„Fußball gehorcht den Spielern“

München · Müssen Stars gehen? Rücken Talente auf? Welches System bevorzugt Pep Guardiola? Details zur Taktik verriet der neue Bayern-Coach noch nicht. Nur so viel: Er will sich den Profis unterordnen. Der Abgang von Mario Gomez rückt derweil näher.

Kabine, Trainerbank, Vereinsgelände, überall durfte Star-Trainer Pep Guardiola schon einmal Bayern-Luft schnuppern. Nun muss er noch das wichtigste Kennenlernen: Seine Spieler. "Ich habe sie mehrere Male gesehen, aber das ist etwas anderes. Wir werden am Mittwoch anfangen, ich hoffe, dass alles gut wird", sagte der 42-Jährige mit Blick auf den Trainingsstart heute (17 Uhr) in der Allianz Arena. "Es ist eine große Herausforderung für mich. In diesem großen Verein musst du immer gewinnen, musst du immer gut spielen. Es gibt keine Zeit", verriet er. "Du musst immer gewinnen und deshalb bin ich hier."

25 000 Fans beim Training

Jeweils 25 000 Zuschauer werden heute und morgen in der Arena dabei sein, wenn der neue Trainer das Team um die Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger zum ersten Aufgalopp für die Saison eins nach dem Triple um sich schart. Bei den zwei Schau-Einheiten auf dem Rasen, auf dem Guardiola sich am Montag schon ein paar Pässe mit zwei Kindern und dem Club-Maskottchen Berni zuspielte, werden rund ein Dutzend Feldspieler und ein paar Torhüter zur Verfügung stehen. Dante, Luiz Gustavo und Javi Martínez fehlen wegen des Confed Cups. Die verletzten oder rekonvaleszenten Holger Badstuber und Mario Götze zählen ebenfalls zu den Abwesenden.

Der Weltruf Guardiolas eilt ihm voraus. Bei Lahm, Schweinsteiger & Co. wurde in den vergangenen Wochen immer wieder die Hochachtung vor dem neuen Chef ausgedrückt. Der neue Bayern-Coach klang bei der Nachfrage nach seinen Taktik-Vorhaben dagegen fast devot. "Ich muss mich an die hohen Qualitäten unserer Spieler anpassen. Der Fußball gehorcht den Spielern, nicht dem Trainer", erklärte er. "Ich möchte nicht einfach Dinge ändern, nur um etwas zu verändern."

Zudem muss sich Guardiola bei einer Aufgabe der anderen Art erst einmal selbst zurecht finden. Denn anders als 2007 mit Barcelona B übernehme er keinen Absteiger, anders als mit dem FC Barcelona 2008 keine Mannschaft, die gerade mit 18 Punkten Rückstand abgeschlagen hinter Meister Real Madrid landete, erklärte er. "Jetzt ist es komplett anders. Ich übernehme eine Mannschaft, die in der letzten Saison außergewöhnlich gespielt und vier Titel gewonnen hat", sagte der 42-Jährige und erwartet in der Kennenlern-Phase wenig freie Minuten. "In den nächsten sechs Monaten werde ich an der Säbener Straße wohnen." Anders wird Guardiola bei seiner ersten Auslandsstation als Trainer wohl auch mit den Stars im Kader verfahren. Vor fünf Jahren verließen Ronaldinho und Deco Barça direkt, ein Jahr später war auch Samuel Eto'o weg.

Gomez nach Florenz?

"Ich glaube, wenn eine Mannschaft vier Titel gewonnen hat, müssen wir weniger Wechsel machen", betonte Guardiola. Erwartet wird allerdings der Abgang von Mario Gomez, der sich mit dem AC Florenz einig sein soll. Lediglich die Ablösesumme sei zwischen den Vereinen noch ungeklärt, berichten verschiedene Medien. Gleichzeitig machte Guardiola Pierre-Emile Hojbjerg, Patrick Weihrauch & Co. Hoffnung. Wie Barcelona hätten auch die Bayern eine sehr gute Nachwuchsarbeit, hob der anerkannte Jugendförderer hervor. "Ich bin mir sicher, dass Bayern München gute, junge Spieler hat. In New York aber konnte ich nur wenige Informationen über diese Spieler sammeln." Auf eine Taktikdiskussion ob 4-2-3-1 oder 4-3-3, ein 3-5-2 oder gar 3-6-1, ließ sich der katalanische Fußball-Fachmann bislang nicht ein. "Das System ist egal", stellte er klar.

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