Vierschanzentournee Freitag schont sich für höhere Ziele

Bischofshofen · Der deutsche Skispringer tritt zum Abschluss der Vierschanzentournee in Bischofshofen nicht an. Ein längerer Ausfall droht nicht.

 Skispringer Richard Freitag verlässt nach seinem Sturz im ersten Durchgang die Bergisel-Schanze in Innsbruck. In Bischofshofen tritt er zum Abschluss der Vierschanzentournee nicht mehr an.

Skispringer Richard Freitag verlässt nach seinem Sturz im ersten Durchgang die Bergisel-Schanze in Innsbruck. In Bischofshofen tritt er zum Abschluss der Vierschanzentournee nicht mehr an.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Auf eine Hauruck-Rückkehr in Bischofshofen verzichtete der schmerzgeplagte Richard Freitag vor allem für das große Ziel Olympia. Stattdessen reiste Deutschlands bester Skispringer einen Tag nach seinem Sturz in Innsbruck von der Vierschanzentournee ab und wird die letzte Station in Bischofshofen an diesem Samstag (17 Uhr/ARD und Eurosport) nicht mehr bestreiten. In seiner neuen Wahl-Heimat Oberstdorf soll er nun für die anstehenden großen Herausforderungen wieder fit gemacht werden.

„Aktuell macht Skispringen keinen Sinn für mich. Aufgrund der Prellungen kann ich weder in die Anfahrtshocke gehen, noch dynamisch einen Sprung auslösen“, sagte der Gesamtweltcup-Führende über seinen Ausstieg aus der Tournee und seine Schmerzen im Hüftbereich. Zwei Wochen vor der Skiflug-WM in Oberstdorf und gut fünf Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang droht der lädierte Freitag damit auch, seine Führung im Weltcup an Kamil Stoch zu verlieren. Der Pole könnte mit einem Sieg in Bischofshofen nicht nur den bisher nur von Sven Hannawald geschafften Tournee-Grand-Slam perfekt machen, sondern Freitag auch das Gelbe Trikot abnehmen.

„Es ist das erste Mal, dass ich aus einer laufenden Tournee aussteigen muss. Das ist zwar bitter, aber da es in der Saison noch einiges zu holen gibt, wäre es unklug, nicht auf den eigenen Körper zu hören“, sagte der 26-Jährige am Freitag. Die Hoffnungen auf den Gesamtsieg bei der Tournee waren ohnehin dahin, nachdem Freitag wegen großer Schmerzen am Bergisel nicht zum zweiten Durchgang antreten konnte.

Um bei der letzten Station im Pongau starten zu dürfen, hätte Freitag die Qualifikation bestreiten müssen. Das kam für den Gelb-Träger am Freitag nur rund 26 Stunden nach seinem Sturz zu früh. Stattdessen kehrte der Sachse nach Oberstdorf zurück, wo er von einem Physiotherapeuten behandelt wird. Ob Freitag zum Skifliegen in Bad Mitterndorf in der kommenden Woche zurückkehrt, entscheidet sich in den nächsten Tagen. „Aktuell sind wir zuversichtlich“, erklärte ein Sprecher des Deutschen Skiverbandes. Auch am Kulm gibt es für Freitag, Stoch und Co. zwei Mal die Höchstpunktzahl von 100 Weltcup-Punkten zu gewinnen. Noch auf dem Heimweg schickte Freitag über die Sozial-Netzwerke eine Videobotschaft an seine Fans: „Sobald es wieder geht, will ich zurück auf die Schanze. Das sollte ganz zügig gehen.“

Der achtmalige Weltcup-Sieger Freitag überkreuzte am Bergisel bei der Landung nach einem Sprung auf 130 Meter die Ski-Enden und kam im Auslauf zu Fall. Teamarzt Mark Dorfmüller empfahl dem aktuell besten deutschen Adler, auf den Wettbewerb in Bischofshofen zu verzichten. „Die Prellungen im Bereich der linken Hüfte schränken die Beweglichkeit in einem erheblichen Maße ein und sind überdies sehr schmerzhaft. Leistungssport auf höchstem Niveau macht unter diesen Voraussetzungen keinen Sinn“, sagte Dorfmüller, der am Donnerstagabend in Innsbruck schon „eine erste Entwarnung“ geben konnte.

Bei dem Sturz im nebligen Aufsprunghang von Innsbruck wurde zunächst befürchtet, dass auch Freitags Knie in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bundestrainer Werner Schuster betonte direkt: „Es ist schade, dass dieser großartige Sportler hier nicht belohnt wird.“ Er machte auch Jury und Wettkampfleitung Vorwürfe, weil Freitag trotz schwieriger Verhältnisse und teilweise schlechter Sicht aus hoher Anlaufluke starten musste. „Bis jetzt lief die Vierschanzentournee ziemlich gut nach Plan. Jetzt hat sie wieder eine Geschichte geschrieben – leider keine positive“, erneuerte Schuster am Freitag seine Kritik.

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