Fußball-Deutschland ist für die Tortechnik

Berlin. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Reinhard Rauball sind keine Technikmuffel. Vor einer Einführung der lange umstrittenen Torlinientechnologie verlangen die deutschen Fußball-Spitzenfunktionäre aber von Fifa und Uefa Antworten auf viele Detailfragen

Berlin. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Reinhard Rauball sind keine Technikmuffel. Vor einer Einführung der lange umstrittenen Torlinientechnologie verlangen die deutschen Fußball-Spitzenfunktionäre aber von Fifa und Uefa Antworten auf viele Detailfragen. "Im Grundsatz stehen wir dem Thema offen gegenüber, aber vor einer Entscheidung müssen die vielen noch offenen Fragen beantwortet werden", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.Morgen entscheidet das International Football Association Board (Ifab) am Fifa-Sitz in Zürich nach jahrelanger Diskussion über den Einsatz technischer Hilfsmittel für Schiedsrichter. Die elementare Frage ,Tor oder nicht Tor?' soll künftig nicht mehr dem menschlichen Auge überlassen werden.

Die sportpolitisch pikante Note dabei ist: Fifa-Boss Joseph Blatter ist für eine Regel-Revolution, Uefa-Präsident Michel Platini ist strikt dagegen und plädiert auf Bewahrung des Status quo mit den Torlinien-Assistenten. Platini steht aber nicht auf der Teilnehmerliste des Ifab-Treffens. Ligapräsident Reinhard Rauball sieht wie DFB-Chef Niersbach noch Absprachebedarf. "Um ein Höchstmaß an sportlicher Gerechtigkeit im Sinne eines fairen Wettbewerbs zu erzielen, stehe ich der Einführung einer Torlinien-Technologie grundsätzlich positiv gegenüber. Es ist allerdings unerlässlich, dass neben den technischen Grundlagen auch die sportlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen praxisnah und trotzdem verbindlich geklärt sind", sagte der höchste Vertreter der deutschen Proficlubs.

Wichtiger Aspekt ist für DFB und DFL die Frage, in welchen Ligen und welchen Wettbewerben die Schiedsrichter per Technik bei der Torerkennung künftig unterstützt werden sollen. Bleiben die Systeme Hawk-Eye (Torkamera) oder GoalRef (Chip-Ball) auf den Profifußball beschränkt, oder muss im Extremfall jeder Dorfsportplatz umgerüstet werden? Was passiert im DFB-Pokal, wenn ein Amateur-Club eine Fußball-Größe empfängt? Die Praktikabilität der Regel-Revolution steht für Niersbach und Rauball noch auf dem Prüfstand.

Zudem verlangen die Fußball-Funktionäre vor allem eine Klärung der Kostenübernahme. "Wie hoch wären die Kosten für Anschaffung und Unterhalt der Anlagen, und wer würde die anfallenden Kosten tragen?", lautet die Frage des DFB. Das System mit magnetischen Resonanzwellen wird wohl zweistellige Millionenbeträge verschlingen. Für den Chip-Ball sind keine belastbaren Kostenvoranschläge bekannt. Deutsche Fußball-Funktionäre werden in Zürich nicht vertreten sein. dpa

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