Fußball-Nationalmannschaft Für einige WM-Verlierer wird es richtig eng

München · Bundestrainer Löw gibt heute Aufgebot für erste Länderspiele nach der WM bekannt. Was wird aus den Saarländern Hector und Trapp?

 40 Länderspiele hat der Saarländer Jonas Hector bereits bestritten. Dem 1. FC Köln ist der Linksverteidiger aus Auersmacher trotz des Abstiegs in die 2. Bundesliga treu geblieben. Ob das seine Zukunft im DFB-Team beeinflusst, wird sich heute zeigen.

40 Länderspiele hat der Saarländer Jonas Hector bereits bestritten. Dem 1. FC Köln ist der Linksverteidiger aus Auersmacher trotz des Abstiegs in die 2. Bundesliga treu geblieben. Ob das seine Zukunft im DFB-Team beeinflusst, wird sich heute zeigen.

Foto: dpa/Marius Becker

Bundestrainer Joachim Löw gibt heute den Kader für die ersten Länderspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach der missratenen WM in Russland bekannt. Am 6. September trifft das DFB-Team in München in der neuen Nationenliga auf Weltmeister Frankreich. Drei Tage später folgt in Sinsheim ein Testspiel gegen Peru. Ein Großteil der 23 Akteure, die beim Turnier in Russland dabei waren, kann trotz der historischen Vorrunden-Pleite auf eine Fortsetzung der Karriere im Nationaltrikot hoffen. Manche werden aber um ihren Platz kämpfen und bangen müssen.

TOR:

Manuel Neuer (FC Bayern/32 Jahre/79 Länderspiele): Der Kapitän machte schnell klar, dass er weitermacht. Als Nummer eins wird er mit großer Wahrscheinlichkeit weiterhin gesetzt bleiben.

Marc-André ter Stegen (FC Barcelona/26/20): Stammkraft bei Barça. Nummer zwei hinter Neuer beim DFB. Dabei wird es erstmal bleiben.

Kevin Trapp (Paris St. Germain/28/3): Der Saarländer ist bei PSG nur noch die Nummer drei hinter der gerade eingekauften italienischen Torwart-Legende Gianluigi Buffon und Alphonse Aréola. Laut Medienberichten soll er zu Liga-Rivale OGC Nizza ausgeliehen werden, der Wechsel sei fast perfekt. Will der frühere Lauterer und Frankfurter beim DFB weiterhin eine Rolle spielen, muss er regelmäßige Spielpraxis haben.

ABWEHR:

Jérôme Boateng (FC Bayern/29/73): Alles hängt von der Fitness ab. Im Vollbesitz seiner Kräfte ist er weiterhin ein herausragender Innenverteidiger. Spannend ist die Frage, ob der seit Wochen im Raum stehende Vereinswechsel zu Paris St. Germain zustande kommt oder nicht und was das für seine Leistung bedeutet.

Matthias Ginter (Bor. Mönchengladbach/24/18): Weltmeister und Confed-Sieger und doch stets im Hintergrund. Er bleibt aber auch für die Zukunft eine Alternative, weil er zuverlässig ist und nicht aufmuckt.

Jonas Hector (1. FC Köln/ 28/40): Der Saarländer wurde von Löw zum Nationalspieler gemacht, muss sich nach dem Abstieg mit Köln nun aber in der 2. Liga beweisen. Das ist sicherlich ein Nachteil. Und deswegen dürfte Löw wohl auch andere linke Verteidiger testen wie etwa den Augsburger Philipp Max.

Mats Hummels (FC Bayern/29/66): Einen Rücktritt schloss er schon vor der Weltmeisterschaft aus. Hummels ist sportlich wie als Führungskraft weiterhin gefragt, wirkte zuletzt aber nicht mehr ganz so stabil.

Joshua Kimmich (FC Bayern/23/32): Scheut sich nicht vor Verantwortung. Perspektivisch ein klarer Führungsspieler – im Verein wie auch bei der Nationalmannschaft.

Marvin Plattenhardt (Hertha BSC/26/7): Der Berliner fällt mit einer Muskelverletzung im Adduktorenbereich aus, meldete sein Verein gestern. Er wird in der Liga Leistung zeigen müssen. Wollte wechseln, ein Transfer nach England stand im Raum, aber das kam bislang nicht zustande. Kein logischer Kandidat für den Neustart.

Antonio Rüdiger (FC Chelsea/25/25): Der kampfstarke Verteidiger hat in England dazugelernt. Löw schätzt ihn und dürfte vermutlich weiterhin auf ihn bauen.

Niklas Süle (FC Bayern/23/12): Er hat das Format zum künftigen Abwehrchef. Kann neben Hummels und Boateng weiter reifen.

MITTELFELD:

Julian Brandt (Bayer Leverkusen/22/19): Bei der WM der Dauer-Joker, der immer für Belebung sorgte, aber keine Chance von Beginn an erhielt. Brandt hat die Zukunft und weitere Turniere im Nationaltrikot noch vor sich.

Julian Draxler (Paris St. Germain/24/46): Beim Confed-Cup war er Kapitän, führte die Nationalmannschaft zum Titel. Bei der WM ein Jahr später enttäuschte der Liebling von Bundestrainer Löw auf der ganzen Linie – wohl auch, weil er wenig Spielpraxis und Selbstvertrauen bei PSG sammeln konnte. Auch unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel ist er maximal Reservist. Ein Transfer ist seit Tagen Thema. Ohne Spielpraxis wird er um seinen Platz im Nationalteam bangen müssen.

Leon Goretzka (FC Bayern/23/16): Löw mag den Neu-Münchner. Er könnte mit seiner Dynamik zu einer prägenden Figur in der Zukunft werden. Aber auch er muss sich erst einmal die Spielpraxis erarbeiten, denn gesetzt ist er nach seinem Wechsel von Schalke 04 zu Bayern nicht.

Ilkay Gündogan (Manchester City/27/27): Löw wird ihn trotz Erdogan-Gate wohl nicht fallen lassen. Immerhin äußerte sich Gündogan im Unterschied zu Mesut Özil öffentlich und bekannte sich auch nach der WM zur Nationalmannschaft. Die WM-Form reicht aber nicht.

Sami Khedira (Juventus Turin/31/77): Seine Zeit scheint abgelaufen. Er will sich aber mit Leistung weiter unverzichtbar machen.

Toni Kroos (Real Madrid/28/86): Löw erklärte ihn schon zum Schlüsselspieler. Darf sogar Sonderrechte für sich reklamieren.

Thomas Müller (FC Bayern/28/94): Er könnte als Nächster in den 100er-Club vorstoßen. Sollte fixe Größe für den Neuaufbau sein. Lief aber in den letzten zwei Jahren seiner Topform hinterher. Die muss er wieder finden.

Mesut Özil (FC Arsenal/29/92): der WM-Verlierer. Wegen der Erdogan-Affäre, vor allem aber, weil er sportlich enttäuschte. Eine Rückkehr nach seinem geräuschvollen Rücktritt scheint unvorstellbar. Löw verliert einen Lieblingsspieler. Inzwischen steht Özil auch bei Arsenal massiv in der Kritik.

Marco Reus (Borussia Dortmund/28/34): Bleibt er verletzungsfrei, ist er ein wichtiger Faktor für die Zukunft. Kann der neue offensive Spielgestalter werden.

Sebastian Rudy (Schalke 04/28/26): Löw schätzt den stillen und zuverlässigen Sechser. Der Schalke-Wechsel könnte für einen Platz im DFB-Team helfen.

ANGRIFF:

Mario Gomez (VfB Stuttgart/33/78): Trat nach später WM-Premiere mit Stil ab. Eine kleine Hintertür für die EM 2020 ließ er sich offen. Doch Löw wird anderen eine Chance geben.

 Die Konkurrenz ist brutal: Kevin Trapp (Mitte) hat es bei PSG schwer gegen Gian­luigi Buffon (links) und Alphonse Aréola (rechts).

Die Konkurrenz ist brutal: Kevin Trapp (Mitte) hat es bei PSG schwer gegen Gian­luigi Buffon (links) und Alphonse Aréola (rechts).

Foto: dpa/Michel Euler
 Fraglich, ob Sami Khedira noch Interviews im Nationaltrikot geben wird. Seine Zeit im DFB-Team scheint abgelaufen zu sein.

Fraglich, ob Sami Khedira noch Interviews im Nationaltrikot geben wird. Seine Zeit im DFB-Team scheint abgelaufen zu sein.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Timo Werner (RB Leipzig/22/17): Auf ihn kommt es im Angriff künftig noch mehr an. Das Supertalent ist für den Neustart fest eingeplant. Sein Saisonstart bei RB war aber holprig, Werner war permanent angeschlagen (Rückenblockade, Magen-Darm-Erkrankung) und ist nicht im Rhythmus.

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