Frankreich feiert EM 2016 im "Herzen Europas"

Genf. "Freudenexplosion" bei den Franzosen, Trauer in der Türkei und Katzenjammer in Italien: Der Europäische Fußball-Verband Uefa hat dem Weltmeister-Land die nächste Watschn verpasst, das Wagnis einer Fußball-EM in Eurasien gescheut und die "Grande Nation" Frankreich zum Gastgeber 2016 gekürt

Genf. "Freudenexplosion" bei den Franzosen, Trauer in der Türkei und Katzenjammer in Italien: Der Europäische Fußball-Verband Uefa hat dem Weltmeister-Land die nächste Watschn verpasst, das Wagnis einer Fußball-EM in Eurasien gescheut und die "Grande Nation" Frankreich zum Gastgeber 2016 gekürt. Mit dem knappsten Vorsprung von 7:6 Stimmen setzte sich die Heimat von Uefa-Präsident Michel Platini am Freitag im zweiten Wahlgang gegen Geheimfavorit Türkei durch. Italien scheiterte kläglich im ersten Wahlgang und war wie bei der Bewerbung für 2012 der große Verlierer.

Uefa geht kein Risiko ein

"Die Uefa kann mit dieser Entscheidung ruhig schlafen", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger, der als eines von 13 Mitgliedern des Uefa-Exekutivkomitees in Genf seine Stimme abgeben durfte. Nach den negativen Erfahrungen mit den schleppenden Vorbereitungen für die der EM 2012 in Polen und der Ukraine vertraute die Uefa bewährten Kräften. "Nach den großen Sorgen und Anstrengungen um die EM 2012 könnte es für einige bei ihrer Wahl ein Grund gewesen sein, nicht weiter ins Risiko zu gehen", sagte Zwanziger. Erstmals werden in sechs Jahren 24 statt wie bisher 16 Mannschaften um die EM-Trophäe spielen. "Das setzt eine schlagkräftige Organisation voraus. Da ist schon die Frage: Gehst du auf Nummer sicher?", sagte der DFB-Chef.

"Schade, dass wir diese Möglichkeit mit nur einer Stimme verpasst haben", sagte der türkische Präsident Abdullah Gül, richtete nach der dritten erfolglosen Bewerbung in Serie aber den Blick in die Zukunft. "Hoffen wir das Beste. Neue Stadien, neue Autobahnen, Schnellzüge, Flughäfen sind nicht nur für den Sport, sie sind für das türkische Volk."

"France", war das einzige Wort, das der französische Uefa-Boss Platini herausbrachte, als er um 13.06 Uhr den berühmten Umschlag öffnete und bei der französischen Delegation um Präsident Nicolas Sarkozy und den ehemaligen Nationalspieler Zinédine Zidane eine "Freudenexplosion" entfachte, wie ein Reporter zu Protokoll gab. "Ich gebe zu, dass das kein einfacher Moment für mich ist", sagte Platini später. Zum dritten Mal nach 1960 und 1984 ist Europa nun zu Gast beim EM-Titelträger von 1984 und 2000; zum fünften Mal insgesamt nach den Weltmeisterschaften 1938 und 1998 darf die "Grande Nation" wieder ein Großereignis ausrichten.

Milliarden-Investitionen

2016 soll in neun Städten gespielt werden. Neue Stadien entstehen in Bordeaux, Lyon, Lille und Nizza, rund 1,7 Milliarden Euro sollen investiert werden. "Wir versprechen eine EM ohne Risiken, ohne große Sorgen, eine ruhige EM. Wir leben in einem stabilen, sicheren Land, wo die Infrastruktur schon da ist", sagte der französische Verbandspräsident Jean-Pierre Escalettes. "Frankreich liegt im Herzen Europas. Wir wollen zu vernünftigen Preisen die Leute willkommen heißen", kündigte Escalette an - was durchaus auch als kleiner Seitenhieb gegen die Italiener verstanden werden durfte. In ihrem Evaluierungs-Bericht hatte die Uefa unter anderem zu hohe Eintrittspreise moniert. dpa

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