Gefahr der Zufriedenheit

Saarbrücken. Zufriedenheit bedeutet, innerlich ausgeglichen zu sein und nichts anderes zu verlangen, als man hat. Gerd Warken wirkt ausgeglichen. Der 58-Jährige hat sie alle erlebt, die Topclubs des Saarlandes: 1. FC Saarbrücken, FC Homburg, Borussia Neunkirchen und Röchling Völklingen. Ob als Spieler oder Trainer. Groß geworden ist er beim VfB Theley

Saarbrücken. Zufriedenheit bedeutet, innerlich ausgeglichen zu sein und nichts anderes zu verlangen, als man hat. Gerd Warken wirkt ausgeglichen. Der 58-Jährige hat sie alle erlebt, die Topclubs des Saarlandes: 1. FC Saarbrücken, FC Homburg, Borussia Neunkirchen und Röchling Völklingen. Ob als Spieler oder Trainer. Groß geworden ist er beim VfB Theley. Im Theleyer Nachbarort trainiert Warken nun den Fußball-Oberligisten SV Hasborn. Der ist im Vergleich zu seinen vorherigen Clubs ein kleinerer. Warken hat dennoch kein Verlangen nach etwas anderem: "Die Arbeit mit der Mannschaft ist sehr angenehm. Menschlich sind alle sehr gute Typen. Die Mannschaft ist relativ jung. Es macht Spaß, sie sich entwickeln zu sehen." Mit der Truppe belegte er vergangene Saison als Nachfolger von Bernd Rohrbacher ("Er hinterließ eine absolut intakte Mannschaft, legte eine prima Grundlage") Rang neun. Beste Platzierung in der Clubgeschichte. Derzeit ist es gar Platz acht - im kleinen, sympathischen Club sind sie zufrieden.

Zufriedenheit bedeutet auch, mit gegebenen Verhältnissen und Leistungen einverstanden zu sein und nichts auszusetzen zu haben. "Hasborn ist ein familiärer Verein mit allen Vor- und Nachteilen. Geld kommt hauptsächlich aus Veranstaltungen, bei denen jeder anpackt", sagt der Mann, der über 600 Oberliga-Spiele als Trainer auf dem Buckel hat und wohl der dienstälteste Trainer der Liga ist. Weil es mit geringen Mitteln läuft, fällt in Hasborn des Öfteren der Satz: "Wenn wir absteigen, ist es auch nicht schlimm." Ein Satz, der Warken nachdenklich stimmt. "Es gibt von außen keinen Druck. Die Mentalität, dass sich manchmal bei einer Niederlage außer mir kaum jemand ärgert, ist schwer anzunehmen. Das Potenzial der Mannschaft liegt bei dem der Clubs im oberen Drittel der Liga. Einige Spieler wissen gar nicht, was sie alles können. Sie sind noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklungsfähigkeit."

Zufriedenheit kann auch eine Gefahr sein. Sie hemmt derzeit beim SV Hasborn die Entwicklungsfähigkeit. Denn eine Schwäche der Mannschaft sei Zufriedenheit, "weil der personelle Druck fehlt. Es darf nichts passieren, da wir für die Rückrunde nur elf Oberliga-taugliche Spieler haben". So fehlen vier Stürmer: Peter Lauer, Fritz Gard, Pascal Dörr und Jörg Feid. Geld für Neue fehle ebenso. Nur Markus Johann stoße in der Winterpause dazu - aus der eigenen A-Jugend. Daher will Warken, dass die Stellung als bester Club im Nordsaarland besser genutzt wird: "Das wird nicht genug ausgeschlachtet. Spieler kommen nicht von alleine zu uns. Wir agieren finanziell bescheiden. Der Großteil unserer Mannschaft kommt aus der eigenen Jugend", erklärt der Sportlehrer am Berufsbildungszentrum Lebach, der seinen Stil der Mannschaftsführung als "etwas diktatorisch" bezeichnet: "Man darf in der Halbzeit eines Spiels keine fünf Meinungen zu der Partie haben."

Fünf Meinungen zu seiner Zukunft hat Gerd Warken nicht. Er kann sich vorstellen, dass "mit 60 das Ende meiner Karriere ansteht". Sein Vertrag beim SV Hasborn läuft nach dieser Saison aus. Einen Wechsel mit dann 59 Jahren kann er "wohl ausschließen". Ein Weitermachen hänge maßgeblich davon ab, "ob die Mannschaft zusammenbleibt". Viel mehr verlangt er nicht. Das würde ihn zufrieden stellen.

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