Gabius fühlt sich jetzt „wirklich als Marathonläufer“

Stuttgart · Für den „Leichtathleten des Jahres“ 2015 wird es in diesem Jahr ernst: Was hat Arne Gabius beim London-Marathon an diesem Sonntag und vor allem bei den Olympischen Spielen in Rio den Assen aus Afrika entgegenzusetzen? Bei beiden Rennen ist er diesmal auf sich alleine gestellt.

 Deutschlands bester Marathonläufer Arne Gabius lebt und trainiert am Stuttgarter Stadtrand. Hier läuft er gerade am Hochsicherheitszaun des Gefängnisses in Stammheim vorbei. Foto: Marijan Murat/dpa

Deutschlands bester Marathonläufer Arne Gabius lebt und trainiert am Stuttgarter Stadtrand. Hier läuft er gerade am Hochsicherheitszaun des Gefängnisses in Stammheim vorbei. Foto: Marijan Murat/dpa

Foto: Marijan Murat/dpa

Arne Gabius trabt mal wieder am Gefängnis von Stammheim vorbei, das durch die RAF berühmt geworden ist. "Die Freiheit des Läufers", scherzt er beim Fotoshooting. Am Stadtrand von Stuttgart wohnt und rennt Deutschlands bester Marathonläufer - wenn er gerade nicht in Kenia im Trainingslager ist.

Gegen Afrikas Asse tritt der 35-Jährige am kommenden Sonntag beim Klassiker in London an. Das ist seine Generalprobe für die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro. "Da laufen die Besten, da will ich auch hin. Ich will ja nicht nur in Rio auf sie treffen, sondern auch vorher. Man muss die Konkurrenz suchen", sagt Gabius.

Bei seinem ersten Rennen über die 42,195-Kilometer-Distanz, 2014 in Frankfurt, lieferte der Ausdauerspezialist mit 2:09:32 Stunden das beste Debüt eines Deutschen in der Leichtathletik-Geschichte. Beim zweiten, ein Jahr später ebenfalls am Main, verbesserte der approbierte Arzt den 27 Jahre alten nationalen Rekord auf 2:08:33 Stunden. Beide Male waren die Rennen auf den Sportler vom LT Haspa Marathon Hamburg zugeschnitten. Jetzt muss er sich ganz allein behaupten im Feld von Weltklasse-Athleten. Und auch seine Frau Anne wird nicht mit dem Fahrrad an der Strecke sein und ihm die Trinkflaschen reichen - die Hobbyläuferin gibt an der Themse selbst ihr Marathon-Debüt.

In Frankfurt durchgequält

Gabius peilt eine Bestzeit an, so selbstbewusst ist er. Seit dem Vorjahr in Frankfurt fühlt sich der EM-Zweite von 2012 über 5000 Meter "wirklich als Marathonläufer ". Weil er sich damals mit Oberschenkelproblemen durchquälen musste, weil er danach "total kaputt" war. Die Blessur machte ihm auch in den Monaten danach noch zu schaffen. "Ich habe dennoch 230, 240 Kilometer die Woche in Kenia qualitativ gut trainiert und mich dabei auch sehr gut gefühlt", sagt Gabius jedoch. "Ich glaube, dass ich für den Marathon sehr gut vorbereitet bin."

Längst beschäftigt sich der Mediziner auch mit seiner Olympia-Teilnahme. In Rio wird es keine Tempomacher geben - und vielleicht auch keine überirdische Siegerzeit. 2012 in London gewann Stephen Kiprotich aus Uganda in 2:08:01 Stunden, vier Jahre zuvor triumphierte Samuel Kamau Wanjiru aus Kenia in Peking in 2:06:32 und 2004 in Athen der Italiener Stefano Baldini in 2:10:55.

Bessere Chancen als auf der Bahn

Die Vorfreude auf Rio ist ihm anzusehen. Prognosen wagt Gabius nicht, aber beim Marathon stehen seine Chancen möglicherweise besser als auf der Bahn: Bei den Weltmeisterschaften 2009 und 2013 sowie bei den Sommerspielen 2012 schied er jeweils im Vorlauf aus. Seine zweite Karriere im Langstreckenlauf soll aber auf der Ziellinie von Rio noch nicht beendet sein. "Ich probier's aus, wie lange es geht. Meine Frau wird mir schon sagen, wenn ich mal Stopp machen muss, wenn es anfängt, lächerlich zu werden", sagt er. "Sie wird dafür sorgen, dass ich nicht den Absprung verpasse."

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