Formel 1 Jetzt jagt Hamilton sogar Schumachers Rekorde

Mexiko-Stadt · Rockstar und König der Formel 1: Nach seinem fünften WM-Titel feiert nicht nur die Presse den Briten. Er ist jetzt im Kreis der absolut Größten angekommen.

 Der alte und neue Weltmeister Lewis Hamilton (vorne) feiert mit seinem Mercedes-Team seinen erneuten Titelgewinn.

Der alte und neue Weltmeister Lewis Hamilton (vorne) feiert mit seinem Mercedes-Team seinen erneuten Titelgewinn.

Foto: dpa/Pa Wire

Lewis Hamilton genoss das Scheinwerferlicht. In seinen Ohren und in der Nase funkelten die Brillanten, der Formel-1-Superstar strahlte über das ganze Gesicht und redete sich fast in einen Rausch. Kurz schaute er nach oben, ein stiller Gruß an seinen am Donnerstag verstorbenen Großvater: „Ich wollte ihn stolz machen.“

Hamilton sprach über „magische Momente“ in seinem Mercedes auf dem Weg zum fünften WM-Titel, über all die Entbehrungen, die er auf dem Weg an die Spitze überwinden musste, und den „großen Kampf“ mit Sebastian Vettel, den er klar gewann. Aber als er zu Michael Schumacher befragt wurde, musste der wortgewandte Lebemann Hamilton dann doch kurz schlucken.

Schumacher sei ein „Genie“ gewesen, sagte Hamilton: „Ich werde immer ein Fan von ihm sein.“ Und fast schien es ihm ein bisschen unheimlich, dass die bisher für unantastbar gehaltenen Rekorde des Deutschen für ihn jetzt in Reichweite liegen. „Ob ich die Chance habe, mehr zu gewinnen oder nicht, wer weiß? Aber ich werde alles dafür geben“, sagte Hamilton, der nach seinem Triumph von Mexiko endgültig unter den Größten seines Sports angekommen ist.

Vor allem für die italienischen Medien ist es keine Frage, dass Hamilton spätestens in Mexiko die Jagd auf den großen Michael Schumacher eröffnet hat. „Hamilton ist der König der Formel 1, ein Rockstar, der Schumachers Rekord angreifen kann“, schrieb die Gazzetta dello Sport. „Seine Herrschaft über die F1 ist offensichtlich und unbestreitbar“, ergänzte Tuttosport. „Jetzt kann er den Rekord der Rekorde jagen, die sieben WM-Titel von Michael Schumacher“, titelte La Stampa.

Mit Juan Manuel Fangio hat Hamilton nach WM-Titeln gleichgezogen, nun schwebt nur noch Schumacher über dem Briten. Der Rekordweltmeister holte sieben WM-Titel und gewann Stand jetzt 20 Rennen mehr als Hamilton, der noch zwei Jahre bei Mercedes unter Vertrag steht und auf dem Höhepunkt seines Schaffens ist. Nichts scheint für diesen Hamilton unmöglich. „Es ist noch ein weiter Weg, aber ich bin noch ein paar Jahre hier“, sagte er.

Mit 33 Jahren ist er so alt wie Schumacher bei seinem fünften Titelgewinn 2002 mit Ferrari. Und wie der Kerpener ist Hamilton vom Ehrgeiz besessen. „Ich fühle mich, als würde ich immer noch mit diesem wilden Feuer fahren, das ich hatte, als ich acht Jahre alt war“, sagte der Brite, der längst ein echter Anführer ist und sein Team im Gegensatz zu Vettel voll auf sich eingeschworen hat: „Ich werde so lange weitermachen, bis das Feuer erlischt.“

Doch danach sieht es aktuell überhaupt nicht aus. Nachdem ihm in Mexiko ein vierter Platz zum vorzeitigen Titelgewinn gereicht hatte, sprach Hamilton darüber, wie sehr er das Duell mit Vettel genossen hat, wie viel Spaß es ihm macht, immer wieder „die Messlatte höher zu legen“, sein Auto an Grenzen zu bringen, wie es „niemand sonst kann“, alles aus sich „herauszupressen“.

Lange Zeit schien es so, als würde Vettel in dieser Saison die besseren Karten in der Hand halten. Doch Hamilton ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und nutzte die Schwächen und die Fehler seines Rivalen am Ende eiskalt aus. Dies sei „der beste Lewis, den ich je erlebt habe. Er ist komplett“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Als Hamilton dann mit dem Union Jack auf den Schultern das Champagnerbad mit seiner Crew genoss, gratulierte ihm auch Ex-Teamkollege Nico Rosberg per Videobotschaft. „Unglaublich“ sei dieser fünfte Titel, Hamilton könne jetzt „wirklich die Rekorde von Schumacher angreifen“, sagte Rosberg, der ihm 2016 die WM weggeschnappt hatte: „Schumi ist nur zwei Titel entfernt, 20 Rennsiege weg – selbst das ist in zwei Jahren möglich.“ Hamilton könne „versuchen, statistisch gesehen der Beste aller Zeiten zu werden, was unwirklich ist, aber es ist möglich. Und ich bin sicher, dass ihn das motivieren wird.“

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