Flaggschiff FC Bayern

München · Der Münchner Auftritt in Portland gegen ein All-Star-Team der Major League Soccer ist nur der Höhepunkt der Auslandsaktivitäten der Fußball-Bundesliga. Die DFL hält einen Fördertopf für die Zielmärkte bereit.

Wer einmal Jörg Wacker über den US-Markt referieren gehört hat, der glaubte, mitunter ein Dollarzeichen in seinen Augen zu erkennen. Einer seiner Lieblingssätze geht so: "Unsere Wurzeln sind München , Bayern und Deutschland - und dennoch müssen wir uns der internationalen Herausforderung stellen." Der smarte Managertyp, der bereits als Sport1-Geschäftsführer, Programmdirektor von bild.de oder Deutschland-Chef bei bwin gearbeitet hat, besetzt seit einem Jahr beim FC Bayern den Vorstandsposten für Internationalisierung und Strategie.

Dass der Branchenführer von München nach New York und dann weiter an die Westküste nach Portland jettete, um am Mittwochabend Ortszeit gegen ein All-Star-Team der Major League Soccer (MLS) anzutreten, fällt in seinen Zuständigkeitsbereich. "Über 300 Millionen Menschen leben in den USA, davon 60 Millionen Fußball-Interessierte und über 15 Millionen Bayern-Interessierte", rechnet Wacker vor, "neben China sind die USA unser wichtigstes Feld." Dazu ist gerade erst im 21. Stock einen Wolkenkratzers in Manhattan ein eigenes Büro des FC Bayern eröffnet worden. Und dafür wird den Weltmeistern und WM-Fahrern jetzt einiges abverlangt: Philipp Lahm , Bastian Schweinsteiger und Mario Götze , Arjen Robben oder auch Dante werden direkt nach ihrem Urlaubsende fast 9000 Kilometer über den Atlantik in den Bundesstaat Oregon gebracht, um danach gleich wieder die Heimreise anzutreten.

Was tut man nicht alles, um einen umkämpften Wachstumsmarkt zu bespielen. Trainer Pep Guardiola kennt es aus seiner Zeit beim FC Barcelona nicht anders, dass die Vorbereitung nicht allein nach sportlichen Erfordernissen, sondern auch nach wirtschaftlichen Notwendigkeiten ausgerichtet wird. Ein schmaler Grat, aber sein Arbeitgeber dient nun einmal als werbliche Speerspitze des deutschen Fußballs.

Die englische Premier League nimmt in den nächsten drei Jahre unglaubliche 2,75 Milliarden Euro aus der Auslandsvermarktung ein. Dagegen nehmen sich die Minimum 140 Millionen Euro, die sich die Deutsche Fußball Liga (DFL ) ab der Lizenzperiode 2015/2016 zum jährlichen Ziel gesetzt hat, bescheiden aus. Immerhin hat die Bundesliga in der Wahlheimat des Jürgen Klinsmann den Fuß in die Tür bekommen: Als Meilenstein gilt der ab 2015/2016 gültige Kontrakt mit 21st Century Fox, mit dem dann 90 Millionen US-Haushalte erreicht werden.

Einig sind sich aber alle: Präsenz ist durch nichts zu ersetzen. Deshalb pflegen der Ligaverband und seine Vereine einen Doppelpass: Die DFL hält bei den Auslandsreisen in die elf zentralen Zielmärkte einen mit 1,5 Millionen Euro gefüllten Fördertopf bereit, wobei sich die Zuschüsse nach dem Reiseziel und dem Marktwert des Clubs richten. Maximal sind bis zu 300 000 Euro Prämie möglich. Die DFL schickt niemand irgendwohin, leistet aber Unterstützung, auch bei der Bandenwerbung oder PR-Arbeit.

So erklärt sich auch das Fernweh mancher Clubs in der langen Vorbereitungsphase. Nach Saisonschluss unternahm die TSG Hoffenheim eine Indien-Rundreise, in die auch die Softwarefirma SAP eingebunden war. Neuland betrat der SV Werder, der Anfang Juli erstmals in China vorstellig wurde, um bei einem geförderten Trip für sich und die Liga zu werben. "Was ich in China registriert habe: Der deutsche Fußball ist hoch angesehen", erzählt Geschäftsführer Thomas Eichin , "doch man konnte auch sehen, wie wichtig es ist, diese Euphorie mit dem richtigen Wissen clever zu managen". Denn die zuständige chinesische Agentur hatte die Eintrittspreise auf Bundesliga-Niveau festgesetzt. Eichin sagt: "Es war klar, dass diese Kalkulation fehlschlagen würde."

Testspiele vor leeren Rängen waren auch Erfahrungen, die der Anfang Juli im chinesischen Guangzhou vorspielende Hamburger SV oder die Ende Juli in die südkoreanische Hauptstadt Seoul geflogene Werkself von Bayer Leverkusen machten. Noch hat das Weltmeisterland eben dicke Bretter zu bohren, um die teils gewaltigen Lücken auf dem internationalen Terrain zu schließen.

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