Fechten Schach mit Klingen

Saarbrücken · Der FSV Klarenthal hat seinen 50. Geburtstag gefeiert – und gleichzeitig die Saarlandmeisterschaften der Schüler und B-Junioren ausgerichtet. Der Fechter-Bund Saar hat Nachwuchssorgen. Zu den Titelkämpfen kamen aber 60 Teilnehmer.

 Lena Busche vom FSV Klarenthal (rechts) kreuzt mit Saarlandmeisterin Lucia Arnela vom ATSV Saarbrücken die Klinge. Die 13-Jährige sicherte sich mit dem Florett in der B-Jugend hinter Arnela die Silbermedaille.

Lena Busche vom FSV Klarenthal (rechts) kreuzt mit Saarlandmeisterin Lucia Arnela vom ATSV Saarbrücken die Klinge. Die 13-Jährige sicherte sich mit dem Florett in der B-Jugend hinter Arnela die Silbermedaille.

Foto: Thomas Wieck

Voll konzentriert lauert der Athlet auf die perfekte Gelegenheit, um seinen Gegner zu überraschen. Ähnlich wie ein Großmeister, der beim Schach seine Figuren über das Brett bewegt, taktiert der Fechter mit seiner Klinge. Innerhalb weniger Sekunden kann sich alles entscheiden. Er muss ständig auf der Hut sein. Für Degen-Landestrainer Peter Molter ist Fechten Schach mit Klingen. Er sagt: „Fechten ist eine sehr schnelle und taktische Disziplin.“ Der Sport erfordere eine gute Hand-, Bein-, und Augen-Koordination. Dies zu erlernen braucht Zeit. „Mit dem Fechten sollte man bereits mit sieben oder acht Jahren beginnen. Im Durchschnitt braucht ein Anfänger zwei Jahre Training, um an Wettkämpfen teilnehmen zu können“, erklärt Molter. Deshalb stehe die Nachwuchsförderung beim Fechten im Vordergrund. „Die Kinder brauchen Wettkampferfahrung.“

Der FSV Klarenthal hat die offenen Saarlandmeisterschaften für Schüler und B-Junioren ausgerichtet. Die Schüler sind im Alter zwischen sieben und elf Jahren, die B-Junioren zwischen zwölf und 15 Jahren. Insgesamt nahmen an den Landesmeisterschaften 60 Athleten teil – 35 in der Disziplin Degen und 25 Fechter in der Kategorie Florett. Auch weil der Fechtsportverein (FSV) Klarenthal gleichzeitig seinen 50. Geburtstag feierte, glich die Saarlandmeisterschaft einem großen Familienfest. Bei Kaffee und Kuchen wurde auf vier Bahnen gleichzeitig gekämpft.

Um an einem Wettkampf wie der Saarlandmeisterschaft teilnehmen zu dürfen, „muss man zunächst eine sogenannte Turnierreifeprüfung bestehen“, erklärt die Lehrwartin des FSV Klarenthal, Tanja Eich. Die Prüfung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. „Der Lernprozess benötigt seine Zeit“, sagt Eich. Nach etwa zwei Jahren Training sei ein Fecht-Sportler für die Prüfung bereit.

Kai-Lucas Kruijff vom TG Rohrbach legte nur einige Tage vor der Landesmeisterschaft seine Prüfung ab. Das Turnier in Klarenthal ist sein erstes. Kruijff trat in der Disziplin Degen an. Er belegte Rang sieben unter 14 Teilnehmern. „Ich war vor der Prüfung etwas nervös. Heute war ich hingegen sehr konzentriert“, berichtet der Zwölfjährige. Was macht für ihn das Fechten aus? „Dieser Sport ist sehr taktisch versiert und anspruchsvoll.“ Man dürfe nicht zu defensiv sein. Die Kunst sei es, eine Mischung aus Angriff und Verteidigung zu finden. Kruijff erzählt: „Meine Großeltern haben mich gefragt, was ich für einen Sport machen will. Ich hatte kurz zuvor beschlossen, mit der Leichtathletik aufzuhören.“ Er wisse nicht warum – aber das Fechten habe ihn schon immer fasziniert, sodass er sich nach einem Probetraining zur Anmeldung entschied.

Lena Busche vom FSV Klarenthal durfte sich über die Silbermedaille bei den B-Juniorinnen freuen. Die 13 Jahre alte Lokalmatadorin kämpfte mit dem Florett. Ihr Erfolg kommt nicht von ungefähr. „Ich fahre seit sechs Jahren auf Turniere“, sagt die Vize-Saarlandmeisterin. Für den Gewinn der Silbermedaille hat sie viel Arbeit und Disziplin investiert. „Man muss sich für das Fechten begeistern und Spaß haben. Ohne das geht es nicht“, erklärt Busche, die durch ein Plakat auf den Sport aufmerksam wurde: „Bevor ich mit dem Fechten begonnen habe, habe ich Rhythmische Sportgymnastik gemacht. Ich musste mich zwischen den beiden Sportarten entscheiden. Am Ende machte mir Fechten einfach mehr Spaß.“

Dem Fecht-Sport fehlt es an Nachwuchs. Darunter leidet die Qualität des Trainings. Busch bestätigt: „Im Training sind wir oft nur zu zehnt. Da kann es schon mal passieren, dass ich gegen einen 18-Jährigen fechten muss.“ FSV-Lehrwartin Eich sieht die Ursache unter anderem im Schulsystem: „Die Kinder haben kaum noch Zeit, nach der Schule ihren Hobbys nachzugehen.“ Als Randsportart sei es dann schwer, sich zu behaupten und den Nachwuchs abzuwerben. „Wir gehen in Schulen, zum Beispiel in die Grundschule Klarenthal. Wir kooperieren mit der Schule und veranstalteten Projektwochen, bei denen die Kinder ins Fechten hineinschnuppern können“, berichtet Eich. Allerdings halte sich der Erfolg in Grenzen. Im Schnitt melde sich von 20 Kindern, die an einer Projektwoche teilnahmen, eins im Verein an.

Seit dem vergangenen Jahr gibt es eine neue Initiative: Ein gemeinsames Training, das wöchentlich stattfindet: „Da die Qualität des Trainings in Vereinen unter dem Mangel an jungen Fechtern leidet, hat der Landesverband Fechter-Bund Saar die Initiative ins Leben gerufen, bei der sich Kinder und Jugendliche aus der Region versammeln, um gemeinsam zu fechten“, berichtet Eich. Das Training finde jede Woche an einem anderen Ort statt. Damit hoffe der Verband mehr Kinder für das Fechten zu begeistern, sagt die Lehrwartin des FSV Klarenthal.

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