Für Weber wird ein Traum wahr

St. Wendel. Knapp über null Grad und Sonnenschein - so lautet die Wettervorhersage für das Wochenende. "Mist", brummt Sascha Weber und legt seine Stirn in Falten. "Ich hatte gehofft, dass es richtig kalt würde", erklärt der 22-Jährige, der diesen Sonntag bei der Querfeldein-Weltmeisterschaft in seiner Heimatstadt St. Wendel die saarländische Fahne hochhält

 Er ist der Lokalmatador, dem die Fans an diesem Sonntag besonders die Daumen drücken: Sascha Weber. Foto: Ruppenthal

Er ist der Lokalmatador, dem die Fans an diesem Sonntag besonders die Daumen drücken: Sascha Weber. Foto: Ruppenthal

St. Wendel. Knapp über null Grad und Sonnenschein - so lautet die Wettervorhersage für das Wochenende. "Mist", brummt Sascha Weber und legt seine Stirn in Falten. "Ich hatte gehofft, dass es richtig kalt würde", erklärt der 22-Jährige, der diesen Sonntag bei der Querfeldein-Weltmeisterschaft in seiner Heimatstadt St. Wendel die saarländische Fahne hochhält. "Mir liegt gefrorener Boden mehr, im Schlamm braucht man zu viel Kraft. Und der Kurs von St. Wendel ist eh anspruchsvoll", berichtet Weber. Trotzdem verrät er: "Es ist ein Traum, hier dabei zu sein."

Bis zum vergangenen Wochenende war das gar nicht klar. Denn in seiner ersten Saison in der Eliteklasse zahlt der deutsche U23-Meister von 2009 und 2010 Lehrgeld - seine beste Platzierung bei den Weltcup-Rennen war ein 32. Platz im spanischen Igorre. "Es ist ein wahnsinnig großer Sprung vom Nachwuchs zu den Herren", berichtet Weber. "Ein Herren-Rennen dauert gut 25 Minuten länger." Das summierte sich im Lauf der Weltcup-Rennserie, und jetzt sind von den im Sommer antrainierten "Körnern" nicht mehr viele übrig. "Zumal die Saison schlecht lief. Das fing schon mit dem Unfall im Sommer an", erzählt Weber. Bei einer Trainingsfahrt machte sein Kopf Bekanntschaft mit einer Auto-Heckscheibe. Das brachte dem Sportsoldaten ein mehrwöchiges Trainingsverbot ein. "Und gerade in dieser Zeit werden halt die Grundlagen für den Winter gelegt." Zwar konnte der 1,79 Meter große Crosser das zunächst halbwegs kompensieren. Doch dann musste er raus aus dem Rennzirkus, um konditionell und vor allem kraft-technisch nachzuarbeiten. "Zwei Wochen war ich auf Mallorca im Trainingslager, dann ging es nach Belgien, Weltcup in Zolda", erzählt Weber, und man ahnt schon an seinem Tonfall, dass dort etwas passierte: "Bei einer Abfahrt gab es einen Massensturz und ich bin ungebremst in eine Absperrgitter reingeflogen. Das war heftig." Rippenprellungen und ein ausgerenktes Hüftgelenk zwangen den 62 Kilogramm schweren Radsportler erneut zu einer Zwangspause. "Insgesamt konnte ich vier Wochen kein Rennen fahren."

Doch trotz aller Rückschläge glaubte Weber immer an sich. "Ich war mir sicher, dass der Bundestrainer mich für St. Wendel nominiert", sagt er. "Denn man muss ja sehen, dass ich fast zehn Jahre jünger bin als etwa Hannes Genze." Genze wurde von Bundestrainer Patrick Moster, obwohl er insgesamt eine bessere Saison gefahren ist, für Weber geopfert. Zum Dank dafür will sich der Lokalmatador am Sonntag alles abverlangen. Die 2,8 Kilometer lange Strecke mit ihren 74 Metern Höhenunterschied kennt Weber aus dem Effeff. Trotzdem wird er am Samstagmorgen noch ein paar Runden drehen. "Vorbelasten für den Sonntag", sagt er.

Und am Sonntag geht es dann ab 14 Uhr um alles. "Platz 25 bis 30", traut Weber sich zu. "Aber dann muss es gut laufen."

Auf einen Blick

Mit Hanka Kupfernagel und Philipp Walsleben schickt der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bei der Cross-WM an diesem Sonntag in St. Wendel gleich zwei Medaillenkandidaten an den Start. Die Ausgangspositionen der deutschen Meister könnten kaum unterschiedlicher sein. Während für die viermalige Weltmeisterin alles andere als ein Podiumsplatz enttäuschend wäre, könnte dem 23- jährigen Walsleben mit einer vorderen Platzierung ein Coup gelingen. Die Frauen beginnen um 11 Uhr, die Männer sind um 14 Uhr dran.

Wie es sich anfühlt, im eigenen Land vor großer Kulisse zum Titel zu fahren, weiß Kupfernagel: 2005 war ihr dies in St. Wendel spielend gelungen. Das ist diesmal allerdings nicht zu erwarten. Zur härtesten Konkurrenz zählen die US-Amerikanerin Katherine Compton und die Niederländerinnen um Titelverteidigerin Marianne Vos. Vos, Europameisterin Daphny van den Brand und Weltcup-Gesamtsiegerin Sanne van Paassen hatte Kupfernagel zuletzt immer öfter die vorderen Ränge überlassen müssen.

Die Titelkämpfe starten bereits an diesem Samstag mit den Junioren um 11 Uhr und der U23 um 14 Uhr. Der Eintritt am ersten WM-Tag kostet zehn Euro, am Sonntag 15 Euro (Wochenendticket für 20 Euro). red/dpa

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