Gelassenheit vor dem Mega-Kampf

Saarbrücken · Der Kampf ist ein Risiko für Beide – und zieht auch deshalb mehr als 2000 Zuschauer an: Lokalmatador Jürgen Doberstein ist vor dem Duell mit Robin Krasniqi auf sich selbst fokussiert. Er verliert kaum Worte über seinen Gegner.

 Jürgen Doberstein will sich morgen nach dem Kampf gegen Robin Krasniqi zwei Gürtel überhängen. Foto: ARTVERTISEMENT

Jürgen Doberstein will sich morgen nach dem Kampf gegen Robin Krasniqi zwei Gürtel überhängen. Foto: ARTVERTISEMENT

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Die Gelüste nach dem Essen lenken ab. "Ich gehe oft auf die Waage, denke viel ans Essen", sagt Jürgen Doberstein. Das war gestern. Heute muss er auf die Waage. Um 16 Uhr ist das offizielle Wiegen angesetzt. Der Kleinblittersdorfer darf wie sein Gegner Robin Krasniqi aus München nicht mehr als 76,203 Kilogramm wiegen. Das ist das Limit im Supermittelgewicht.

"Nach dem Wiegen kann ich endlich wieder essen und trinken", erzählt Doberstein. Das Essen, das Trinken - die Gedanken lenken ab von dem, was auf dem Spiel steht. Krasniqi bezeichnet es als "Mega-Kampf" und "großen Schritt für eine WM-Chance". Und stellt trotz aller innerlicher Anspannung nach außen hin demonstrativ Gelassenheit zur Schau. Wie Doberstein. Doch in beiden Profi-Boxern brodelt es wie in Vulkanen. Sie wollen endlich ausbrechen - und im Ring die Fäuste sprechen lassen.

Doberstein konzentriert sich auf sich. Der 27-Jährige verliert kaum Worte über den 29-jährigen Krasniqi: "Er ist ein starker Gegner. Egal. Ich will der Beste werden. Je stärker die Gegner werden, desto mehr Motivation habe ich." Natürlich, die Aufregung vor dem wichtigsten Kampf seiner Karriere ist da. "Aber das ist ein schönes Gefühl." Er wisse, was ihn erwarte, wenn er morgen in der Saarbrücker Saarlandhalle seinen WBA-Intercontinental-Titel erstmals verteidigt und gleichzeitig um den vakanten WBO-Intercontinental-Gürtel boxt.

Der Box-Abend beginnt um 19 Uhr. Hauptkampf ist das "Duell der Kronprinzen". Es wird einem der Beiden die Tür zu einem Kampf um einen WM-Titel öffnen. Dobersteins Trainer Artur Grigorian sagt, in der Vorbereitung "ist alles super gelaufen. Gott sei Dank gab es keine Verletzung." Der 18-malige Weltmeister im Leichtgewicht ist sich sicher: "Jürgen ist sein Gegner egal. Er macht einfach seine Aufgabe. Er muss Herzblut und Charakter zeigen und nur das machen, was er im Training gemacht hat. Das reicht dann."

Was im Training gemacht wurde, da lassen sich beide Lager nicht in die Karten schauen. Krasniqi erklärt nur: "Ich bin bereit wie noch nie. Ich werde etwas Besonderes zeigen." Sein Trainer Dirk Dzemski sagt: "Wir sind entspannt."

Das beeindruckt Doberstein vor seinem Heimspiel, für das gestern mehr als 2000 Eintrittskarten verkauft waren, nicht: "Ich gehe in den Ring und mache mein Ding." Er baut dabei auf die Unterstützung seiner Fans. Die ist nötig. Denn aus dem Lager von Krasniqi, der kosovo-albanischer Herkunft ist, werden mehrere Hundert Fans erwartet. Krasniqi kündigt an: "Ich werde nicht allein sein." Seine Fans gelten als enthusiastisch - und werden die Halle sicher in einen Hexenkessel verwandeln.

Doch so ein Kampf, "das ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe. Ich boxe seit 18 Jahren, habe immer diesen Traum gehabt", erzählt Doberstein: "Ich lebe meinen Traum, für mein großes Ziel." Am Ende des Traums hält er einen WM-Gürtel hoch. Um die Chance zu bekommen, muss er morgen den nächsten Schritt in seiner Karriere machen - wie der ehemalige Weltranglisten-Erste Krasniqi. Er hat gerade einige Schritte rückwärts gemacht, um wieder nach vorne zu kommen. Krasniqi kommt aus dem Halbschwergewicht (79,378 Kilogramm), wo er zwei WM-Chancen vergeigte. Auch deshalb wechselte er 2015 runter in das Supermittelgewicht.

Den Druck, der auf beiden Kämpfern und ihren Ställen Doberstein Promotion und SES liegt, beschreibt SES-Chef Ulf Steinforth: "Der Kampf ist ein Risiko für Beide - das ist aber das Spannende." Doberstein sagt: "Das ist der größte Kampf im Saarland, den es jemals gab." Steinforth ist sich mit Blick auf die Chance auf ein WM-Duell sicher, dass die großen Verbände WBO und WBA "den Sieger belohnen werden". Und der Gewinner darf sich direkt nach dem Kampf selbst belohnen. Indem er nach den Strapazen der vergangenen Monate endlich wieder einmal so viel isst und trinkt, wie es ihm gelüstet.

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