„Gefällt mir” von Greiss gefällt nicht

Köln · Eishockey-Torhüter Thomas Greiss sorgt mit fragwürdigen Ansichten im Internet für Aufregung. Der DOSB kritisiert den 31-Jährigen scharf.

Nach dem Instagram-Like zu einem Hitler-Vergleich droht Eishockey-Nationaltorwart Thomas Greiss der Ausschluss aus dem deutschen Olympia-Team - doch bei der Heim-WM gibt es keine Konsequenzen für den NHL-Profi. "Wer so agiert, kann nicht Teammitglied in Pyeongchang sein", teilte Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund mit. Greiss hatte im sozialen Netzwerk Instagram einem Post ein "Like" gegeben, der die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Adolf Hitler vergleicht. "Nie verhaftet, nie verurteilt, genauso unschuldig wie Hillary", heißt es neben einem Bild Hitlers.

"Alle Sportler haben eine wichtige Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit. Politischer Extremismus hat im Sport nichts zu suchen", erklärte Hörmann weiter: "Gerade die besondere Bedeutung der Werte des Sports für die Olympiamannschaft - unser Team Deutschland - werden wir weiterhin im Sinne von "Null Toleranz" verteidigen. Deshalb wäre ein Beibehalten dieser Kommunikation ein klares Ausschlusskriterium für diesen oder andere Spieler."

Greiss hat sein "Like" mittlerweile wieder zurückgezogen, nachdem er vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) darauf angesprochen worden war. Der 31-Jährige hatte unter anderem auch unter eine Fotomontage des jetzigen US-Präsidenten Donald Trump mit einem Schwert in der einen und dem abgeschlagenen Kopf von Hillary Clinton in der anderen Hand ein "Gefällt mir" gesetzt.

Bundestrainer Marco Sturm erklärte nach dem Training am Freitagmorgen, er habe erst "vor vier Minuten" davon erfahren, kenne aber die genauen Inhalte nicht. "Ich stelle keine Fragen, das interessiert mich nicht", sagte Sturm: "Alles, was außerhalb des Eishockeys ist, ist jedem Spieler selbst überlassen. Das kann ich nicht kontrollieren." Greiss' Verhalten habe "für seine Position als Spieler der deutschen Nationalmannschaft keine Konsequenzen", erklärte der Verband.

Der DEB hatte erklärt, das Social-Media-Verhalten seines Torhüters sei ihm "mit Einschränkungen bewusst". Er sei "als Verband politisch neutral und maßt sich daher als öffentliche Institution nicht an, die Meinungsfreiheit der Spieler zu beeinflussen". Im Spiel am Freitagabend gegen Dänemark (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet) saß Greiss nur auf der Bank - allerdings aus gesundheitlichen Gründen. Wegen einer Oberkörperverletzung könne er noch nicht wieder spielen, erklärte Sturm: "Er ist noch nicht bei 100 Prozent."

Derzeit ist ein Einsatz von Greiss bei den Olympischen Spielen 2018 sowieso eher unwahrscheinlich, weil die NHL ihre Saison nicht unterbrechen will. Allerdings hat Präsident Rene Fasel vom Weltverband IIHF die Hoffnung auf eine Einigung noch nicht aufgegeben, das die Verantwortlichen der Nordamerikanischen Profiliga noch einlenken.

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