Frustrierter Kerber fehlten nur zwei Punkte

London · Angelique Kerber verspielte eine Führung und vergab in Wimbledon die große Chance auf die dritte Runde. Tommy Haas ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und gewann gegen Qualifikant Jimmy Wang souverän.

Das Gesicht unter dem Handtuch versteckt konnte Angelique Kerber kaum glauben, was unter dem wolkenverhangenen Himmel im Londoner Südwesten passiert war. Zwei Punkte fehlten Deutschlands bester Tennisspielerin zum Einzug in die dritte Runde von Wimbledon, als Kaia Kanepi anfing, "alles zu treffen". Mit 6:3, 6:7 (6:8), 3:6 unterlag die Weltranglistensiebte und verpasste es, Tommy Haas in die Runde der besten 32 zu folgen. Der Routinier gewann souverän 6:3, 6:2, 7:5 gegen den Qualifikanten Jimmy Wang (Taiwan).

"Die vergebenen Chancen im Tiebreak waren die entscheidenden Punkte", sagte Kerber, die noch im vergangenen Jahr das Halbfinale im All England Club erreicht hatte. Vorwürfe wollte sich die Kielerin keine machen: "Sie hat im dritten Satz einfach unglaublich gespielt und die Linien getroffen." 5:1 lag Kerber im Tiebreak in Führung und auch Bundestrainerin Barbara Rittner war sicher, dass ihre Spitzenspielerin erneut eine Runde weiter kommt. "Sie war zwei Sätze lang die bessere Spielerin, daher bin ich mehr geschockt als enttäuscht", sagte Rittner. In Runde drei ist aus deutscher Sicht nur noch Sabine Lisicki (Berlin/Nummer 23) vertreten, die am Samstag auf Samantha Stosur (Australien/14) trifft.

Die Estin Kanepi, die bereits 2010 im Viertelfinale von Wimbledon gestanden hatte und durch eine Verletzung zu Beginn der Saison auf Position 46 der Weltrangliste zurückgefallen war, steigerte sich zusehends. Dabei hatte Kerber nach einem denkbar schlechten Start das Spiel zunächst gedreht und nach einem 0:3-Rückstand im ersten Satz sechs Spiele in Folge gewonnen. Die 25-Jährige wirkte nach dem Duell sehr frustriert: "Es wird eine Weile dauern, bis ich diese Niederlage verarbeitet habe."

Tommy Haas ließ sich dagegen nicht überraschen, auch wenn er von seinem Kontrahenten Wang lange nichts mehr gehört hatte. "Ich bin froh, dass ich durch bin, bevor es wieder angefangen hat zu regnen", sagte Haas, nachdem er in 91 Minuten den Einzug in die dritte Runde gegen den Spanier Feliciano Lopez perfekt gemacht hatte.

Nachdem der 35-Jährige in den ersten beiden Sätzen durchmarschiert war und bei eigenem Aufschlag nur ganze vier Punkte abgegeben hatte, ging es ihm in Satz drei nicht schnell genug. Haas fluchte über eine vergebene Chance - für seine Verhältnisse ein harmloses Selbstgespräch - und kassierte prompt eine Verwarnung. "Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe?", raunzte er den Schiedsrichter an. Letztlich konnte ihn weder Enric Molina noch der seifige Rasen von seinem Weg abbringen.

Ausgeschieden ist dagegen Wimbledon-Debütant Jan-Lennard Struff (Warstein). Der 23-Jährige verlor die Fortsetzung seiner Zweitrundenpartie gegen Jeremy Chardy (Frankreich/28) 2:6, 7:5, 6:7 (6:8), 6:7 (4:7). Struff ist damit allerdings in bester Gesellschaft: Sergej Stachowsky, der in Runde zwei sensationell Rekord-Champion Roger Federer (Schweiz/3) bezwungen hatte, scheiterte in vier Durchgängen am Österreicher Jürgen Melzer.

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