„Waschi“ startet beim Weltcup in Doha Bitte keine Rechenspiele

Saarbrücken · Freiwasserschwimmer Andreas Waschburger kämpft beim Weltcup am Samstag ums WM-Ticket. Auch Sarah Bosslet startet in Doha.

 Andreas Waschburger fühlt sich top in Form. Beim Weltcup in Doha peilt der 32-jährige Saarbrücker einen Spitzenplatz an.

Andreas Waschburger fühlt sich top in Form. Beim Weltcup in Doha peilt der 32-jährige Saarbrücker einen Spitzenplatz an.

Foto: dpa/Neil Munns

Freiwasserschwimmer Andreas Waschburger aus Saarbrücken möchte an diesem Samstag nicht rechnen. Für ihn steht nämlich ein ganz wichtiger Wettkampf an, bei dem es auf jeden Platz ankommt. Beim Weltcup-Rennen in Doha geht es um die Fahrkarten zur WM vom 13. bis 18. Juli im südkoreanischen Gwangju.

Und in der Hauptstadt Katars hat der 32-Jährige Polizeikommissar gute Karten. Zur WM-Qualifikation werden die Ergebnisse des ersten Weltcups in Abu Dhabi im vergangenen November und eben Doha addiert. Und in Abu Dhabi schwomm „Waschi“ sein stärkstes Rennen der vergangenen zwei Jahre. In Anwesenheit der kompletten Weltelite kam der Saarländer über die zehn Kilometer am Ende auf Platz sechs und wurde damit beim Sieg seines Nationalmannschaftskollegen Florian Wellbrock (Bremen) zweitbester Deutscher. Rob Muffels (Elmshorn) wurde Achter, Christian Reichert (Wiesbaden) 14. – das bedeutet einen kleinen Vorteil für Waschburger.

Das erste WM-Ticket wird wohl an 1500-Meter-Freistil-Europameister Wellbrock gehen, das andere will sich der Saarländer schnappen. „Ich will nicht viel rechnen, sondern einfach die anderen schlagen“, sagt er. Dafür müsste er erneut mindestens zweitbester Deutscher werden. „Realistisch gesehen heißt es wohl: Rob oder ich“, glaubt Waschburger. Reichen würde es aber auch, wenn er einen Platz hinter Muffels oder Reichert landen würde. Bei zwei Plätzen Rückstand auf die interne Konkurrenz entscheidet die bessere Einzelplatzierung. Würde Muffels Sechster und Waschburger Achter, könnte es sogar kompliziert werden. „Dann weiß keiner, was passiert. Wobei ich finde, dass dann die Zeit einbezogen werden müsste“, sagt der Saarbrücker, der im November 20 Sekunden vor Muffels und nur fünf Sekunden hinter Sieger Wellbrock gelegen hatte.

Die Chancen, dass der Rechenschieber eingepackt bleiben kann, stehen aber gut. „Das Training in diesem Jahr war bisher top“, sagt Waschburger: „Es ist sogar noch besser gelaufen als vor Abu Dhabi.“ Seit Jahresbeginn ackerte der 32-Jährige wieder in der Trainingsgruppe von Star-Trainer Philippe Lucas in Montpellier. Und ackern ist wörtlich gemeint, Waschburger ist im Schnitt fünf Stunden am Tag im Wasser. Zehn Einheiten zu je zweieinhalb Stunden pro Woche im Becken, dazu Krafteinheiten – seine Tage in Südfrankreich sind von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends durchgetaktet.

„Am Anfang, als ich bei Philippe war, hatte ich Einheiten, nach denen ich völlig platt war. Die kann man jetzt an einer Hand abzählen“, sagt der Olympia-Teilnehmer von 2012, der sich an die Belastungen gewöhnt hat und offenbar wieder schneller geworden ist. „Das Training von Philippe schlägt an, da ist viel Intensität dahinter. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich mit einer schlechteren Platzierung aus Doha heimfahre als in Abu Dhabi“, verströmt „Waschi“ puren Optimismus.

Bei seiner Formstärke hilft ihm auch die Unterstützung seiner Freundin und seines Arbeitgebers. „Meine Freundin war mich wieder in Montpellier besuchen. Und der Polizei bin ich sehr dankbar, dass die Verbindung mit dem Hochleistungssport so gut klappt“, sagt Waschburger. Die WM-Qualifikation wäre umso wichtiger, weil es bei der Weltmeisterschaft auch schon um die Tickets für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio geht.

Nach Doha stehen wieder Dienste bei der Polizei an, ehe es zur WM-Vorbereitung ans Mittelmeer zu Lucas geht – sofern alles klappt. Am heutigen Mittwoch hebt der Flieger nach Doha ab, dort erwarten die Atheten 25 Grad und Sonnenschein sowie 21 Grad Wassertemperatur. Die genaue Startzeit und der Streckenverlauf an der Küste des Persischen Golfs standen noch nicht fest. „Letztes Jahr haben wir das einen Tag vor dem Rennen erfahren“, erinnert sich „Waschi“.

Genau wie Waschburger musste sich auch Sarah Bosslet erst ans Training bei Philippe Lucas anpassen. In dieser Anpassungsphase kam die St. Ingberterin in Abu Dhabi als viertbeste Deutsche auf Platz 26 ins Ziel. Ihre WM-Chancen sind damit nur noch theoretisch. „In Doha ist mein Ziel eine Top-20-Platzierung“, sagt sie. Damit könnte sie sich noch mit einem der ersten beiden Plätze bei den offenen französischen Meisterschaften über die 5 Kilometer für die WM qualifizieren. Auch die WM-Quali über 25 Kilometer ist noch möglich.

„Ich fühle mich gut und mache mir keinen Stress“, sagt Bosslet, die schon gestern von Marseille nach Doha flog. Lucas verschrieb ihr für das Training verstärkt Krafteinheiten, die Beine zusammengebunden, ging es um die Arme. „Ich habe auch das Gefühl, dass ich mehr Kraft gewonnen habe“, sagt sie.

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