Formel Feierabend

Silverstone. An ihrem Geburtsort Silverstone hat ein Aufstand der Spitzenteams der Formel 1 wohl den Todesstoß versetzt. Mit der Ankündigung einer eigenen Rennserie ab 2010 und dem Rückzug aus der Königsklasse haben die in der Team-Vereinigung Fota vereinigten acht Top-Rennställe die Formel 1 in ihrem 60. Jahr zumindest in der derzeitigen Form begraben. "Das ist das Ende der Formel 1

Silverstone. An ihrem Geburtsort Silverstone hat ein Aufstand der Spitzenteams der Formel 1 wohl den Todesstoß versetzt. Mit der Ankündigung einer eigenen Rennserie ab 2010 und dem Rückzug aus der Königsklasse haben die in der Team-Vereinigung Fota vereinigten acht Top-Rennställe die Formel 1 in ihrem 60. Jahr zumindest in der derzeitigen Form begraben. "Das ist das Ende der Formel 1. Eine neue Ära wird beginnen", meinte der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso.

Ob dies in dem Streit der Fota mit dem Automobil-Verband FIA um ein Budgetlimit das letzte Wort war, ist noch offen. Schlüsselfigur in dem Konflikt ist Fia-Chef Max Mosley (Foto: afp), der die Teams mit seinen jährlichen Regeländerungen immer wieder provoziert hat. Die acht Top-Teams um Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Sauber wollen den Briten von der Spitze des Dachverbands stürzen - möglichst schon nächsten Mittwoch auf der Sitzung des Fia-Weltrats. Eine Fia ohne Mosley wäre sicher ein einfacherer Verhandlungspartner für die Fota.

"Die Teams haben keine andere Alternative, als mit den Vorbereitungen für eine neue Meisterschaft zu beginnen, die die Werte ihrer Teilnehmer und Partner widerspiegelt", teilten die Rennställe nach einem Treffen der Teamchefs mit. Zugleich zogen die Fota-Mitglieder ihre Nennung für die Saison 2010 zurück. Die Fia sei nicht von ihrer "starren Haltung" abgerückt, klagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.

Den ganzen Tag belagerten Reporter das Fia-Motorhome, um ein Statement von Mosley zu erhalten. In einer ersten Reaktion blieb die Fia stur: Die Anmeldefrist für die neue Saison werde am Freitagabend auslaufen. Die endgültige Liste soll am Samstag in Silverstone, wo am Sonntag (14 Uhr/RTL) der Große Preis von Großbritannien gestartet wird, präsentiert werden.

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (Foto: dpa) gab sich erstaunlich gelassen: "Ich bin nicht besorgt. Die Formel 1 läuft seit 60 Jahren und wird weiterlaufen", sagte er. Dennoch: Bleibt es bei der Abspaltung, sitzt der 78-Jährige auf einem wertlosen Produkt.

In einer Formel 1 ohne die Top-Teams würden auch die großen Fahrernamen fehlen. Längst haben die Stars wie Weltmeister Lewis Hamilton versprochen, ihren Arbeitgebern auch in eine neue Rennserie zu folgen. "Wir wollen gegen die besten Fahrer und die besten Teams antreten. Das sagt ja wohl alles", meinte Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel.

Ob die Fota eine Serie mit einer Struktur wie in der Formel 1 auf die Beine stellen kann, muss sich zeigen. Angeblich stehen Vermarkter schon Schlange. Schon vor einigen Jahren hatten die Hersteller Pläne für eine eigene Serie ausgearbeitet. Diese könnten nun aus der Schublade geholt werden.

Meinung

Zwei Streithähne und kein einziger Gewinner

Von SZ-Redakteur

Mark Weishaupt

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte - jedenfalls sagt das der Volksmund. Beim Streit zwischen dem Automobil-Weltverband Fia und der Teamvereinigung Fota trifft das nicht zu - im Gegenteil. Hier gibt es nur Verlierer.

Verlierer Nummer eins ist Fia-Präsident Max Mosley, der ein Regelwerk gegen die Mehrheit der Teams durchdrücken wollte - eine blauäugige Idee und nicht machbar. Verlierer Nummer zwei ist Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, der im kommenden Jahr eine Serie vermarkten muss, die kaum einer sehen will. Verlierer Nummer drei sind die Teams - sowohl die, die in der Formel 1 bleiben, weil die Serie uninteressanter wird, als auch die, die aussteigen, weil von heute auf morgen eine neue Serie kaum vernünftig organisiert werden kann.

Der größte Verlierer aber sind die Formel-1-Fans, für die ihr "Sport" - wenn man ihn denn so nennen mag - das Größte überhaupt ist und die viel Geld und ihren Urlaub geopfert haben, um am Rande der Rennstrecken Benzinluft zu schnuppern. Die drohen in der kommenden Saison orientierungslos herumzufahren.

Auf Einen Blick

Mit zwei Trainingsbestzeiten hat Sebastian Vettel im Schatten des großen Formel-1-Streits inSilverstone geglänzt. Der 21 Jahre alte Heppenheimer fuhr in seinem Red Bull am Freitag in den beiden Übungssessions zum Großen Preis von Großbritannien jeweils Bestzeit. Allerdings haben die Trainingszeiten eingeschränkte Aussagekraft, da viele Teams neue Teile und die Reifen testen.

Adrian Sutil schaffte im sonst unterlegenen Force India als Elfter und Dritter eine Überraschung. Williams-Pilot Nico Rosberg erreichte zweimal den neunten Platz, Nick Heidfeld im BMW-Sauber wurde 13. und 15., Timo Glock musste sich im Toyota mit den Rängen 16 und 13 zufriedengeben. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort