Fußball Fußball-Deutschland trauert um ein Kölner Original

Köln · Hans Schäfer, Mitglied der Weltmeister-Mannschaft von 1954, ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

 Horst Eckel (links) und Hans Schäfer waren beim WM-Triumph 1954 in der Schweiz Zimmergenossen im legendären Hotel Belvédère.

Horst Eckel (links) und Hans Schäfer waren beim WM-Triumph 1954 in der Schweiz Zimmergenossen im legendären Hotel Belvédère.

Foto: dpa/Thorsten Wagner

Sein ambitioniertes Lebensziel hat Hans Schäfer nicht mehr erreicht. 105 Jahre alt wolle er werden, hatte der ehemalige Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft gesagt. „Und dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben.“ Das Ziel war nicht mehr allzu weit, doch 19 Tage nach seinem 90. Geburtstag ist der WM-Held von 1954 gestorben.

Diese Aussagen seien „typisch Hans“, sagte Horst Eckel, 1954 Zimmernachbar Schäfers im Hotel Belvédère in Spiez. „Immer vorausschauend und mit typisch rheinischem Humor.“ Eckel ist nun der letzte noch lebende Weltmeister von vor 63 Jahren. „Das ist ein sehr trauriger Tag. Hans war ein sehr guter Kamerad von mir. Zum letzten Mal Kontakt hatte ich, als ich vor ein paar Wochen mit ihm zu seinem 90. Geburtstag telefoniert habe. Da hatte ich das Gefühl, dass es ihm gut geht“, sagte der 85-Jährige der „Bild“-Zeitung. „Jetzt bin ich der letzte der Mannschaft von 1954, ich fühle mich jetzt auch alleine.“

Ihr Verhältnis war nach jahrelanger Funkstille wieder freundschaftlich. Nun trauert Eckel wie ganz Fußball-Deutschland um den ehemaligen Weggefährten. Was beide einte, war die Ablehnung des Personenkults um die „Helden von Bern“. „Es ist doch kein Heldentum, wenn ich ein Spiel gewinne, und sei es eine Weltmeisterschaft“, sagte Schäfer 2006 der „Zeit“. Und ein Wunder sei es auch nicht gewesen: „Im Sport haben Außenseiter immer eine Chance. Wir haben sie genutzt, daran ist nichts Übernatürliches.“ Wegen dieser Einstellung sei „De Knoll“ (der Dickkopf) „ein Vorbild, von dem ich meinen Spielern gerne erzähle“, sagte DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch.

Mit solchen Lobhudeleien konnte Schäfer nichts anfangen. Er ist immer bescheiden geblieben, lebte bis zuletzt zurückgezogen im Kölner Stadtteil Lindenthal, äußerte sich seit Jahren fast nie öffentlich. Auch den 90. Ehrentag zelebrierte er nicht groß. „Wir feiern im engsten Kreis und werden das eine oder andere Fässchen Kölsch köpfen“, sagte er.

Aktuell ist sein Verein Letzter der Bundesliga. Als „de Knoll“ noch die Fäden zog, war der FC das „Real Madrid des Westens“. 1962 führte Schäfer die Kölner zum Meistertitel, 1964 gelang dasselbe in der ersten Bundesligasaison. 1963 wurde Schäfer zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Unvergessen bleibt er aber vor allem wegen jenem 3:2 am 4. Juli 1954 im WM-Finale gegen Ungarn in Bern.

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