Geplante DFB-Adakemie Fußball oder Pferde-Rennbahn?

Frankfurt · Heute könnte ein Gericht Grünes Licht für den Bau der DFB-Akademie geben.

Der deutsche Fußball hofft auf die endgültige Freigabe für sein „Leuchtturmprojekt“ – die Pferdefreunde aber denken offenbar schon an die Platzierung der nächsten juristischen Hürde für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Wenn heute ab 9 Uhr im Saal 5 des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt das Urteil in der Sache „Frankfurter Rennclub gegen Stadt Frankfurt“ gesprochen wird, herrscht beim DFB im Stadtwald Anspannung.

Nach einem fast zwei Jahre andauernden Rechtsstreit wird die Vorsitzende Richterin Annette Boerner verkünden, ob der Rennclub das Gelände der Galopprennbahn in Niederrad nach einer Kündigung der Stadt räumen muss – zugunsten des geplanten Baus der 140 Millionen Euro teuren DFB-Akademie. Nach Informationen der Frankfurter Rundschau will der Weltmeister-Verband hohen Schadenersatz von der Stadt, wenn die Räumungsklage von der Zweiten Zivilkammer des OLG abgelehnt wird. Das Blatt spekuliert mit einer Forderung von drei bis fünf Millionen Euro. Bis jetzt soll der DFB über fünf Millionen Euro in das Projekt investiert haben, ohne dass der Bau überhaupt offiziell begonnen hat. Das Gelände hätte bereits am 1. Januar 2016 übergeben werden sollen.

Aus Sicht des Verbandes wird bei einem juristischen Erfolg der Stadt immens wichtig sein, ob das Frankfurter Gericht eine Revision des Rennclubs beim Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe zulässt (Vollstreckungsschutz). Die Pferdefreunde jedenfalls machen keinen Hehl daraus, dass sie ihre rechtlichen Mittel in vollem Umfang ausschöpfen wollen und nicht auf finanzielle Angebote der Stadt eingehen werden. „Für Geld haben wir diese ganze Sache nie gemacht“, meinte Carl-Philipp zu Solms-Wildenfels, der Vize-Präsident des Rennclubs. Der Graf und seine Mitstreiter verweisen auf einen Mietvertrag mit der Stadt bis 2024. Über die Interpretation der Kündigungsklausel gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Ein Gang vor den BGH würde den Baubeginn des „Leuchtturmprojektes“, wie Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff die Akademie nennt, in immer weitere Ferne rücken. Allerdings hat der DFB längst „Plan B“ in der Tasche, nachdem man Alternativ-Grundstücke in Augenschein genommen hat. Drei Areale sollen dabei besonders interessant sein. Auf einem außerordentlichen DFB-Bundestag soll der Bau der Akademie final abgesegnet werden. Diese Veranstaltung kann aber erst terminiert werden, wenn die Justiz ihr finales Urteil gefällt hat.

„Vielleicht ist es faktisch unmöglich, den Pferderennsport in Frankfurt zu retten“, hatte die Vorsitzende OLG-Richterin Boerner im Verlauf der Verhandlung gesagt und an beide Parteien appelliert, sich doch noch zu einigen. Ohne Erfolg. Selbst wenn der Klub alle Verfahren gewinnen sollte, sei es „schwer vorstellbar, ohne die Unterstützung einer völlig verärgerten Stadt, die Galopprennbahn weiter zu betreiben“, fügte Boerner an. DFB-Präsident Reinhard Grindel strahlt jedenfalls Zuversicht aus: „Wir haben die Hoffnung, auf alternative Standorte verzichten zu können.“

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