Sitzung des Fifa-Councils Widerstand gegen Infantino wird größer

Kigali · Fifa-Präsident stellt heute erneut Pläne für weltweite Nations League und eine reformierte Club-WM vor.

 Fifa-Präsident Gianni Infantino verspürt für seine Pläne einer weltweiten Nations League Gegenwind.

Fifa-Präsident Gianni Infantino verspürt für seine Pläne einer weltweiten Nations League Gegenwind.

Foto: dpa/Dmitri Lovetsky

Die „Flucht“ nach Afrika wird Gianni Infantino nicht helfen. Bei der erneuten Vorstellung seiner milliardenschweren wie undurchsichtigen Pläne für zwei neue Wettbewerbe am heutigen Freitag in Ruandas Hauptstadt Kigali muss der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa mit Widerstand rechnen. Die europäischen Council-Mitglieder drohen angeblich mit einem Boykott der Sitzung, in der vielleicht sogar über den Tod des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi diskutiert werden muss.

„Ich bin strikt gegen eine Entscheidung über die Einführung einer neuen Club-WM oder globalen Nations League in Kigali, weil wichtige Grundlagen für eine solch weitreichende sportpolitische Weichenstellung fehlen“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel, der sich gestern mit seinen Kollegen der Uefa beriet, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Dass Infantino für heute eine endgültige Abstimmung plant, ist unwahrscheinlich. Versteckt auf der dritten Seite der Tagesordnung soll unter Punkt vier über die „Zukunft der Wettbewerbe“ gesprochen werden. Der Schweizer ist ein Meister darin, Dinge „in principle“, also grundsätzlich auf den Weg zu bringen – das wird er auch in Kigali versuchen. Die Auswirkungen wären trotzdem gravierend.

Das mysteriöse Angebot über 25 Milliarden US-Dollar für eine reformierte Club-WM und eine weltweite Nationenliga hatte bereits im April für einen Aufschrei gesorgt. Infantino hielt die Hintergründe geheim, sein Hauruck-Plan einer schnellen Entscheidung scheiterte schon damals im Council. Wer genau hinter der Offerte steckt, wissen bis heute nur wenige Eingeweihte. Großinvestor soll der japanische Medienkonzern SoftBank sein, der in der Vergangenheit unter anderem eng mit Saudi-Arabien zusammenarbeitete. Zum saudischen Kronprinzen Muhammad Bin Salman pflegt Infantino ein gutes Verhältnis. Aufgrund des Todes von Khashoggi steht das Königshaus derzeit weltweit scharf in der Kritik.

„Die wirtschaftliche Ausstattung dieser Wettbewerbe und die Namen der Investoren kennen wir nicht. Insoweit kann ich auch nicht sagen, ob Investoren aus Saudi-Arabien an den Wettbewerben interessiert sind“, sagte Grindel: „Wir brauchen jetzt eine klare Entscheidung, dass den zuständigen Fifa-Gremien alle Informationen offengelegt werden.“ Die New York Times zitierte im Vorfeld der Council-Sitzung aus einem internen Schreiben, das beruhigend wirken soll. „Die Fifa würde kein Joint Venture eingehen, das direkt oder indirekt durch Fonds einzelner Staaten finanziert wird“, hieß es.

Unabhängig von der Quelle der gewaltigen Summe sehen die Gegner des Angebots vor allem die weitere Aufblähung des Wettbewerbs-Kalenders kritisch. Für die neue Club-WM sollen zwei Optionen ausgearbeitet worden sein. Beide sehen die Aufstockung auf 24 Teams vor, darunter zwölf aus Europa, die mit Millionen gelockt werden sollen. Die weltweite Nations League wäre direkter Konkurrent zum im September gestarteten Wettbewerb der Uefa, entsprechend gehört der Europa-Verband zu den Oppositionsführern. „Fußball ist einfach nicht zu verkaufen“, hatte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin mehrfach betont.

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