Fußball-Bundesliga Flucht aus München nach nur einer Saison

München · Nationalspieler Sebastian Rudy steht vor einem Wechsel. Er ist nicht der erste, der beim FC Bayern nicht glücklich geworden ist.

 Dass Nationalspieler Sebastian Rudy den FC Bayern München nach nur einer Saison wieder verlassen will, ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Rudy wird mit RB Leipzig und dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht.

Dass Nationalspieler Sebastian Rudy den FC Bayern München nach nur einer Saison wieder verlassen will, ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Rudy wird mit RB Leipzig und dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Ein Jahr beim FC Bayern kann lang werden. Und manch einer ist froh, wenn er sich schon nach einer Saison wieder vom deutschen Fußball-Rekordmeister verabschieden darf. Trotz erheblicher Spielanteile in seiner Premieren-Saison ist Mittelfeldspieler Sebastian Rudy der nächste Kandidat für einen vorzeitigen Abschied.

Der SWR vermeldete am Dienstag, der Transfer des 28-Jährigen zu RB Lepzig sei so gut wie perfekt, die Ablösesumme liege bei 15 Millionen Euro. Rudy solle der Ersatz für Naby Keita sein, der für mehr als 60 Millionen Euro zum FC Liverpool gewechselt war. Andere Medien berichteten derweil dass noch keine Einigung erzielt sei. Die Bild-Zeitung überraschte mit der Nachricht, dass der FC Schalke 04 in den Poker um den Nationalspieler einstgestiegen sei. Nach dem Abgang von Thilo Kehrer zu Paris St. Germain für 37 Millionen Euro ist offensichtlich ausreichend Geld vorhanden.

Schalkes Trainer Domenico Tedesco leugnete nicht, dass er in München war. Doch dass ein Treffen mit Rudy der Grund war für seinen überraschenden Besuch, bei dem der Trainer seinen Assistenten Peter Pechtold und Videoanalyst Lars Gerling im Schlepptau hatte, wollte er nicht bestätigen. Es sei auf alle Fälle „ein Fall von Arbeit“ gewesen, der ihn nach Bayern geführt habe, er sei „nicht zum Vergnügen“ dort gewesen. Und Leipzig? „Sebastian Rudy wechselt nach bisherigem Stand nicht zu RB Leipzig. Wie es in ein oder zwei Wochen aussieht, das weiß ich jetzt auch noch nicht“, sagte Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick. Die Nachricht, Rudy habe bereits unterschrieben, bezeichnete er als „Mutter aller Fake News“. Es sei, fügte er hinzu, seines Wissens nicht entschieden, ob Rudy überhaupt wegwolle, und wenn ja, wohin er gehe.

Trotz aller Verwirrung scheint klar, dass Rudy wegwill. Trotz eines Vertrages bis 2020. Und er ist nicht der einzige, der an der Säbener Straße nicht glücklich geworden ist. Stürmer Ali Daei etwa war im Iran ein Idol, als er zu Arminia Bielefeld wechselte. Im Sommer 1998 ging er zum FC Bayern. Seine Konkurrenten damals: Giovane Elber und Carsten Jancker. Daei kam zwar zu 23 Bundesliga-Spielen, in denen er sechs Tore erzielte, mehr als ein Edelreservist war er aber nicht. Daei zog die Konsequenzen und wechselte zu Hertha BSC, wo er immerhin noch drei Spielzeiten blieb.

Der vom Boulevard als „Fußball-Mozart“ titulierte Andreas Herzog wechselte im Sommer 1995 gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel vom beschaulichen Werder Bremen nach München. 28 Bundesligaspiele absolvierte der Spielmacher, doch unumstritten war der Österreicher nie. Oliver Kahn packte seinen Mitspieler im Duell mit dem VfB Stuttgart sogar am Schlafittchen und schubste ihn. Herzog wechselte dann nach Bremen zurück.

Der Schweizer Alain Sutter empfahl sich beim 1. FC Nürnberg für einen Wechsel. Im Sommer 1994 schlugen die Münchner zu. Sutter bestritt 22 Partien, erzielte aber nur ein Tor. „Der FC Bayern war damals eine Nummer zu groß für mich“, räumte Sutter später ein, auch weil er sich selber zu stark unter Druck gesetzt habe. Beim SC Freiburg fühlte sich der Freigeist dann schon deutlich wohler.

Den Kolumbianer Adolfo Valencia muss man zur Kategorie der Stürmer zählen, die sich beim FC Bayern richtig schwer taten. Auch er hielt es nur eine Saison in München aus. Dabei war er 1993/1094 in 26 Bundesligaspielen sogar elf Mal erfolgreich. Oft traf „El Tren“, so sein eigentlicher Spitzname, aber eben auch daneben, weshalb er als „Entlauber“ tituliert wurde. Im Training traf Valencia nämlich gerne mal Bäume und Hecken.

Das ist bei Sebastian Rudy dem Vernehmen nach nicht der Fall. Aber die große Konkurrenz im Mittelfeld (trotz des Abgangs von Arturo Vidal zum FC Barcelona) mit Javi Martínez, Weltmeister Corentin Tolisso, Leon Goretzka, Thiago und Renato Sanches schreckt ihn offenbar ab. Und sein größtes Fürsprecher, der Italiener Carlo Ancelotti, unter dem er direkt einen Stammplatz hatte, ist längst nicht mehr da.

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