geschlossen dagegen stimmten, war klar, dass die Einzelkandidaten der AfD und der Republikaner letztlich für Geisels Mini-Mehrheit gesorgt hatten.

"Ich habe lange mit mir gerungen, aber dann ja gesagt", bestätigte Andre Maniera dem "Express". Der im Stadtrat gemiedene Republikaner hatte schon vorher verkündet: "Gute Demokraten sollten akzeptieren, dass Republikaner nur Positives für Düsseldorf , für NRW und für Deutschland im Sinn haben." Den guten Demokraten ist aber höchst unwohl. "Dass man sich den rechten Republikaner für die Mehrheit holt, das hätte es mit uns nie gegeben", sagte CDU-Fraktionsvize Andreas Hartnigk. Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski meinte: "Diese Mehrheit wollen wir nicht."

Die Grünen, Teil der regierenden Ampel-Koalition, teilten mit, die nun nötigen Entscheidungen im Rat so lange blockieren zu wollen, bis die Zustimmung für die Tour auf einer stabileren, erträglicheren Grundlage steht. Im Klartext: Nötige Gelder würden vom Rat nicht freigegeben. Elf Millionen soll der Spaß insgesamt kosten, 6,2 Millionen davon sollen an der Stadt hängen bleiben. Keine gute Ausgangslage, zumal die entscheidenden Bewerbungsunterlagen schon in der kommenden Woche an die Tour-Veranstalter gehen sollen.

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