Endrunde um die Ringer-Meisterschaft Geid muss seine Schach-Künste unter Beweis stellen

Köllerbach · Der KSV Köllerbach tritt im Halbfinal-Hinkampf um die deutsche Ringer-Meisterschaft beim TuS Adelhausen an.

 Thomas Geid grübelt über die Aufstellung im Halbfinale.

Thomas Geid grübelt über die Aufstellung im Halbfinale.

Foto: Andreas Schlichter

„Mannschaftsringen ist wie Schachspielen“, sagt Thomas Geid, Teamverantwortlicher beim Bundesligisten KSV Köllerbach: „Man muss sich seine Züge im Voraus überlegen, die Taktik festlegen und versuchen, den Gegner zu überraschen. Doch der versucht natürlich das Gleiche.“

Der Ablauf der Züge ist im Ringen durch die Einteilung und Abfolge der Gewichtsklassen vorgegeben. Spannend wird es dadurch, welche Figuren, also Sportler, sich in welchen Klassen bewegen. Manchmal macht hier wie da ein Bauern­opfer Sinn. Dann schenkt man eine Gewichtsklasse ab, um in allen anderen umso besser dazustehen. Eine Überlegung, die durch die Beschränkung der (meist leistungsstarken) Ausländer auf vier Plätze nicht einfacher wird.

Die gewichtigste Figur im Schach ist neben dem König die Dame. Beim KSV ist es Heiki Nabi (130 Kilo greco), einer der herausragenden Athleten und eigentlich ebenso gesetzt wie am anderen Ende der Gewichtsskala Viktor Lyzen in der Klasse bis 57 Kilo Freistil. Der deutsche Meister Lyzen und der ehemalige Militärweltmeister Nabi sind Eckpfeiler für den Halbfinal-Hinkampf an diesem Samstag um 19.30 Uhr beim TuS Adelhausen. „Wenn Viktor das Gewicht hat und Heiki da ist“, dämpft Geid die Erwartungshaltung: „Nach den Feiertagen ist das immer schwierig. Die Sportler sind zwar professionell, aber manchmal klappt das mit den Flügen nicht.“ Erfahrung macht vorsichtig.

Nach der Lyzen/Nabi-Eröffnung beginnt das Schachspiel auf der Matte in der Dinkelberghalle in Adelhausen so richtig. Für die 61-Kilo-Klasse im griechisch-römischen Stil stehen Geid eigentlich der Deutsche Valentin Seimetz und der Russe Bekhan Mankiev zur Verfügung. Doch wie beim Schach, wenn ein Bauer die gegnerische Grundlinie erreicht und in jede beliebige Figur getauscht werden kann, hat Geid noch eine Option: Etienne Kinsinger (deutscher Meister in der Klasse bis 59 Kilo und bislang in 66 Kilo eingesetzt) könnte Gewicht machen. Er wäre eine Waffe, doch Adelhausen hat vielleicht eine noch stärkere. Der Bulgare Ivo Angelov hat Kinsinger im Vorjahr klar besiegt.

Geid schweigt dazu listig und spricht mehr über seine „Könige“ – die deutschen Kapitäne Andrej Shyyka (Freistil) und Timo Badusch (greco), die beide bis zu 75 Kilo auf die Waage bringen dürfen: „Ihre Bedeutung für die Mannschaft ist bekannt. Sie müssen wie alle anderen an ihre Grenze gehen. Wir müssen in jedem Kampf versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen. Nur dann besteht eine Finalchance.“

Für Adelhausen ist es die erste Halbfinal-Teilnahme der Vereinsgeschichte, dennoch gehört der TuS wie der sechsfache deutsche Meister aus dem Saarland seit Saisonbeginn zu den Titelkandidaten. „Sie haben sich mit Sportlern und Trainern aus Ispringen verstärkt. Ein sehr flexibler Kader mit herausragenden Ausländern“, sagt Geid: „Die wissen alle, was zu tun ist.“

Und Adelhausen hat einen „Spion“. Der ehemalige Köllerbacher Kapitän Konstantin Schneider (86 Kilo greco) ringt in dieser Saison für den TuS, trainiert an der Sportschule in Saarbrücken fast täglich mit den Saarländern. Zudem haben sich die Verletzten Marcel Ewald und Alexander Semisorov in den Playoffs zurückgemeldet. „Die Sportler sind heute so vernetzt, da bleibt ohnehin nicht viel geheim“, sagt Geid: „Ich gehe von der stärkstmöglichen Adelhausener Mannschaft aus. Stehen sie nicht komplett, spielt uns das in die Karten.“ Und die werden im Rückkampf am 13. Januar im Püttlinger Trimm-Treff ohnehin wieder komplett neu gemischt.

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