2. Fußball-Bundesliga Der „Fußballgott“ steht im Mittelpunkt

Hamburg · Torjäger Alex Meier ist der große Trumpf des FC St. Pauli im Stadtderby gegen den HSV und im Kampf um den Aufstieg.

 Der mit dem Dutt soll den FC St. Pauli in die Bundesliga schießen: Torjäger Alex Meier (Mitte), erst seit der Winterpause beim Zweitligisten unter Vertrag, ist eingeschlagen wie ein Bombe: sechs Spiele, fünf Tore.

Der mit dem Dutt soll den FC St. Pauli in die Bundesliga schießen: Torjäger Alex Meier (Mitte), erst seit der Winterpause beim Zweitligisten unter Vertrag, ist eingeschlagen wie ein Bombe: sechs Spiele, fünf Tore.

Foto: dpa/Axel Heimken

Ein „Fußballgott“ verspürt keine Nervosität. Sich verrückt zu machen, entspricht nicht dem Naturell des Alexander Meier. Der Angreifer mit dem außergewöhnlichen Torriecher strahlt immer einen Funken Lässigkeit aus. Auch vor dem Stadtderby, das am Sonntag nicht nur ganz Hamburg in einen Ausnahmezustand versetzen wird. Fußball-Deutschland blickt gebannt in die Hansestadt – zu einem Derby, das so brisant ist wie seit Ewigkeiten nicht mehr.

„Wir haben nicht den Druck, es schaffen zu müssen. Wenn wir am Ende nicht mehr vorne dabei sind, sagen alle: Das ist normal“, sagt der 36 Jahre alte Stürmer vor dem Duell der ungleichen Nachbarn (13.30 Uhr). FC St. Pauli gegen den Hamburger SV – das ist in diesem Jahr nicht nur ein Prestigeduell um die Vorherrschaft in der Elbmetropole, sondern auch ein echter Kracher im Kampf um den Aufstieg. Meier ist dabei der große Trumpf der Kiezkicker, seine Qualitäten befeuern die Träume der Anhänger.

Seit seiner Verpflichtung im Winter hat der langjährige Frankfurter Bundesliga-Profi in sechs Partien fünf Tore geschossen. St. Pauli, Vierter, kann dem zwei Plätze besser stehenden HSV mit einem Sieg bis auf einen Punkt auf die Pelle rücken. Das Momentum liegt bei den Gastgebern, dem HSV ist im Jahr 2019 ein Stück weit die Leichtigkeit abhanden gekommen.

St. Pauli ist dagegen hochzufrieden, hochmotiviert, regelrecht angriffslustig. Clubchef Oke Göttlich etwa setzt ganz süffisant auf Gerechtigkeit. „Dann gewinnt der FC St. Pauli und steigt auch vor dem HSV auf, weil man irgendwann auch mal die Quittung bekommen muss für das, was alles schief gelaufen ist in den letzten Jahren“, sagt der Präsident und spielt damit auf die finanziellen und sportlichen Probleme des Erstliga-Absteigers HSV an, dessen Verbindlichkeiten der Club im Herbst 2018 auf 85,4 Millionen Euro beziffert hatte. Für den FC St. Pauli hatte Göttlich im Geschäftsjahr 2017/2018 bei seiner Wiederwahl zum siebten Mal in Serie einen Gewinn verkündet.

Die Ausgangsposition könnte also kaum besser sein vor dem Liga-Endspurt – auch dank Meier, der wieder voll in seinem Element ist. Dabei fehlte Meier bei seiner Unterschrift am Millerntor die Spielpraxis. Im Sommer 2018 hatte er nach 379 Spielen und 137 Toren für die Eintracht keinen neuen Vertrag mehr angeboten bekommen. Meier musste sich plötzlich neu orientieren und blieb letztlich ein Halbjahr ohne Club. „Es gab auch im Sommer Angebote. Aber ich wollte nur Sachen machen, bei denen ich dahinterstehe“, sagt er jetzt.

St. Pauli und Meier – das passte schon einmal. In der Jugend schnürte er seine Schuhe für den Verein und feierte ausgerechnet im Derby gegen den HSV im Jahr 2002 sein Bundesliga-Debüt. Kurz darauf zog es ihn zurück in den Volkspark, wo er allerdings nicht den Durchbruch schaffte. Der gelang dann mit Nachdruck in Frankfurt.

Ein Karriereende des Bundesliga-Torschützenkönigs der Saison 2014/2015 ist noch nicht in Sicht. Er kann sich vorstellen, auf St. Pauli weiterzumachen. Sein Vertrag läuft nur bis Saisonende. „Ich werde so lange spielen, bis mein Körper mir die Signale gibt aufzuhören“, sagt Meier: „Oder ich eines Morgens aufwache und denke: Oh nein, jetzt ist heute schon wieder Training. Aber das wird nicht passieren.“

Claudio Pizarro, Werder Bremens 40 Jahre alter Sturm-Oldie, ist da durchaus ein Vorbild für Alex Meier: „An ihm sieht man, dass es nicht immer auf das Alter ankommt. Meines Erachtens wird auf das Alter viel zu sehr geachtet. Sobald eine Drei vorne steht, ist man schon alt. Früher war man da im besten Fußball-Alter.“ Und „Fußballgott“ Meier ist da mittendrin – und will weiterhin das tun, was er am besten kann: Tore schießen. Auch gegen den HSV.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort