Frankreich glaubt an Voeckler - aber er nicht an sich

Valence. Das begehrte Stück Stoff hängt fein säuberlich auf einem Bügel. Thomas Voeckler hat das Gelbe Trikot der Tour de France sorgsam an den Sattel seines Fahrrads gehängt, das ebenfalls gelb ist. Die Kombination verleiht dem tristen Hotel-Parkplatz an der A7 im südfranzösischen Valence etwas Glanz

Valence. Das begehrte Stück Stoff hängt fein säuberlich auf einem Bügel. Thomas Voeckler hat das Gelbe Trikot der Tour de France sorgsam an den Sattel seines Fahrrads gehängt, das ebenfalls gelb ist. Die Kombination verleiht dem tristen Hotel-Parkplatz an der A7 im südfranzösischen Valence etwas Glanz.Eigentlich sollte Voeckler, überraschender Spitzenreiter der Tour, in einem Konferenzraum des Hotels Rede und Antwort stehen. Doch man hatte den Andrang offenbar unterschätzt und die Gesprächsrunde gestern am Ruhetag der Tour nach draußen in die gleißende Sonne der Provence verlegt.

"Tous fous du Tour" ("Alle verrückt auf die Tour") - unter dieses Motto hat der Veranstalter die Frankreich-Rundfahrt 2011 gestellt. Momentan spiegelt das die Realität wieder. Ganz Frankreich fiebert mit, wenn der kleine Mann aus dem Elsass mit starrem Blick und die Zähne aufeinanderbeißend sein Gelbes Trikot verteidigt. Schließlich ist es 26 Jahre her, dass ein Landsmann gewann. Bernard Hinault errang 1985 den letzten seiner fünf Tour-Siege.

Am Montag rief die Zeitung "L'Equipe" dazu auf, an Voeckler zu glauben. Doch der 32-Jährige nimmt selbst der Euphorie den Wind aus den Segeln. "Es ist schön zu hören, aber ich glaube nicht eine Sekunde daran, die Tour zu gewinnen. Die Chance ist null", sagt Voeckler. Er glaube nicht, dass er in den Bergen noch mal auf dem gleichen Niveau wie die Favoriten fahren könne. Auch Hinault zweifelt an einem Tour-Sieger Voeckler: "Was er geleistet hat, ist fantastisch. Aber die Alpen sind schwieriger als die Pyrenäen. Da wird er Probleme bekommen."

Die Konkurrenz ist sich bei der Bewertung von Voecklers Fähigkeiten nicht einig. "Er gewinnt die Tour nicht", sagt Jens Voigt: "Er kann gerne Dritter hinter den Schlecks werden. Er fährt über seinen Verhältnissen. Das Gelbe Trikot verleiht ja Flügel. Irgendwann kommt der Hammer. Davon bin ich überzeugt." Cadel Evans ist anderer Meinung. Er verstehe nicht, warum alle Welt die Schlecks noch als Favoriten sehe. Die hätten zwei Minuten Rückstand auf den Franzosen: "Voeckler hat es selbst in der Hand." Selbst Titelverteidiger Alberto Contador traut Voeckler eine Menge zu: "Er ist in einer unglaublichen Form. Ich sehe ihn auf einer Stufe mit Evans." Und Evans hat sein Teamchef Bjarne Riis unlängst zum Favoriten ausgerufen. dapd "Ich glaube nicht eine Sekunde daran, die Tour zu gewinnen."

Thomas Voeckler

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