Froome setzt ein Zeichen vor dem Mont Ventoux

Montpellier · Weltmeister Peter Sagan hat die elfte Etappe der Tour de France gewonnen, Chris Froome mit einer weiteren taktischen Meisterleistung den nächsten Schritt in Richtung Titelverteidigung gemacht.

 Peter Sagan reißt gleich die Arme hoch. Er freut sich über seinen Etappensieg. Christopher Froome im Hintergrund dreht sich nach der Konkurrenz um, die er um zwölf Sekunden distanzierte. Foto: Valat/dpa

Peter Sagan reißt gleich die Arme hoch. Er freut sich über seinen Etappensieg. Christopher Froome im Hintergrund dreht sich nach der Konkurrenz um, die er um zwölf Sekunden distanzierte. Foto: Valat/dpa

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Chris Froome hat zum zweiten Mal bei dieser Tour de France tief in die Trickkiste gegriffen. Der Mann im Gelben Trikot attackierte auf der scheinbar den Sprintern vorbehaltenen Flachetappe nach Montpellier zwölf Kilometer vor dem Ziel und nahm seinen Konkurrenten um den Tour-Sieg zwölf Sekunden ab.

Den Tagessieg nach 162,2 Kilometern sicherte sich gestern Peter Sagan. Der Slowake hatte die Attacke initiiert. Der Weltmeister im Grünen Trikot feierte seinen zweiten Etappensieg und seinen insgesamt sechsten bei der Frankreich-Rundfahrt. "Froome hat mich gar nicht so überrascht. Er war heute den ganzen Tag immer vorne. Er ist sehr stark.", sagte Sagan. Er ergänzte: "Gut, wie es gelaufen ist - ich freue mich sehr, dass ich die Etappe gewinnen konnte."

Froome, der nicht nur die anderen Topfavoriten auf den Gesamtsieg, sondern auch die versammelte Sprinter-Elite um Mark Cavendish , Marcel Kittel und André Greipel genarrt hatte, wurde Zweiter. Der Brite hatte schon in der vergangenen Woche bei der Abfahrt vom Peyresourde in den Pyrenäen mit einem Angriff überrascht und 23 Sekunden auf den zweimaligen Tour-Zweiten und mutmaßlich härtesten Widersacher Nairo Quintana gutgemacht.

Froome geht mit 28 Sekunden Vorsprung auf seinen zweitplatzierten Landsmann Adam Yates auf die womöglich vorentscheidenden Etappen auf den Mont Ventoux heute und das Zeitfahren morgen über 37,5 Kilometer. Der Kolumbianer Quintana ist mit 35 Sekunden Vierter.

Die großen Verlierer in Montpellier waren neben Quintana, der die Attacke verschlief, die Sprinter. Kittel und Greipel versuchten wenigstens noch, den Schaden zu begrenzen. Sie hätten die Ausreißer fast noch gestellt. Am Ende fehlten sechs Sekunden. Der Dreifach-Sieger Mark Cavendish spielte diesmal gar keine Rolle. Er fiel schon mehrere Kilometer vor dem Ziel aus der Verfolgergruppe mit Greipel und Kittel an der Spitze zurück.

"Es war ein echt krasser Tag. Wir sind richtig schnell gefahren auf der Windkante. Es war wahnsinnig viel Nervosität im Feld, und am Ende hat es richtig viel Körner gekostet. Wir haben uns als Mannschaft nicht gefunden. Das war anders geplant. Ist einfach mies gelaufen", sagte ein enttäuschter Marcel Kittel . "Ich weiß nicht, welches Rad ich im Finale verloren habe", ärgerte sich der weiter sieglose Greipel. Er hatte bei jedem seiner Tour-Starts seit 2011 mindestens eine Etappe gewonnen.

Froome als genialer Abfahrer, Froome als Sprinter - der Brite ist in diesem Jahr für Überraschungen am Fließband gut. Heute und morgen will er in seinen eigentlichen Parade-Disziplinen seinen Vorsprung ausbauen. Am französischen Nationalfeiertag erklimmt die Tour heute mit dem Mont Ventoux ihren legendärsten Gipfel. Doch wegen vorausgesagter Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern ist das Ziel für die Etappe um sechs Kilometer vorverlegt worden.

Dennoch: "Der Ventoux ist ein Mythos im Radsport und jeder will dort gewinnen, wie es die Allergrößten schon geschafft haben", sagt Quintana, der heute attackieren muss, um seine Siegchancen zu wahren. Letztmals war der Ventoux 2013 Etappenziel, als Froome mit dem Sieg den Grundstein für seinen ersten Tour-de-France-Triumph legte.

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