Radsport Für Bouillon ist die Tour 2017 ein Skandal

Verrückter nach Radsport als der saarländische Innen- und Sportminister Klaus Bouillon kann man kaum sein. Doch sein Herzenswunsch geht nicht in Erfüllung. Zumindest 2017 nicht.

Klaus Bouillon liebt den Radsport. Das ist bekannt – seit Jahrzehnten. Es gab Zeiten in der Stadt St. Wendel, da fand auf Betreiben des ehemaligen Bürgermeisters jedes Jahr mindestens eine Radsport-Großveranstaltung in seinem Geburtsort statt. Den Höhepunkt dabei markierte zweifelsohne die Tour de France, die 2002 im Saarland Station machte und natürlich durch das St. Wendeler Land rollte. Der legendäre Mountainbike-Marathon oder die Mountainbike-EM im Jahr 2014, gleich zwei Mal die Querfeldein-WM (2005 und 2011) – wenn „Bulli“ rief, dann kamen die Pedalkünstler.

Auch die deutschen Straßen-Meisterschaften, der traditionelle Test der deutschen Top-Asse vor der Tour, machten bei „Bulli dehemm“ schon Station. 1999 war das, in der Hochphase der Euphorie um die damaligen Helden Jan Ullrich, Erik Zabel und Udo Bölts. Bis auf „Ulle“ waren alle da. Der damalige SZ-Chefredakteur Friedhelm Fiedler gab den Startschuss, Bölts siegte vor gut 20 000 begeisterten Zuschauern.

Die Zeiten haben sich seither verändert. Die Stars von damals fielen tief, gestanden Doping, teilweise erst nach dem Ende ihrer Karriere. Der Radsport in Deutschland stürzte in eine existenzielle Krise. Und Bouillon? Der ist nicht mehr in St. Wendel, und die Zahl der Radsport-Großveranstaltungen ist deutlich gesunken.

Dank neuer Gesichter wie John Degenkolb, Marcel Kittel oder Emanuel Buchmann hat sich die Sportart aber berappelt. Und so verwundert es nicht, dass an diesem Wochenende der Grand Départ der Tour de France zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder in Deutschland stattfindet.

Dass sich Bouillon, mittlerweile Innenminister im saarländischen Kabinett und zuständig für den Sport (und Radsport), den Start in Düsseldorf nicht entgehen lässt, liegt auf der Hand. Der 69-Jährige wird sich am Rhein auch mit Tour-Chef Christian Preudhomme treffen. Das Thema: Wann kommt die Tour wieder ins Saarland? Das ist Bouillons Herzenswunsch.

In diesem Jahr verfehlt die Tour das Saarland um Haaresbreite, wenn sie zu Beginn der vierten Etappe am Dienstag in Luxemburg von Bad Mondorf über Schengen an Perl vorbeischrammt. Ein Skandal für „Bulli“. Deswegen unser Tipp: Laden Sie Monsieur Preudhomme doch nach St. Wendel ein, machen Sie das Feuerholz an und kredenzen Sie ihm einen Schwenker – dann sollte einer Etappe 2019 nichts mehr im Wege stehen.