Olympische Winterspiele in Südkorea Friedrich sorgt für historische Bob-Bilanz

Pyeongchang · Zwölf Jahre nach André Lange hat Francesco Friedrich wieder das Double für Deutschlands Bobsportler geschafft. Nach der Pleite von Sotschi bejubelt Cheftrainer René Spies das Triple im Eiskanal.

 Die Teams von Silbergewinner Nico Walther (Zweiter von rechts) und Goldgewinner Francesco Friedrich (ganz rechts) präsentieren stolz ihre Medaillen.

Die Teams von Silbergewinner Nico Walther (Zweiter von rechts) und Goldgewinner Francesco Friedrich (ganz rechts) präsentieren stolz ihre Medaillen.

Foto: dpa/Tobias Hase

Nach seinem grandiosen Gold-Double wurde Francesco Friedrich von seinen Gefühlen übermannt. „Wir haben vier Jahre drauf hingearbeitet. Das ist das Beste was passieren konnte“, sagte der Doppel-Olympiasieger im Bob. Nach seinen Triumphen im Zweier- und nun im Viererbob dachte der Sachse mit tränenerstickter Stimme auch an seine Liebsten daheim: „Meine Familie, meine Frau, die meinen kleinen Sohn Karl hüten musste, das ist für alle die größte Belohnung.“

Cooler war Friedrich im schwierigen Eiskanal des Olympic Sliding Centres mit seiner Crew Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis unterwegs. Nach vier Läufen hatte der 27-jährige Pilot aus Oberbärenburg beinahe unglaubliche 0,53 Sekunden Vorsprung vor Vereinskollege Nico Walther und dem zeitgleichen südkoreanischen Fahnenträger Won Yunjong herausgefahren. „Es hat hundertprozentig gepasst. Ich habe mit minimalen Lenkbewegungen immer die Linie treffen können“, sagte Friedrich nach dem ersten Doppel-Erfolg im Viererbob seit 34 Jahren.

„Wahnsinn, dass Franz so krass fahren kann“, sagte Anschieber Grothkopp, der bei der Siegerehrung den Tränen freien Lauf ließ. Zweierbob-Olympiasieger Thorsten Margis verriet: „In der Überfahrt zur Kurve zwölf waren wir schon am Jubeln, weil es voll geil war.“ Margis fuhr die letzten Meter im Zielauslauf schon stehend im Bob mit weit ausgestreckten Armen und schrie seine Freude heraus. Auch der so ehrgeizige Heimtrainer Gerd Leopold war überzeugt von seinem „Jahrhunderttalent“: „Ich habe ihn so stark erwartet, dass es natürlich so aufgeht, ist Wahnsinn“, sagte er: „Er lebte nicht nur vom starken Start, sondern überzeugte in der Bahn.“

Das war auch für Walther der Schlüssel zu Silber. Im letzten Durchgang schaffte er mit seiner routinierten Crew um Kevin Kuske, Alexander Rödiger und Eric Franke mit 4,88 Sekunden seine beste Startzeit. „Kevin hat vor seinem Ruhestand noch mal all seine Körner aus seinen müden Knochen herausgeholt“, lobte er den 39-jährigen Kuske. Mit Silber und nun sechs Medaillen bei fünf Winterspielen wurde der viermalige Olympiasieger zum erfolgreichsten Bobsportler der Welt.

Letztmals hatten 1984 in Sarajevo Wolfgang Hoppe und Bernhard Lehmann für die damalige DDR einen Doppel-Erfolg im Viererbob geschafft. Friedrich ist erst der siebte Bobpilot, der in der 94-jährigen Bob-Historie das goldene Double perfekt machte. Mit Andreas Ostler (1952), Meinhard Nehmer (1976), Wolfgang Hoppe (1984) und Andre Lange (2006) schafften das bislang nur vier Deutsche. „Damit ist Franz in der Gilde der Großen angekommen“, sagte der viermalige Olympiasieger Lange.

Mit dem goldenen Abschluss in der Königsklasse und Silber durch Walther haben die Bobpiloten um Cheftrainer René Spies die Schmach von Sotschi von vor vier Jahren mehr als vergessen lassen. „Dass wir mit einem Doppelsieg hier rausgehen, ist einfach fantastisch“, sagte Spies, der bei seinem olympischen Cheftrainer-Debüt alle Olympiasiege holte: „Hätte ich vor zwei Jahren beim Neuanfang mit den Frauen gesagt, wir fahren nach Pyeongchang und unser Ziel sind drei Goldmedaillen, dann hätten sie mich innerhalb einer Woche entlassen und mich für verrückt erklärt. Aber so ist das manchmal im Sport“, sagte der Trainer, der im April 2016 die Nachfolge des in Sotschi gescheiterten Bundestrainers Christoph Langen angetreten hatte.

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