Friedrichs Aufstieg nach dem Abstieg

Erasmia. Arne Friedrich erlebt im Jahr des Absturzes mit Hertha BSC einen Höhenflug in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Bei seinem vierten großen Turnier darf der 31-Jährige in Südafrika Chef der Abwehr sein - wovon er überrascht ist

Erasmia. Arne Friedrich erlebt im Jahr des Absturzes mit Hertha BSC einen Höhenflug in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Bei seinem vierten großen Turnier darf der 31-Jährige in Südafrika Chef der Abwehr sein - wovon er überrascht ist. "Ich dachte, meine Chancen sind nicht so groß, bei der WM zu spielen", gesteht Friedrich nach einem schweren Jahr in Berlin mit dem Abstieg aus der Bundesliga. Doch den Hertha-Frust konnte er in der WM-Vorbereitung abschütteln. Der Routinier beeindruckte Bundestrainer Joachim Löw mit seinem Auftreten auf und neben dem Platz. "Er hat mich in der Vorbereitung einfach überzeugt durch Schnelligkeit und Konzentration", lobt Löw: "Er hat sich exponiert als erfahrener Spieler. Er redet viel, gibt Anweisungen, ist laut."

Friedrich ist der Prototyp des Spielers, der vor Turnieren stets unterschätzt wird. "Dass ich am Anfang nicht hoch gehandelt werde, ist Alltag", sagt er. Dennoch stand er bei den Nationaltrainern stets hoch im Kurs. 2004 bei der Europameisterschaft bestritt Friedrich unter Rudi Völler alle drei Partien. Auf 573 WM-Einsatzminuten kam er 2006 bei Jürgen Klinsmann. Und auch Löw setzte bei der EM 2008 ab dem letzten Gruppenspiel bis zum Finale auf ihn als Rechtsverteidiger.

Friedrich hat nun 72 Länderspiele seit seinem Debüt am 21. August 2002 in Sofia gegen Bulgarien (2:2) bestritten. Aber erst jetzt in Südafrika hat er sein Ziel erreicht. Er darf endlich auch im Deutschland-Trikot auf seiner Lieblingsposition als Innenverteidiger ran. "Ich bin kein Philipp Lahm, der 90 Minuten die Linie rauf- und runter rennt. Im Zentrum hat man andere Aufgaben, muss vor allem mehr organisieren", erklärt der 31-Jährige.

In den Testspielen gegen Ungarn (3:0) und Bosnien (3:1) konnte Friedrich mit dem Bremer Per Mertesacker proben. Selbstbewusst sagt er: "Ich glaube nicht, dass Per mein Chef ist." Gemeinsam wollen sie den Laden hinten dicht machen. Man liege "auf einer kommunikativen Wellenlänge", berichtet Mertesacker: "Einen Taktgeber gibt es nicht mehr, wenn man eine Viererkette hoch professionell bestreiten will."

Friedrich kann die WM als Laufsteg bei der Suche nach einem neuen Verein nutzen. In Liga zwei will er mit der Hertha nicht. Sein Berater verhandele mit Clubs. "Aber es hat noch keine Entscheidung gegeben", sagt der Abwehrspieler. Es könne auch noch Wochen dauern. Jedenfalls könnte sich gute WM für Friedrich in barer Münze auszahlen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort