Für Brasilien tickt die Uhr

Rio de Janeiro. Erst vor einigen Wochen äußerte sich Jérôme Valcke, der Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes Fifa, drastisch über den Gastgeber der Weltmeisterschaft 2014, Brasilien. "Wir haben keine Stadien. Wir haben keine Flughäfen", maulte der Franzose. Die Einschätzung war zwar übertrieben

Rio de Janeiro. Erst vor einigen Wochen äußerte sich Jérôme Valcke, der Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes Fifa, drastisch über den Gastgeber der Weltmeisterschaft 2014, Brasilien. "Wir haben keine Stadien. Wir haben keine Flughäfen", maulte der Franzose. Die Einschätzung war zwar übertrieben. "Aber manchmal muss sich die Fifa beim Gastgeberland Aufmerksamkeit verschaffen", begründete Fifa-Präsident Joseph Blatter den Rüffel. Ob das Eindruck macht, bleibt abzuwarten.Die Arbeiten kommen erst langsam in Gang. Spektakulärstes Beispiel dürfte São Paulo sein. Nicht nur, dass die größte und reichste Stadt Brasiliens mit seinem Kandidaten, dem Morumbi-Stadion, wegen mangelnder Finanzgarantien 2010 aus der WM-Planung flog. Auch das neue Projekt ist schon gewaltig in Verzug. Im Osten der Elf-Millionen-Metropole soll für umgerechnet mindestens 366 Millionen Euro das vom Erstliga-Club Corinthians geplante und hauptsächlich mit Steuergeldern finanzierte Stadion "Itaquerão" entstehen. Die Bauarbeiten haben erst im Mai begonnen. Geplantes Bauende: Dezember 2013.

Damit ist São Paulo, das sich als WM-Eröffnungsstandort wähnt, auf jeden Fall raus aus dem Confederations Cup, den Brasilien 2013 ausrichtet. Rios legendäres Maracanã-Stadion hat dagegen gute Chancen, an dem Testlauf ein Jahr vor dem WM-Anpfiff teilzunehmen. Der Fußball-Tempel in der Stadt am Zuckerhut wird seit Monaten grundrenoviert mit stetig steigenden Kosten, die inzwischen bei 416 Millionen Euro angekommen sind. Die Dachabdeckung und die Tribünen werden erneuert.

Die Stadien sind aber nur die eine Seite. Die drei wichtigsten Investitionsfelder schrieb Fußballverbands-Präsident Ricardo Teixeira der Regierung schon früh ins Stammbuch: "Flughäfen, Flughäfen, Flughäfen." Präsidentin Dilma Rousseff schuf eine eigene Behörde für die Flughafen-Entwicklung. Die internationalen Flughafen von São Paulo und Rio platzen aus allen Nähten. Und bei der "Copa 2014" werden die Fans auf Flugzeuge angewiesen sein, denn einige der zwölf WM-Standorte liegen tausende Kilometer und mehrere Flugstunden auseinander.

"Brasilien geht ein großes Risiko ein, sich zu blamieren, wenn es keine gute WM ausrichtet", warnte selbst Fußball-Legende Pelé kürzlich. Nach einer öffentlichen Studie werden die Erweiterungsarbeiten an neun von zwölf für die WM genutzten Flughäfen bis zur Eröffnung 2014 nicht fertig. Auch Fifa-Chef Blatter sieht noch einiges zu tun. dpa

Auf Einen Blick

An der Fußball-WM von 12. Juni bis 13. Juli 2014 in Brasilien nehmen 32 Mannschaften teil. Bislang hat nur der Gastgeber seinen Startplatz sicher. Um die verbleibenden 31 Plätze konkurrieren 203 Mannschaften - so viele wie noch nie. Bei der Auslosung an diesem Samstag (20 Uhr) werden diese in Qualifikations-Gruppen der sechs Kontinentalzonen aufgeteilt. In Europa konkurrieren 53 Teilnehmer um 13 Plätze. Die Mannschaften werden in sechs Lostöpfe aufgeteilt. Es werden acht Sechser- und eine Fünfer-Gruppe gelost. Die neun Gruppensieger sind für die WM qualifiziert. Die besten acht Gruppenzweiten ermitteln in Playoffs die weiteren vier Teilnehmer.

Wenn die deutschen Gruppengegner gezogen werden, wird sich Bundestrainer Joachim Löw in der Heimat seine Gedanken dazu machen. Der 51-Jährige verzichtet auf den strapaziösen Kurztrip, um sich gezielt auf das Länderspiel gegen den kommenden WM-Gastgeber am 10. August vorzubereiten. dpa

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