Vettel muss auf ein Wunder hoffen Vettel verteidigt Mercedes-Stallorder

Sotschi · Lewis Hamilton ist seinem fünften WM-Titel dank umstrittener Teamorder nahe.

 Zum Haareraufen: Sebastian Vettel kann die Hoffnung auf den WM-Titel im Grunde abhaken.

Zum Haareraufen: Sebastian Vettel kann die Hoffnung auf den WM-Titel im Grunde abhaken.

Foto: dpa/Sergei Grits

Sebastian Vettel hatte genug gehört. Immer wieder hagelten unbequeme Fragen auf die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas ein, sie sollten die umstrittene Teamorder beim Großen Preis von Russland erklären – bis ausgerechnet der leidtragende Ferrari-Star seinen Rivalen mit einem Appell zur Seite sprang. „Es ist nicht fair und nett, den beiden diese schwierigen Fragen zu stellen“, sagte der drittplatzierte Vettel nach dem für ihn wohl entscheidenden Rückschlag im WM-Kampf.

Überraschend deutlich stellte sich Vettel nach seiner bitteren Niederlage vor die Konkurrenz, die seine aussichtslos erscheinende Lage im WM-Rennen mit dem unpopulären Manöver nochmals verschärft hatte. Durch den Mercedes-Befehl an Bottas, den siegreichen WM-Spitzenreiter Hamilton Mitte des Rennens vorbeizulassen, verlor Vettel weitere sieben Zähler auf den Engländer, liegt nun 50 WM-Punkte zurück.

Dennoch verzichtete er auf Beschwerden. Er haderte nicht mit dem Gegner, verhielt sich fair. Die Botschaft, die Vettel mit seinem klaren Statement sendete, musste dabei auch die Ferrari-Entscheidungsträger aufhorchen lassen: Seht, was mit uneingeschränkter Unterstützung für den aussichtsreichsten Fahrer möglich ist.

Genau diese hat ihm die Scuderia in den vergangenen Wochen und Monaten verwehrt. Dass Vettel fünf Rennen vor Saisonende auf mindestens eine „Nullrunde“ (Vettel) Hamiltons setzen muss, ist nicht allein die Schuld des stolzen Teams. Vettels Patzer sind ein Grund für den Rückstand, Taktik-Fehler ein anderer. Doch auch falsche Renn-Entscheidungen gehören dazu.

Womöglich wäre Vettels Unfall in Hockenheim bei einer klaren Stallorder zugunsten des Heppenheimers ausgeblieben. Im Qualifying von Monza fehlte ihm der Windschatten seines namhaften Teamkollegen Kimi Räikkönen, am Start in Italien fuhr der Finne dann Kampflinie gegen Vettel. Wie viele Punkte der Deutsche deshalb wirklich verlor, ist Spekulation. Dennoch dürfte er in Russland etwas neidisch auf Hamiltons Situation geblickt haben.

Der Brite hätte unter normalen Umständen nicht seinen dritten Sieg nacheinander gefeiert. Für Vettel zählen mehr denn je Siege. Beim Großen Preis von Japan an diesem Sonntag braucht er die Maximalausbeute. „Wir müssen jedes Rennen zehn Punkte aufholen, oder noch ein bisschen mehr“, sagte Vettel. Die volle Rückendeckung für Hamilton macht die Aufholjagd nicht einfacher.

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