"Für uns ist schon Weihnachten"
Gelsenkirchen. Am Ende eines berauschenden Fußball-Abends herrschte eine Stimmung wie zu besten Europapokal-Zeiten. Nach dem 3:0 gegen Olympique Lyon standen die Fans von Schalke 04 auf den Sitzen, stimmten erstmals seit Jahren ihre Uefa-Cup-Hymne von 1997 an. "Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon", schallte es am späten Mittwochabend durch die Arena
Gelsenkirchen. Am Ende eines berauschenden Fußball-Abends herrschte eine Stimmung wie zu besten Europapokal-Zeiten. Nach dem 3:0 gegen Olympique Lyon standen die Fans von Schalke 04 auf den Sitzen, stimmten erstmals seit Jahren ihre Uefa-Cup-Hymne von 1997 an. "Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon", schallte es am späten Mittwochabend durch die Arena. "Das war sicher die stärkste Halbzeit, die wir bisher gespielt haben. Die Mannschaft hat gezeigt, welch spielerisches Potenzial in ihr steckt", schwärmte Trainer Felix Magath, dessen Umbau der Mannschaft allmählich Früchte trägt.
Mit dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League hat Magath bestenfalls im Gruppenfinale am 7. Dezember in Lissabon gerechnet. Doch durch das 0:3 von Benfica bei Hapoel Tel Aviv kann Schalke nun vor dem ebenfalls qualifizierten Lyon als Erster in die Runde der besten 16 in Europa einziehen. Bei der Auslosung am 17. Dezember winkt dann ein leichterer Gegner und der Heimvorteil im Rückspiel. "Für uns ist schon Weihnachten", sagte Magath. Wie weit es gehen kann, wagte er nicht zu sagen: "Ich weiß nicht, ob wir schon so weit sind, dass wir Real Madrid oder Barcelona schlagen können. Aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit."
Spielzüge wie aus dem Lehrbuch, aggressives Zweikampfverhalten, schnelles Umschalten nach der Balleroberung - nach dem miesen Start in die Saison zeigt der Bundesliga-15. inzwischen alles, was lange vermisst wurde. Angeführt von einem vor Spielfreude strotzenden Quartett mit Raúl, Klaas-Jan Huntelaar, José Manuel Jurado und Jefferson Farfán brannte die Elf von Beginn an ein Feuerwerk ab. Nach Toren von Farfán (13. Minute) und Huntelaar (20.) war die Partie entschieden, das 3:0 des Niederländers (89.) war nach souveräner zweiter Hälfte Zugabe.
"Die ersten 30 Minuten waren unfassbar", sagte Christoph Metzelder, den zwischendurch Bedenken beschlichen, "dass wir überdrehen. Einmal habe ich Farfán gesehen, wie er im Sechzehner einen Ball abgrätschte." Doch die Sorge war unbegründet, zumal die Spieler topfit sind und die Defensive immer stabiler wird. In den letzten drei Heimspielen gegen den FC St. Pauli (3:0), Werder Bremen (4:0) und Lyon spielte Schalke zu Null - und erzielte zehn Tore. "Bremen und Lyon sind ja keine Laufkundschaft", sagte Abwehrchef Metzelder, der mit Atsuto Uchida, Benedikt Höwedes und Lukas Schmitz inzwischen als eingespielte Einheit auftritt. Torwart Manuel Neuer vergleicht die zu Saisonstart verunsicherte Abwehr schon mit dem Bollwerk früherer Zeiten, als Marcelo Bordon alles zusammenhielt: "Es gibt Parallelen zu der Abwehr, die wir mal hatten."
Magath ist froh, dass endlich ein Rad ins andere greift: "Es hat Zeit gebraucht. Auch mich hat das belastet, weil man ja nie weiß, wie lange so eine Entwicklung dauert. Es zeigt sich, dass Geduld belohnt wird." Nun gelte es, vom Europacup-Fest auf den Liga-Alltag umzuschalten und morgen beim 1. FC Kaiserslautern zu punkten: "Bei aller Freude dürfen wir nicht vergessen, dass wir in der Liga hinterherhinken."
Hintergrund
Die Bundesliga hat trotz der Pleiten von Bayern München (2:3 beim AS Rom) und Werder Bremen (0:3 bei Tottenham Hotspurs) beste Chancen, erstmals einen fixen dritten Startplatz in der Champions League zu erhalten. Sie in der Fünfjahreswertung der Europäischen Fußball-Union kaum noch von Platz drei zu verdrängen. Es führt die englische Premier League (76,928 Punkte) vor der spanischen Primera Division (72,186), der Bundesliga (62,936) und der italienischen Serie A (56,409). Rang drei garantiert von der übernächsten Saison an drei feste Startplätze. Der Liga-Vierte kann zudem über die Qualifikation in die "Königsklasse" vordringen. dpa